Trippstadt – Wie alle Katzen erbeuten Luchse andere Tiere, um sich selbst zu ernähren. Dabei können die Luchse nicht zwischen Wildtier und Nutztier unterscheiden. Nachdem die drei Luchse Kaja, Luna und Lucky sich seit Juli ausschließlich von Wildtieren ernährt haben, kam es nun bei zwei unterschiedlichen Herden eines Tierhalters zur Tötung von Ziegen und Schafen durch einen Luchs.
Der erste Vorfall wurde auf Grund von überprüften GPSDaten entdeckt. Der Tierhalter wurde unmittelbar von der Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz informiert. Die Weide war nur an drei Seiten eingezäunt und an der vierten Seite zum Bach hin offen. Über diese Lücke scheint der Luchs in die Weide eingedrungen zu sein. Das Projektteam der Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz hat eine Zauntrasse entlang des Baches maschinell freigestellt und Zaunmaterial zur Verfügung gestellt, damit eine allseitige ausreichend elektrifizierte Zäunung erfolgen kann.
Ein zweiter Vorfall wurde an einer nah gelegenen Fläche vom Halter am vergangenen Abend gemeldet. Die Schafherde wurde kurzfristig durch das Projektteam in Rücksprache mit dem Halter gesichert und bewacht, da auch hier der Zaun unterbrochen bzw. nicht vollständig elektrifiziert war. Als Präventionsmaßnahme wurde ebenfalls eine Sicherung der Herde durch einen elektrifizierten Zaun eingerichtet. Es ist der Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz ein großes Anliegen, dass Luchse Nutztiere nicht als Beutetiere wahrnehmen, daher wird gemeinsam mit dem Tierhalter eine praktikable Lösung für eine umfassende Zäunung vor Ort entwickelt.
Bei beiden Vorfällen waren mehrere Tiere betroffen. Die genaue Anzahl der Tiere wird zurzeit ermittelt. Nach Feststellung des Tierwertes durch die Landwirtschaftskammer wird der Tierhalter den entsprechenden finanziellen Ausgleich über den Fonds bei der Stiftung erhalten. In der Herde brach in beiden Situationen keine Panik aus.
„Alle Vorbereitungen von Seiten des Landes RheinlandPfalz wurden getroffen, ein Managementplan verabschiedet und ein Fonds für Entschädigungszahlungen bzw. Förderung von Präventionsmaßnahmen bei Übergriffen eingerichtet. Ein Luchs kann nicht nach Schaf oder Reh unterscheiden. Er unterscheidet nach der Verfügbarkeit von Nahrung. Pferche, die an einer Seite offen sind – oder Stromnetze, die nicht vollständig elektrifiziert sind – bieten keine ausreichende Sicherheit für die Tiere.“,
so Sylvia Idelberger, Projektleiterin.
“Es ist äußerst bedauerlich, dass gleich zwei Herden eines Halters betroffen waren. Auch wenn der finanzielle Schaden erstattet werden wird, bleibt es ein einschneidendes Erlebnis für den Tierhalter. Schafe und Ziegen sollen nicht als leichte, ungeschützte Beute zur Verfügung stehen. Wir stehen allen Schaf- und Ziegenhaltern für eine Beratung zur sicheren Zäunung zur Verfügung.“
Eine Meldung zu einem potentiellen Luchs-Totfund am Beginn der A650 bei Bad Dürkheim konnte nicht bestätigt werden. Alle drei Luchse aus der Wiederansiedlung sind weiterhin im Pfälzerwald unterwegs. Der erste Luchs hat inzwischen die B37 zwischen Hochspeyer und Frankenstein Richtung Süden überquert. Auf der Homepage des Projektes werden in regelmäßigen Abständen Karten zu den Aktionsräumen der Tiere veröffentlicht, so dass sich jeder über die Bewegungsgebiete der Tiere informieren kann.
Mehr Informationen zum LIFE Luchs Projekt Pfälzerwald der Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz im Internet unter www.luchs-rlp.de. Speziell für Tierhalter ist hier auch ein Informationsfaltblatt im Bereich „Entschädigung“ zu finden.
Kontakt
Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz
Projektbüro LIFE Luchs
sylvia.idelberger@snu.rlp.de
Tel. 06306 – 911156