Mainz – Zusammen mit weiteren sechs Preisträgerinnen und Preisträgern konnte der Teilchenphysiker Dr. William Shepherd am Dienstag in Berlin den hoch dotierten Sofja Kovalevskaja-Preis der Alexander von Humboldt-Stiftung in Empfang nehmen.
Die Preisverleihung erfolgte durch den Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung Georg Schütte und den Generalsekretär der Alexander von Humboldt-Stiftung Enno Aufderheide. Mit dem Preisgeld von knapp 1,5 Millionen Euro kann Shepherd eine Nachwuchsarbeitsgruppe am Institut für Physik der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) aufbauen. Der US-amerikanische Physiker arbeitet als Theoretiker an der Erforschung der Dunklen Materie und war zuletzt an der Niels Bohr International Academy der Universität Kopenhagen in Dänemark tätig.
Die Dunkle Materie gehört zu den großen Geheimnissen des Universums. Sie wurde bisher noch nicht nachgewiesen, macht sich aber indirekt durch die Strukturbildung im frühen Universum bemerkbar und lässt sich experimentell durch ihren Einfluss auf die Ausbreitung des Lichts, das uns von fernen Galaxien erreicht, beobachten.
„Die Suche nach Dunkler Materie ist so spannend, weil sie zu den wenigen Forschungsfeldern gehört, die uns handfeste Hinweise darauf geben, dass das Standardmodell der Teilchenphysik keine vollständige Beschreibung unseres Universums liefert“,
erklärt William Shepherd.
„Wenn wir uns also darum bemühen, die fundamentale Natur dieses neuen Teilchens zu verstehen, hilft uns dies auch, das Universum zu verstehen.“
Mit dem Sofja Kovalevskaja-Preis bekommen die Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler in einer frühen Phase ihrer Karriere Risikokapital für innovative Projekte. Sie forschen bis zu fünf Jahre lang an deutschen Universitäten und Forschungseinrichtungen und bauen eigene Arbeitsgruppen an ihren Gastinstituten auf. Shepherd hat seinen Aufenthalt in der wissenschaftlichen Arbeitsgruppe THEP – Theoretische Hochenergiephysik um Prof. Dr. Matthias Neubert im September 2016 begonnen.
„In Mainz arbeitet eine hervorragende Gruppe von Wissenschaftlern auf Gebieten, die mit meinen Forschungen eng verwandt sind. Es gibt viele Teilchentheoretiker, deren Expertise ich nutzen kann, um meine Arbeit zu ergänzen. Hinzukommt die große Gruppe der experimentell arbeitenden Physiker, die ebenfalls an dieser Frage forschen, angefangen von der ATLAS-Gruppe bis zur CASPER-Gruppe. Es ist sehr hilfreich, wenn ich meine Fragen aus der theoretischen Arbeit den Wissenschaftlern stellen kann, die ganz nah an den Experimenten dran sind“,
sagt Shepherd zu seinem neuen Aufenthaltsort.
Mit den Mitteln des Sofja Kovalevskaja-Preises kann der Physiker in Mainz eine eigene Nachwuchsforschungsgruppe bestehend aus zwei Postdocs und drei bis vier Doktoranden aufbauen.
„Mit Dr. Shepherd verstärken wir unser Profil im Bereich der Erforschung der Dunklen Materie in erheblichem Maße. Seine Arbeiten basieren auf einem innovativen neuen Forschungsansatz und werden international viel beachtet. Seine Präsenz in Mainz wird es besonders auch Nachwuchswissenschaftlern erlauben, an vorderster Front an der Entschlüsselung eines der größten Rätsel der modernen Physik mitzuwirken“,
teilt Matthias Neubert als wissenschaftlicher Gastgeber mit.
Der Sofja Kovalevskaja-Preis ist in Deutschland der höchstdotierte Wissenschaftspreis für den wissenschaftlichen Nachwuchs. Er wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanziert.
Die Arbeit von Sofja Kovalevskaja-Preisträger Dr. William Shepherd ist in den Mainzer Exzellenzcluster „Precision Physics, Fundamental Interactions and Structure of Matter“ (PRISMA) integriert, der in der aktuellen Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder mit rund 35 Millionen Euro gefördert wird.