Ingelheim – Für Aufsehen sorgte am vergangenen Donnerstag eine realistische Brandschutzübung auf dem ehemaligen Gelände des Bauhofes Am Großmarkt 6.
Die Freiwillige Feuerwehr simulierte gemeinsam mit der Werkfeuerwehr Boehringer die Übung.
„Wir proben einmal Mal im Jahr in diesem Rahmen den Ernstfall. Wir wollen so sehen, wie unsere Feuerwehrmänner und Feuerwehrfrauen handeln und mit den Abläufen umgehen“,
erklärt Mirko Gauer, stellvertretender Leiter der Feuerwehr.
Das Gelände ist akribisch vorbereitet. Die Feuerwehrkräfte erwartet ein Gebäude, aus dem es qualmt. Hilferufe schallen aus den Räumen. Etwas weiter fließt Flüssigkeit aus Fässern, auch hier qualmt es. Im hinteren Teil auf dem Gelände ist ein Auto in eine Grube gefahren. Eine verletzte Person sitzt am Steuer und braucht Hilfe. Die letzte Gefahrenstelle ist ein Tank, aus dem Diesel ausläuft. Ein Leck muss geschlossen werden, bevor sich das davor stehende Auto entzündet.
Es ist 17 Uhr. Mirko Gauer greift zum Telefon und ruft bei der Leitstelle der Feuerwehr an. Gauer wird zum Schauspieler. Gekonnt erklärt er, was passiert ist. Am anderen Ende der Leitung fragt jemand ruhig was passiert ist, ob es Verletzte gibt. Gauer legt auf, der Übungseinsatz beginnt.
„Alle Beteiligten wissen, dass es sich um einen Übungseinsatz handelt. Trotzdem wird jetzt realistisch geprobt“,
so Gauer. Er schaut auf die Uhr. Acht Minuten bleiben den Einsatzkräften um vor Ort zu sein.
Es ist 17.06 Uhr. Das erste Einsatzfahrzeug kommt. Mirko Gauer schlüpft wieder in seine Rolle. Aufgelöst rennt er auf den ersten Einheitsführer zu. Routiniert befragt dieser Gauer was passiert ist. Der Einheitsführer verschafft sich einen Überblick über das Geschehen. Im Laufe des Gesprächs kommen weitere Feuerwehrfahrzeuge an. Sie warten auf einen Arbeitsauftrag. Der Einsatzleiter kommt angerannt. Er ist von der Freiwilligen Feuerwehr Ingelheim. Worte werden ausgetauscht, dann geht es ganz schnell: Die Autos finden ihre Plätze auf dem Gelände. Zahlreiche Menschen in Uniform steigen aus.
Es folgt eine schnelle Einweisung in die vorgefundene Lage. Dann geht es los: Schläuche werden herausgeholt, ausgerollt und an Hydranten angeschlossen. Jeder Handgriff sitzt. Und schon geht es in das qualmende Haus. Immer zu zweit, dicht beieinander, jeder passt auf den anderen auf. Hilfesuchende Personen werden über eine Leiter gerettet, andere befinden sich noch im Gebäude. Eine Person wird aus dem Gebäude getragen und versorgt. Auch die Werkfeuerwehr hilft mit. Sie retten mithilfe einer Leiter eine Person aus der oberen Etage.
Im Hintergrund bereiten sich Feuerwehrmänner von Boehringer auf einen anderen Einsatz vor. Sie ziehen sich spezielle Schutzanzüge an, um in einer Garage die Fässer mit auslaufender Flüssigkeit zu untersuchen. Eine Teleskopleiter wird ausgefahren, auf deren Plattform ein Feuerwehrmann steht. Er besprüht den Gebäudekomplex mit Wasser. Mittlerweile sind die Personen aus dem Hauptgebäude befreit, der Brand ist gelöscht. Schon rennen die Feuerwehrmänner und Frauen zur nächsten Einsatzstelle.
Ein Auto ist in eine Grube gefahren. Mithilfe von Keilen wird das Auto in der Grube stabilisiert, ein Feuerwehrmann kümmert sich um den Verletzten, die anderen versuchen die Autotür mit einem hydraulischen Spreizer zu öffnen. Hier erkennt man, dass es sich um eine Übung handelt. Eine junge Feuerwehrfrau hat das schwere Gerät in der Hand. Sie rammt es in die Seite, wieder und wieder. Dann wird entschieden: wir nehmen die Schere. Eine hydraulische Schere wird geholt und angesetzt. Schnell ist die Tür aus der Verankerung geschnitten. Die verletzte Person wird dann über den Kofferraum gerettet.
Zum Schluss geht es zu einem präparierten Tank, der vor einem Auto steht und aus dem Diesel ausläuft. Schnell muss der Treibstoff aufgefangen werden, damit sich das Auto nicht entzündet. Und nicht noch mehr Diesel in das Erdreich eindringt. Ein anderer Kamerad versucht das Leck mit Keilen zu schließen. Doch er hat einige Probleme. Zum Schluss wurde aber auch hier eine Lösung gefunden, denn auch als Feuerwehrmann muss man erfinderisch sein. So wurde mittels eines hydraulischen Kissens, Holzbrett, Tüchern und einem Spanngurt das Leck geschlossen und die Gefahr behoben.
Zwei Stunden später ist die Übung vorbei. Alle Feuerwehrkräfte versammeln sich. Was bleibt ist die Erkenntnis, dass man, egal ob Ernstfall oder Übung, immer aufeinander zählen kann und dass alle ein Team sind. Auch Mirko Gauer ist stolz auf seine Mannschaft. Sicherlich hat er den einen oder anderen Fehler gesehen, der im Nachgang ausgewertet wird.
„Ich habe gesehen, dass trotz Übung die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr und die der Werkfeuerwehr Hand in Hand arbeiten und dass Teamarbeit an höchster Stelle steht“,
fasst Gauer zum Schluss zusammen.