Karlsruhe. In den Filialen der Drogeriemarktkette „dm“ herrscht derzeit eine kuriose Situation, was die Produkte von „Alnatura“ betrifft. Einerseits ist die Stimmung zwischen der Karlsruher Drogeriemarktkette und dem hessischen Biolebensmittel-Lieferanten – trotz familiärer Bande (die Firmengründer sind verschwägert) – völlig vergiftet. Man kann sich inzwischen nur noch gerichtlich einigen. Andererseits gibt es in den dm-Läden weiterhin eine Vielzahl von Alnatura-Produkten. Offiziell hat Alnatura den Vertrag mit dm gekündigt – bestellt, geliefert und bezahlt wird jedoch weiterhin.
„Es gibt immer wieder interessante Produkte“, so dm-Geschäftsführer Erich Harsch auf der halbjährlichen Bilanzpressekonferenz in Karlsruhe über die Angebote von Alnatura. Er sieht die Sache eher unemotional und pragmatisch. „Aber es ist bloß einer von vielen Lieferanten“, betont Harsch. Die Drogeriemarktkette bemüht sich, auf die Produkte der unliebsamem Firma so weit wie möglich zu verzichten, aber Ersatz ist auf die Schnelle nicht zu bekommen. Ebenso wenig gibt es einen Stichtag, ab dem keine Alnatura-Produkte mehr in dm-Läden zu finden sein werden. Die inzwischen genau 30 Jahre währende geschäftliche Beziehung wird wohl auch ein 31. Jahr erleben. „Wir haben unsere Anstrengungen intensiviert und ordentlich Gas gegeben, besonders bei unserer Bio-Eigenmarke“, ergänzt Harsch zum Ziel, sich vollständig von Alnatura zu trennen.
Darüber hinaus glänzte dm bei der Bilanzpressekonferenz wieder mit positiven Geschäftszahlen. Bei den Drogerie-Artikeln, die in Drogerie-Märkten zu kaufen sind, konnte dm seinen Marktanteil auf 45% steigern. Zum Stichtag der Pressekonferenz gab es genau 1829 dm-Filialen, seit dem 1.10.2015 sind 32 neue Märkte dazugekommen. Die Kundenzufriedenheit ist hoch und Bio-Lebensmittel und Kosmetik laufen besonders gut, diese Bereiche sind bei dm am stärksten gewachsen. Die nächste territoriale Ausdehnung steht in Italien vor der Tür. Vor allem in Norditalien sollen nun dm-Märkte entstehen. In China verhandelt man mit dem großen Online-Marktplatz Alibaba.com. Geschäftsführer Harsch erwähnt auch immer wieder gerne den deutschen dm-Online-Shop. Aber erst auf hartnäckigen Nachfragen hin rückt er damit heraus, das dieser Teil weniger als zusammengerechnet 10 normale Filialen verkauft.
Was die aktuell freiwerdenden Tengelmann-Filialen betrifft, so ist dm nicht abgeneigt, einige Plätze zu übernehmen und dort dm-Läden einzurichten. „Es gibt einige interessante Standorte“, sagt Harsch.
Fazit: Es bleibt spannend auf dem Tummelplatz der deutschen Drogerieketten und die Karlsruher sind gut im Rennen.