Osterburken – Die energetische Sanierung des Hauptgebäudes des Ganztagsgymnasiums Osterburken (GTO) und damit wohl eines der anspruchsvollsten Schulsanierungsprojekte in der Kreisgeschichte stand gestern (07.11.16) auf der Tagesordnung des Schul-, Kultur- und Partnerschaftsausschusses des Kreistags. „Die bisherigen bauphysikalischen und planerischen Voruntersuchungen an der Bausubstanz haben zwar viele Dinge beantwortet, zugleich aber auch immer wieder neue Fragen aufgeworfen“, betonte Landrat Dr. Achim Brötel in seiner Begrüßung direkt in der Schule. „Eine Modellschule wie das GTO, die inzwischen unübersehbar in die Jahre gekommen ist, birgt eben auch bauliche Überraschungen. Diese Erfahrung haben wir in den letzten Wochen leider mehr als ein Mal machen müssen. Das heißt für uns: wir müssen jetzt den Dingen auf den Grund gehen, bevor wir tatsächlich auf verantwortbarer Grundlage eine Entscheidung über das weitere Vorgehen treffen können.“
Damit leitete der Landrat über zu der Präsentation von Dea Ecker und Robert Piotrowski von Ecker Architekten (Buchen), die im April zusammen mit dem Ingenieurbüro Willhaug Gebäudetechnik (Mosbach) und dem hinzugezogenen Statikbüro Färber und Hollerbach (Walldürn) den Auftrag erhalten hatten, etwaige Sanierungsmöglichkeiten auszuloten. Die Architekten stellten in ihrem Arbeitsbericht dann chronologisch die bisherigen Untersuchungen an dem rund 45 Jahre alten Gebäude und die auf dieser Basis entwickelten Sanierungsvarianten vor. Als Idee präsentiert wurde eine abschnittsweise Sanierung der Schule, die über mehrere Jahre während laufendem Schulbetrieb umgesetzt werden müsste und unter anderem neben der Dacherneuerung auch den kompletten Austausch der nicht belastbaren Außenwände und der Fenster beinhalten würde. Als erste Kostenschätzung nannten die Architekten dafür den Betrag von rund 6,6 Millionen Euro. Dazu kämen weitere Brandschutzmaßnahmen, die sich momentan noch gar nicht beziffern lassen.
Anknüpfend an diese Erkenntnisse verwiesen der Landrat wie auch Kreiskämmerer Michael Schork darauf, dass der Betrag nicht nur weit höher als bisher angenommen ist. Damit seien insbesondere auch die im Innenraum anstehenden Sanierungen noch gar nicht abdeckt. „Der Kopf ist deshalb rund, damit man in alle Richtungen denken kann. Wenn man über einen solchen Kostenrahmen spricht, darf es zuvor mit Sicherheit keine Denkverbote geben. Deshalb wollen wir nicht verheimlichen, dass wir angesichts der hohen Kosten auch über einen Ersatzneubau nachdenken“, so Dr. Brötel. Für diese Variante, die wegen des hohen Auswärtigenanteils wahrscheinlich auch Chancen auf eine gute Förderung durch das Land habe, spreche insbesondere der Aspekt der zukunftsfähigen Weiterentwicklung und der späteren Betriebskosten. Wenn die Sanierung zu einem Fass ohne Boden zu werden drohe, könne ein Neubau durchaus wirtschaftlicher sein.
Entsprechend eröffnete der Landrat daraufhin die Diskussion der Kreisräte. „Eine Sanierung mit diesen Unabwägbarkeiten will gut überlegt sein. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass die Alternative einer neuen und damit auch ökologisch zeitgemäßen Schule, möglicherweise sogar zu einem Festpreis, attraktiv klingt“, sagte Kreisrat Karl Heinz Neser (CDU), der zudem auf den Aspekt der Barrierefreiheit hinwies. Dies wurde auch von Kreisrat Uwe Stadler (Freie Wähler) so unterstrichen: „Die Sanierungskosten bewegen sich in einer Größenordnung, angesichts derer wir nichts überstürzen sollten.“ Bei aller Attraktivität eines Neubaus wies Kreisrätin Heide Lochmann (SPD) aber auch darauf hin, dass viele Menschen emotional am jetzigen Schulgebäude hingen, zumal das gesamte pädagogische Konzept eng mit der räumlichen Situation verbunden sei. Auf den ortsbildprägenden Charakter der Schule hob Bürgermeister und Kreisrat Jürgen Galm (CDU) ab, der sich aber auch mit dem Gedanken eines Neubaus anfreunden könnte. Dafür müssten zuvor allerdings die offenen Fragen beantwortet werden. Ein Neubau könne auch eine Chance sein, war die Meinung von Kreisrätin Dorothee Roos (Bündnis 90/Die Grünen), man müsse aber auf jeden Fall die Schulgemeinschaft eng einbinden. Schulleiterin Regina Krudewig-Bartel sagte schließlich auf Nachfrage, dass der Gedanke, das jetzige GTO aufzugeben, ihr momentan noch eher fremd sei. Das GTO unterscheide sich als Ganztagsgymnasium der gebunden Form von vielen anderen Schulen. Wenn man über einen Neubau nachdenke, müsse sich das pädagogische Konzept deshalb auch künftig in den Räumlichkeiten widerspiegeln. Das bedürfe eines sorgfältigen Abwägungsprozesses. Dies versprach Dr. Brötel. Man wolle nun die Zeit bis zur nächsten Ausschusssitzung im Frühjahr nutzen, um beide Wege weiter mit Fakten zu hinterlegen. Dem Team von Ecker Architekten dankte er für den umfassenden Zwischenbericht.
Im weiteren Verlauf der Sitzung beschloss der Ausschuss, die Volks- und Chormusik im Kreis wie schon in den vergangenen Jahren zu fördern und dem Blasmusikverband Tauber-Odenwald-Bauland einen Zuschuss von 5.736 Euro zu gewähren. Weiterhin informierte der Landrat, dass er in seiner eigenen Zuständigkeit 3.612 Euro an Zuschüssen an den Chorverband Mosbach, 1.356 Euro an den Sängerkreis Buchen, 576 Euro an den Chorverband Kurpfalz Heidelberg und 720 Euro an den Sängerbund Badisch-Franken vergeben hat. Die Beträge wurden von der Verwaltung jeweils in Abhängigkeit von der Mitgliederzahl ermittelt. „Wir freuen uns, dass wir die wertvolle kulturelle Arbeit im Rahmen unserer Möglichkeiten unterstützen können.“
Darüber hinaus stellte der Landrat ein in Kürze beginnendes Projekt zur Erforschung der Namen und des Schicksals der Opfer der NS-Euthanasie in der ehemaligen Kreispflegeanstalt Krautheim vor. Von den damaligen Bewohnerinnen und Bewohnern waren mindestens 50 im Rahmen der Aktion „T 4“ von den Nazis brutal ermordet worden. Als Rechtsnachfolger des ehemaligen Landkreises Buchen fühle sich der Neckar-Odenwald-Kreis verpflichtet, deren Namen und Schicksale wenigstens jetzt zu erforschen, um auf diese Weise zumindest ein Stück Erinnerungskultur möglich zu machen. Ausgeführt werden die Forschungsarbeiten durch Dr. Dietmar Schulze (Leipzig). Die Joachim und Susanne Schulz Stiftung (Mudau/Amorbach) fördert das Projekt dankenswerterweise durch einen namhaften Zuschuss.
Abschließend wies Landrat Dr. Brötel darauf hin, dass die kindgerechte Ausstellung „St. Martin … war ein guter Mann“ ab sofort bis zum 18. Dezember noch einmal im Römermuseum Osterburken zu sehen ist. Nicht nur die begeisterten Rückmeldungen und die positive Presseresonanz bei allen Stationen der Wanderausstellung in ganz Baden-Württemberg hätten einmal mehr gezeigt, dass der Landkreis zusammen mit dem Römermuseum damit etwas ganz Besonderes geschaffen habe. „Wir laden interessierte Erwachsene, aber natürlich insbesondere Kinder ein, dort mehr über das Leben des Heiligen zu erfahren“, sagte der Landrat. Wegen der großen Nachfrage soll die Ausstellung auch im kommenden Jahr auf Tournee gehen.