Mainz – Umweltfreundlich erzeugter Wasserstoff könnte schon bald Busse in Mainz, Wiesbaden und Frankfurt antreiben.
Dieses Ziel verfolgen die drei Nahverkehrsgesellschaften Mainzer Verkehrsgesellschaft (MVG), ESWE Verkehr und traffiQ. Sie haben sich mit anderen Verkehrsbetrieben in Europa für die Teilnahme an einer Förderinitiative der Europäischen Union beworben, in deren Rahmen der Einsatz größerer Flotten von Brennstoffzellen-Bussen für den öffentlichen Nahverkehr europaweit demonstriert werden soll. Über die Initiative „H2Bus Rhein-Main – emissionsfreier Nahverkehr in der Metropolregion“, informierten heute in Mainz MVG-Geschäftsführer Jochen Erlhof, Stadtwerke-Vorstand Dr. Tobias Brosze, die rheinland-pfälzische Umwelt- und Energieministerin Ulrike Höfken und die Mainzer Umwelt- und Verkehrsdezernentin und MVG-Aufsichtsratsvorsitzende Katrin Eder die Medien auf dem Gelände der MVG und spannten damit die Brücke zu einem Pressefrühstück, bei dem die drei Verkehrsunternehmen kurz zuvor bei ESWE Verkehr in Wiesbaden über das „H2Bus Rhein-Main“-Projekt informiert hatten.
Der öffentliche Personennahverkehr boomt. Nicht nur bei der ESWE Verkehr in Wiesbaden und der traffiQ in Frankfurt, sondern auch in Mainz. Letztes Jahr konnte die MVG mit mehr als 52 Millionen Passagieren einen neuen Fahrgastrekord verzeichnen. Diesen Zuwachs umweltschonend zu gestalten, ist das erklärte Ziel des Projekts „H2Bus Rhein-Main – emissionsfreier Nahverkehr in der Metropolregion“. Brennstoffzellenbusse nutzen Wasserstoff (chemische Formel: H2) als Energieträger, der von Brennstoffzellen in elektrische Energie – und somit in einen umweltschonenden Elektroantrieb für das Fahrzeug – umgewandelt wird. Da die Abgasemissionen eines solchen Busses ausschließlich aus völlig unschädlichem Wasserdampf bestehen, und da zudem der Elektroantrieb solcher Busse praktisch keinerlei Geräuschemissionen verursacht, gilt der Einsatz von Brennstoffzellen-Bussen als ein äußerst vielversprechendes Konzept für den umweltfreundlichen, weil emissionsfreien und ressourcenschonenden Nahverkehr der Zukunft.
Neben diesen ökologischen Aspekten spricht auch die Praxistauglichkeit von Brennstoffzellen-Bussen für deren künftige Nutzung: Die Busse besitzen eine für den Einsatz im Linienverkehr vollkommen ausreichende Reichweite von gut 300 Kilometern, sie lassen sich in kurzer Zeit (nur etwa zehn Minuten) betanken, und sie unterliegen im Gegensatz zu reinen batteriebetriebenen Bussen keinerlei operativen Einschränkungen im Verkehrsalltag.
Es handelt sich also um ein in vielerlei Hinsicht zukunftsweisendes ÖPNV-Konzept, das heute bei der MVG und kurz zuvor bei der ESWE Verkehr erstmals der Öffentlichkeit präsentiert wurde. Zwei unterschiedliche Brennstoffzellen-Bustypen mit allen technischen Details wurden bei dieser Gelegenheit vorgestellt, und auch das Thema „ökologische Wasserstoffherstellung“ wurde erläutert. Hier haben die Stadtwerke Mainz eine Vorreiterrolle: Im neuen Energiepark Mainz in Hechtsheim erprobt das kommunale Unternehmen seit Mitte 2015 mit den Partnern Linde und Siemens und mit wissenschaftlicher Begleitung der Hochschule RheinMain im großtechnischen Stil die Erzeugung von Wasserstoff mit Hilfe von Windenergie. Beim Pressetermin in Mainz vermittelte eine abschließende kleine Rundtour den Teilnehmern einen ersten Eindruck vom Fahrgefühl in einem Brennstoffzellen-Bus.
Stimmen zum Projekt „H2Bus Rhein-Main – emissionsfreier Nahverkehr in der Metropolregion“:
Umwelt- und Energieministerin Ulrike Höfken:
„Eine Wasserstoff-Busflotte für Mainz und die Region -das ist ein beispielgebender Schritt in die Zukunft. Wir unterstützen dieses wichtige Modellprojekt. Es zeigt, dass vom Ausstieg aus den schmutzigen fossilen Energieträgern alle profitieren: das Klima, die Umwelt und ganz unmittelbar die Menschen in der Stadt. Kein Lärm und statt giftiger Abgase nur Wasserdampf. Eine Busflotte, die mit Wasserstoff aus regenerativen Quellen durch die Stadt fährt, das hat auch Vorbildcharakter für den zukünftigen Individualverkehr im ganzen Land. Der Verkehr im Land ist der drittgrößte Emittent von CO2, verursacht mehr als die Hälfte des Stickoxid-Ausstoßes und stellt ein Drittel des gesamten Endenergieverbrauchs. Elektromobilität auf Basis von Wasserstoffbrennstoffzellen und wieder aufladbaren Batterien ist ein wichtiger Baustein für die Mobilität der Zukunft.“
Umwelt- und Verkehrsdezernentin Katrin Eder:
„Ein Großteil der Schadstoffemissionen in Großstädten wird durch den Verkehr verursacht. Der Öffentliche Personennahverkehr hat somit einen zentralen Stellenwert für die Verbesserung der Luftqualität in Mainz. Neben der Stärkung der Elektromobilität durch den Ausbau des Straßenbahnnetzes, sind auch Verbesserungen im Bereich der Busflotte unabdingbar. Der Einsatz von H2-Bussen ist hierbei ein Meilenstein auf dem Weg zu einem geräuscharmen und schadstofffreien Nahverkehr.“
Jochen Erlhof, MVG-Geschäftsführer:
„Mit dem Bau der Mainzelbahn steigt der Straßenbahnanteil in Mainz am ÖPNV auf über 30 Prozent und die MVG setzt so auf lange bewährte Elektromobilität. Aber auch dann trägt im umweltfreundlichen ÖPNV der Bus weiterhin die Hauptlast. Mit alternativen Antrieben kann der Bus einen noch größeren Beitrag zum Klimaschutz und zur Entlastung der Innenstädte von Verkehrsemissionen leisten. Busse mit alternativen Antrieben haben in den letzten Jahren große Fortschritte bei der technischen Zuverlässigkeit und betrieblichen Verfügbarkeit gemacht. Aber sie sind noch immer zu teuer in Anschaffung und Betrieb im Vergleich zum konventionellen Dieselbus. Deshalb benötigen die ÖPNV-Unternehmen die Fördermittel von EU, Bund und Ländern, um heute eine Beschaffung wirtschaftlich darstellbar zu machen und mittelfristig den alternativen Antrieben zum Durchbruch zu verhelfen.“
Dr. Tobias Brosze, stellv. Vorstandsvorsitzender Stadtwerke Mainz AG:
„Unser Mainzer Energiepark in Hechtsheim mit seiner weltweit größten ‚Power-to-Gas‘-Anlage ihrer Art würde im Rah¬men des Projekts die Versorgung der Brennstoffzellen-Busse mit ‚grünem Wasserstoff‘, der aus soge¬nanntem Überschussstrom gewonnen wird, ermöglichen. Der weitgehend CO2-frei erzeugte Wasserstoff kann somit nicht nur Busse auf umweltfreundliche Weise antreiben, er hilft auch beim Stabilisieren der elektrischen Netze mit ihrem zunehmenden Anteil an regenerativen Strom. Dies ist ein Meilenstein für das Gelingen der Energiewende.“