Lorsch – „Wem is die Kerb? – Unser!“ Ungewöhnlich laut schallte im letzten Jahr dieser alte Kerwe-Schlachtruf durch Lorsch und den Blätterwald. „Die Lorscher sahen ihre Kerb offensichtlich in Gefahr, nach Kuba entführt zu werden“, sieht man im städtischen Kulturamt den lokalen Protestfall wie auch die versuchte Öffnung des Festes für weitere Themen mit einem Augenzwinkern.
Inzwischen hat man den Kahn ein ganzes Stück weit zurückgerudert in „heimische“ Gewässer. Aus der „Tabak-Kerb“ wurde die „Lorscher Kerb mit Tabak-Fest“ und das Musikprogramm wird von deutlich weniger karibischen Rhythmen durchsetzt sein. „Schließlich ist es ein Volksfest“, sieht man es im veranstaltenden KULTour-Amt. „Wir machen das Fest für die Leute, nicht für uns.“
Dem Programm tut das keinen Abbruch. Es ist proppenvoll und bietet an drei Tagen von morgens bis in den späten Abend Abwechslung für die unterschiedlichsten Bedürfnisse. Und auch das Tabakthema wird wie in den Jahren zuvor präsent sein. „Schließlich hatten die Leute, die gegen den Titel Tabak-Kerb waren, im gleichen Atemzug versichert, dass sie das Thema Tabak mit seiner 300jährigen Lorscher Tradition weiterhin als besondere Bereicherung der Kerb sehen wollen“, schildert man die Reaktionen in der Stadtverwaltung.
Der Einzelhandel – wie immer mit dem verkaufsoffenen Sonntag ab 13 Uhr beteiligt – legt in diesem Jahr wieder nach: Das Schubkarren-Rennen kommt nach einem Jahr Pause nicht nur zurück, sondern wird auch aufpoliert.
Am Samstagmittag gibt es ein Schubkarren-Rennen für Kinder. Und am Sonntag heißt es „Schubkaarsch un Douwagg“. Denn hier kommt die in Lorsch schon bekannte Tabakkönigin Eva die I. von Hatzenbühl ins Spiel, die gemeinsam mit Matthias Lorenz von der WEL den Wettkampf moderieren wird. Dabei geht es dann außer um einen Rennparcours, den man bewältigen muss, um die Kunst des Tabaknähens.
Eva die I. bringt wiederum die Hatzenbühler Musikanten mit, die den Frühschoppen am Sonntagmorgen im Bierdorf gestalten werden. Und natürlich wird die neue Lorsa Brasil vorgestellt, die es ab Samstag auf dem Benediktinerplatz zu kaufen gibt. Flankiert wird sie vom Angebot der 5th Avenue Products der Firma Villiger sowie von der kleinen, aber feinen Zigarrenmanufaktur La Galana aus Köln. Bei beiden geht es um kubanische bzw. karibische Spitzenprodukte. Und natürlich informiert das Lorscher Tabakprojekt, dessen begeisterte Mitglieder wieder neue Aktive suchen und vor Ort Tabak nähen.
Einmal mehr wird man kubanische und Lorscher Rollerinnen verschiedene Typen von Zigarren fertigen sehen. Schließlich wird am Samstagabend wieder ein exklusiv-vergnügliches Zigarrenseminar von Annette Meisl angeboten. Dieses Mal lehrt die Inhaberin von La Galana, wie man kubanische Longfiller rollt, am Ende gibt es sogar ein Zertifikat.
Im Weindorf wie im Bierdorf wird es musikalisch zu etlichen Wiederbegegnungen mit bekannten und beliebten Größen kommen. „Und wenn am Montagabend das BOLLWERK Trio den Abschluss auf der Hauptbühne macht, hoffen wir, dass die Kerb wieder in der Mitte der Volksseele angekommen ist“, rechnen sich die Verantwortlichen aus.