Mainz – Der 09. November ist der Tag, an dem im Jahr 1938 die alte Hauptsynagoge in Mainz in Brand gesteckt und geplündert wurde. Zur Erinnerung an alle Opfer und zur Mahnung, dass solches Unrecht nie wieder geschehe, laden Oberbürgermeister Michael Ebling und die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Mainz, Stella Schindler-Siegreich, zu einer Stunde des Gedenkens am Mittwoch, 09. November 2016, 16.00 Uhr, in der Synagoge (Synagogenplatz 1) ein. Alle Bürgerinnen und Bürger sind herzlich zu der Gedenkveranstaltung eingeladen.
In dem Vortrag „Erinnerungen an Menschen. Von Deportierten und Deportationen“ wird Dr. Susanne Urban sich dem umfassenden Thema der Deportationen widmen. Hierbei stehen nicht die Abläufe, sondern vor allem die Menschen, die verschleppt wurden, im Zentrum. Anhand von Einzelschicksalen werden die individuellen Erlebnisse und der persönliche Verlust Überlebender beleuchtet. Musikalisch umrahmt wird die Gedenkstunde von Andrey Ariel Tsirlin, Stipendiat der Anni-Eisler-Lehmann-Stiftung.
Oberbürgermeister Michael Ebling: „Auch in Mainz verloren damals jüdische Bürgerinnen und Bürger ihr Hab und Gut, ihre Lebensgrundlage, ihre Heimat oder gar ihr Leben oder das ihrer Angehörigen. Gerade mit den Bildern und Berichten des 9. November 1938 vor Augen können wir nicht dulden, dass heute in unserem Land Flüchtlingsunterkünfte in Brand gesetzt, Fensterscheiben eingeschlagen oder Asylsuchende, Politiker oder Journalisten nicht nur in der vorgeblichen Anonymität des Internets, sondern inzwischen auch ganz offen bedroht oder gar angegriffen werden. Und wer Rechtsextremen und Ausländerfeinden Gehör schenkt, wer sie gar einlädt in unsere Stadt, der muss wissen, dass er damit willentlich Hass und Hetze Tor und Tür öffnet. Auch wenn ich wie viele andere durchaus Verständnis habe für Verunsicherungen in der Bevölkerung angesichts der vielen Asylsuchenden, auch wenn ich zugebe, dass es hinsichtlich der Bewältigung dieser Herausforderung immer noch viele offene Fragen gibt, so weiß ich eines doch gewiss: Gerade jetzt müssen wir uns leiten lassen von Humanität, Toleranz und Solidarität“.