Ingelheim – Das Gesundheitsamt des Kreises Mainz-Bingen untersucht derzeit mehrere Erkrankungen von Menschen mit dem Erreger der Hasenpest (Tularämie). Die Hasenpest kann vom Tier auf den Menschen übertragen werden. Eine Mensch zu Mensch-Übertagungen ist nahezu ausgeschlossen und nicht bekannt. Tularämie ist sehr gut behandelbar, kann aber im Einzelfall schwerere Verläufe nehmen.
Gemeinsam ist den sechs Betroffen, dass sie Anfang Oktober 2016 an einer Weinlese im nördlichen Landkreis teilgenommen hatten. Wenige Tage danach bekamen sie hohes Fieber und klagten über ein schweres allgemeines Krankheitsgefühl. Drei Personen mussten im Krankenhaus behandelt werden. Alle sind inzwischen als gesund wieder entlassen.
Der Fall ist deshalb ungewöhnlich, weil Infektionen mit dem Erreger in Deutschland sehr selten sind und noch seltener gehäuft auftreten. Der Mensch infiziert sich durch direkten Kontakt mit erkrankten Tieren, ihren Organen oder Ausscheidungen. Der Erreger kann aber auch durch kontaminierte Lebensmitteln übertragen werden.
Unterstützt wird das Gesundheitsamt bei der Ursachensuche vom Landesuntersuchungsamt (LUA). Untersucht wird, wie die Weinleseteilnehmer mit dem Erreger in Kontakt gekommen sein könnten. Parallel dazu untersucht das Robert Koch-Institut (RKI) Proben aus dem Weinberg. Im Fokus stehen Lebensmittel, Hasen- oder Kaninchenkot sowie andere Umweltproben. Auslöser einer Tularämie-Erkrankung ist das Bakterium Francisella tularensis. Sie beginnt in der Regel mit einem Geschwür an der Eintrittsstelle des Erregers, danach folgen grippeähnliche Symptome wie Fieber, Lymphknotenschwellungen, Schüttelfrost, Unwohlsein sowie Kopf- und Gliederschmerzen. Die Erkrankung lässt sich mit Antibiotika behandeln.
Ärzte im Kreis Mainz-Bingen werden gebeten, bei Patienten mit hohem Fieber und Lymphknotenschwellung auch eine Tularämie in Betracht zu ziehen, insbesondere wenn die Ursache dieser Symptome unklar ist. Auch Verdachtsfälle sind nach dem Infektionsschutzgesetz beim Gesundheitsamt meldepflichtig.