Heidelberg – Ein christlicher Tempelherr rettete während der Abwesenheit des Juden Nathan aus Jerusalem dessen Tochter Recha das Leben. Recha glaubte an ein Wunder, nicht so ihr rationaler Vater. Der Retter selbst hätte der Tochter eines Juden eigentlich nicht weiter gedacht. Als er ihr jedoch vorgestellt wurde, verliebte er sich Hals über Kopf.
Auch der Tempelherr verdankte seine Rettung einem wundersamen Gnadenakt. Der muslimische Herrscher Sultan Saladin begnadigte ihn als einzigen Gefangenen, weil ihn das Gesicht des jungen Christen an seinen verstorbenen Bruder erinnerte. Nathan wurde bereits von den finanziellen Engpässen des Sultans unterrichtet, als dieser ihn zu sich rief. Doch statt den wohlhabenden Nathan direkt um einen Kredit zu bitten, stellte Saladin Nathan mit der Frage nach der ‚wahren Religion‘ auf die Probe. Nathans Antwort mit der Ringparabel wurde nicht nur vom Sultan als Plädoyer für die Gleichberechtigung der drei monotheistischen Weltreligionen interpretiert. Einer Hochzeit Rechas mit dem Christen stellte sich Nathan trotzdem in den Weg. Welches Geheimnis hütet er mit dieser Weigerung?
Philip Tiedemann zeichnet für die Regie dieses dramatischen Gedichtes von Gotthold Ephraim Lessing in Heidelberg verantwortlich. Der Regisseur arbeitete von 1992 bis 1994 an den Städtischen Bühnen Freiburg im Breisgau, am Theater Basel sowie dem Theater Bremen, bevor er 1995 für vier Jahre an das Burgtheater Wien wechselte. Seit 1999 inszeniert er am Berliner Ensemble. Dort war er während der Intendanz von Claus Peymann drei Jahre lang auch Oberspielleiter. Außerdem führte er u. a. Regie in Leipzig, Wien und Oslo. Am Theater und Orchester Heidelberg zeichnete Philip Tiedemann in der Spielzeit 2014|15 für die Inszenierung von Thornton Wilders „Wir sind noch einmal davongekommen“ verantwortlich. Auch inszenierte er hier bereits „Leonce und Lena“ sowie „Happy End“ im Opernzelt. 2016 wirft er nun einen neuen Blick auf Lessings Klassiker, der die Verständigung der Religionen ins Zentrum stellt. Etwas, das die Gegenwart nötiger hat denn je.
Der Heidelberger Schauspieler Hans Fleischmann spielt in der Neuinszenierung den ‚Nathan‘, ‚Saladin‘ Marco Albrecht. Katharina Quast gibt die ‚Sitah‘ und ‚Recha‘ Nanette Waidmann. – Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781) war ein bedeutender Dichter der deutschen Aufklärung. Er fühlte sich vor allem dem Toleranzgedanken sehr verbunden und beeinflusste somit die weitere Wirkung von Literatur stark.
Weitere Informationen und Tickets www.theaterheidelberg.de; 06221|5820.000