Frankfurt: Pop Up Boat des jüdischen Museums startet in die vierte Programmwoche

Impression vom Pop Up Boat am Eisernen Steg (Foto: Jüdisches Museum Frankfurt/ Norbert Miguletz)
Impression vom Pop Up Boat am Eisernen Steg (Foto: Jüdisches Museum Frankfurt/ Norbert Miguletz)

Frankfurt am Main – Das Pop Up Boat geht in die zweite Hälfte der Spielzeit. Die Halbzeitbilanz ist durchweg positiv: Rund 4.000 Menschen haben die Plattform für das neue Jüdische Museum am Schaumainkai in den ersten drei Wochen bereits besucht. „Wir sind sehr zufrieden mit dem Zulauf bisher und freuen uns auf die zweite ‚Halbzeit‘“, resümiert Direktorin Mirjam Wenzel. Noch bis Mitte Oktober liegt das Pop Up Boat vor Anker am Eisernen Steg.

In der vierten Programmwoche legt das Team des Jüdischen Museums von Montag, 26. September, bis Sonntag, 2. Oktober, die Schwerpunkte auf Diskurs und Kunst: Jüdische Perspektiven auf die Flüchtlingskrise in Europa und Religiosität und Feminismus werden diskutiert. Außerdem gibt es ein Casting zur Frage: Wer war Bertha Pappenheim? und einen Film über den Maler Moritz Daniel Oppenheim mit anschließendem Gespräch mit der Regisseurin Isabel Gathof.

Am Mittwoch, 28. September, diskutieren Cilly Kugelmann, Gila Lustiger und Kathrin Kollmeier jüdische Perspektiven auf die Flüchtlingskrise in Europa. Die Migration von Flüchtlingen aus dem Nahen und Mittleren Osten sowie aus Afrika wird immer wieder mit der Flucht von Juden aus Osteuropa im 19. Jahrhundert sowie vor und während des Zweiten Weltkriegs verglichen. Die Referentinnen gehen den Fragen nach, worin bestehen die Gemeinsamkeiten und was sind die Unterschiede zwischen diesen Migrationsbewegungen? Inwieweit ist Flucht Bestandteil der jüdischen Erfahrung und was bedeutet dies für die Gegenwart? Wie wirkt sich die Zuwanderung aus den mehrheitlich muslimischen Ländern auf die Situation von Juden in Europa aus? Führt sie zu einem Erstarken des Antisemitismus? Fritz Backhaus, stellvertretender Direktor des Jüdischen Museums, moderiert das Gespräch. Die Veranstaltung ist eine Kooperation mit dem Fritz Bauer Institut und beginnt um 19 Uhr; der Eintritt kostet 6 Euro, ermäßigt 3 Euro.

Am Donnerstag, 29. September, laden wir ein zur Podiumsdiskussion über Religiosität und Feminismus. In den vergangenen beiden Jahrzehnten hat sich das Selbstverständnis praktizierender Jüdinnen verändert. Frauen können nun einen Minjan vor der Klagemauer bilden, um dort gemeinsam laut zu beten, und in den nicht-orthodoxen Gemeinden der USA sind Rabbinerinnen längst selbstverständlich. Welche Rollen haben Frauen in den jüdischen Gemeinden Deutschlands? Und wie sieht es in anderen religiösen Gemeinschaften aus? Welche Rollenangebote machen Tora, Bibel und Koran? Und welche Perspektiven eröffnen feministische Lektüren der heiligen Texte? – Diese und andere Fragen stehen im Zentrum der Diskussion mit Elisa Klapheck, Naime Cakir und Ursula Schoen; Susanne Schröter moderiert das Gespräch. am Donnerstag, 29. September, um 19 Uhr. Der Eintritt kostet 6 Euro, ermäßigt 3 Euro.

Am Freitag, 30. September ist das Projekt Tracking the Traffic zu Gast an Bord mit der Veranstaltung The Casting: Wer war Bertha Pappenheim? Hysterikerin oder Frauenrechtlerin? Aktivistin oder Grande Dame? Schriftstellerin oder Träumerin? Agathe Chion, Theater-Regisseurin aus Berlin, und die Bremer Künstlerin Elianna Renner bringen Facetten der Person und des Lebens von Berta Pappenheim (1859–1936) in einem Live Casting auf die Bühne. Wo verschwimmen die Grenzen klarer Rollenvorstellungen bei Pappenheim, wo beim Publikum an Bord? Am Ende wirft der Abend neue Fragen auf: Wer war Bertha Pappenheim? Und wer sind Sie? – Die Veranstaltung ist Teil des Projekts Tracking the Traffic: Bertha Pappenheim App. Mehr Informationen unter: https://trackingthetraffic.org. Gefördert von der Jungen Akademie. Beginn ist 19 Uhr; der Eintritt kostet 6 Euro, ermäßigt 3 Euro.

Moritz Daniel Oppenheim – Maler der Rothschilds und Rothschild unter den Malern. So heißt der Dokumentarfilm, der am Samstag, 1. Oktober, auf dem Pop Up Boat gezeigt wird. Die Regisseurin Isabel Gathof spricht im Anschluss mit Kurator Erik Riedel darüber, was den jüdischen Künstler Moritz Daniel Oppenheim bis heute so interessant macht. Beginn ist 19 Uhr; der Eintritt kostet 6 Euro, ermäßigt 3 Euro.

Im kostenlosen Tagesprogramm des Pop Up Boat informiert die Literaturwissenschaftlerin Anne-Marie Bernhard über die Familie Frank am Donnerstag, 29. September. In der Reihe „Meet the Curator“ besteht am Samstag, 1. Oktober, Gelegenheit zum Dialog mit dem Kunsthistoriker Erik Riedel über Moritz Daniel Oppenheim als Nazarener – christliche Bilderwelten und jüdische Gegenbilder. Das Tagesprogramm beginnt täglich um 14 Uhr. Am Montag und Dienstag, 3. und 4. Oktober, bleibt das Pop Up Boat wegen des jüdischen Neujahrs geschlossen.