Schornsheim: Rheinhessen und Schornsheim im Wandel (1816-2016)

Die Akteure des Abends: Manfred Frey, Philipp Blödel, Silke Barth, Hans Hofmeister, Günter Hammen, Susanne Schwarz-Steinherz, Irmgart Nehrbaß, Axel Heß, Hermann Aumüller, Volkhard Hammen und Ehrenfried Strunk (Foto: Simone Winter-Schindel)
Die Akteure des Abends: Manfred Frey, Philipp Blödel, Silke Barth, Hans Hofmeister, Günter Hammen, Susanne Schwarz-Steinherz, Irmgart Nehrbaß, Axel Heß, Hermann Aumüller, Volkhard Hammen und Ehrenfried Strunk (Foto: Simone Winter-Schindel)

Schornsheim – Unter dem Titel „Rheinhessen und Schornsheim im Wandel (1816-2016)“ wurde von der Ortsgemeinde im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Rheinhessen Tag für Tag“ in das Ev. Gemeindehaus geladen. Der Untertitel „Vom Schneider- und Bauerndorf zur Wohngemeinde“ konkretisierte das Thema der Veranstaltung.

Nach einer kurzen Einführung durch Ortsbürgermeister Heiko Schmittbetz übergab dieser das Wort an Susanne Schwarz-Steinherz, die sowohl einen Überblicksvortrag hielt, als auch die Veranstaltung moderierte. Angefangen von der Französischen Revolution mit ihren freiheitlichen Gedanken, der Besetzung der linksrheinischen Gebiete durch Frankreich sowie der Niederlage von Napoleon bei Leipzig und Waterloo bis hin zum Wiener Kongress mit dem daraus entstandenem „Rheinhessen“ reichte der erste Überblick. Im Weiteren wurde besonders das Verhältnis der „Rheinhessen“ zum Großherzog beleuchtet, die in ihrem Selbstbewusstsein die Freiheiten der Revolution behalten wollten. In diesem Vortrag wurde u.a. auch die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Schornsheim aufgegriffen, von der heute noch ein großer Friedhof zeugt.

Im anschließenden Referat von Philipp Blödel ging es um die Änderungen in den Strukturen von Schornsheim. In mühevoller Kleinstarbeit waren hierfür aus alten Listen Daten zusammengestellt worden, die als Grundlage für den Vortrag dienten. So wurde der Aufstieg und der Niedergang der Schornsheimer Leinenweber und Heimschneider dokumentiert, sowie die Betriebsstrukturen der landwirtschaftlichen Betrieben zu den entsprechenden Zeiten. Anfang des 20. Jahrhunderts waren ca. 100 Schornsheimer Familien in der Heimschneiderei beschäftigt, die dann nach dem 2. Weltkrieg verschwand. Heute arbeiten viele Bewohner außerhalb und Schornsheim ist eine überwiegende Wohngemeinde am Rande des Rhein-Main-Gebiets. Auch der Strukturwandel in der Landwirtschaft ließ sich deutlich dokumentieren, Haupt- und Nebenerwerbsbetriebe gibt es nur noch wenige. Die Viehhaltung, die selbst bei den Schneidern mit der Ziege „als Kuh des kleinen Mannes“ üblich war, gibt es heute nicht mehr.

Im weiteren Verlauf kommentierte Günter Hammen eine Reihe von historischen Aufnahmen aus Schornsheim. Insbesondere bei den älteren Schornsheimer Zuhören kamen Erinnerungen aus der Jugend hervor und jüngere Zuhörer konnten teils Vorfahren auf den Bildern erkennen. Interessant auch alte Ansichten von verschiedenen Häusern und die dazugehörige Geschichte, sowie die Einblicke in Schneiderwerkstätten und das landwirtschaftliche Leben.

Zweifellos der Höhepunkt des Abends bildete die schauspielerisch in Szene gesetzte Aufführung des „Gebabbels uff’m Dalles“ zwischen Schneidern, Bauern und Hausfrauen. Hier wurde Schornsheimer Geschichte in lockeren Dialogen lebendig. Von der Bahnstrecke, die der damalige Ortsgemeinderat ablehnte, bis zum Autobahnbau in den 1980er Jahren, von der Aussperrung der Schneider bis hin zur Ackerflurbereinigung wurden hierbei Geschichten aus den verschiedenen Gesichtspunkten beleuchtet. Aber auch der gesellschaftliche Wandel kam zur Sprache, diese immer mit ein paar unterhaltsamen Anekdoten und Sprüchen.
Alles in allem war dies ein gelungener und informativer Beitrag zum 200 jährigen Rheinhessen-Jubiläum im fast voll besetzten Ev. Gemeindehaus.