Heidelberg – Sichere Straßen und Wege, vor allem für die Kinder: Das ist das Ziel des Sicherheitsaudits der Stadt Heidelberg. Alle potenziellen Gefahrenstellen auf Kinder- und Schulwegen sowie rund um Senioreneinrichtungen sollen damit untersucht werden.
Mit der Durchführung hat die Stadtverwaltung das Büro für Forschung, Entwicklung und Evaluation (bueffee) GbR aus Wuppertal beauftragt. Die Geschäftsführer von bueffee, Tanja Leven und Jens Leven, haben das Audit-Konzept am Donnerstag, 20. Oktober 2016, beim Amt für Verkehrsmanagement vorgestellt.
„Mit dem Sicherheitsaudit haben wir die beste Möglichkeit, die Verkehrssicherheit deutlich und nachhaltig zu verbessern“, sagt Jens Leven vom Büro bueffee: „Wir integrieren mehrere Bausteine systematisch in ein großes Verfahren – von der Unfalldatenanalyse, Eltern- und Schülerbefragung, Vor-Ort-Begehungen bis zur Maßnahmenentwicklung und -berechnung. Ein Prozess dieser Qualität und Tiefe, flächendeckend für eine ganze Stadt, das ist wirklich etwas Besonderes: Das hat es bundesweit noch nicht gegeben.“
„Wir freuen uns sehr, dass das Sicherheitsaudit jetzt losgeht“, sagt Alexander Thewalt, Leiter des Amtes für Verkehrsmanagement: „Damit wollen wir den Verkehrsraum ganz gezielt und methodisch unter die Lupe nehmen. Starten werden wir mit den Heidelberger Grundschulen. Das ist die wichtigste Zielgruppe für das Sicherheitsaudit: In diesem Alter setzt die Förderung der selbstständigen Mobilität von Kindern an.“
Liste der Bürgervorschläge und „Hotspots“-Karte bilden wichtige Grundlage
In einem ersten Schritt hat das Büro bueffee grundlegenden Daten zu Schulwegen und Co gesammelt, aufbereitet und in eine spezielle Software eingespeist. Darin werden alle wichtigen Informationen systematisch zusammengeführt. Auch die eingebrachten Bürgervorschläge fließen hier zu hundert Prozent ein: Sowohl die Liste der Vorschläge, die die Bürgerinnen und Bürger seit Anfang des Jahres eingebracht haben, als auch die „Hotspots“-Karte der Kinderbeauftragten bilden für das Sicherheitsaudit eine wichtige Grundlage.
Aktuell wertet das Audit-Team die Unfallstatistiken der letzten Jahre aus, um auffällige Strecken, Uhrzeiten und Unfalltypen zu ermitteln. Diese Analyse soll bis Ende des Jahres abgeschlossen sein.
Eltern- und Schülerbefragung ab November
Parallel dazu starten die Eltern-Befragungen: Das Büro bueffee hat einen Fragebogen entwickelt, der an allen Heidelberger Grundschulen ausgegeben wird. Darin können die Eltern angeben, welchen Schulweg die Kinder benutzen, mit welchen Verkehrsmitteln sie je nach Jahreszeit unterwegs sind und wo es aus Sicht der Eltern und Kinder Problemstellen gibt. „Die Perspektive der Eltern und Kinder ist bei der Untersuchung ganz zentral“, sagt Tanja Leven vom Büro bueffee: „Wenn viele an einer Stelle Probleme sehen, müssen wir uns diese ganz genau anschauen.“ Die Fragebögen für die Eltern werden mehrsprachig aufgelegt und ab November an allen Heidelberger Grundschulen verteilt. Auch in den Heidelberger Senioreneinrichtungen werden bis Dezember Befragungen durchgeführt. Für die Schülerinnen und Schüler der weiterführenden Klassen wird es Anfang 2017 eine Online-Befragung geben: So können die Jugendlichen ihre Erfahrungen und Beobachtungen direkt eingeben. Die Befragungsergebnisse werden aufbereitet und ebenfalls in die Software eingespeist.
Vor-Ort-Begehungen ab Frühjahr 2017: Start in der Altstadt
Ab Frühjahr 2017 starten dann die Vor-Ort-Begehungen: Das Büro bueffee wird dabei alle Hauptrouten von Kindern und alle potenzielle Gefahrenstellen genau untersuchen. Los geht es in der Altstadt. Als nächstes folgt die Weststadt. Die weitere Reihenfolge der Begehungen wird anhand der Analyse- und Befragungsergebnisse festgelegt. Bis Ende 2017 sollen sie in allen Stadtteilen stattfinden.
Die Vor-Ort-Termine werden in enger Abstimmung mit den Schulleitungen, Kinderbeauftragten, Polizei und weiteren Kooperationspartnern durchgeführt. Auf Basis aller gesammelten Erkenntnisse wird das Büro bueffee Empfehlungen für kurz-, mittel- und langfristige Maßnahmen entwickeln, die Maßnahmen berechnen und priorisieren.
Insgesamt ist das Sicherheitsaudit auf rund zwei Jahre angelegt. Kleinere Maßnahmen, die sich nach einer Vor-Ort-Begehung als sinnvoll und machbar erweisen, will die Stadt Heidelberg sofort umsetzen. Größere und langfristige Maßnahmen werden in den gemeinderätlichen Gremien diskutiert.