Mainz – Zum siebten Mal ist am 17. 11.2016 der Preis des Hochschulrats der Hochschule Mainz verliehen worden, mit dem herausragende Studienleistungen ausgezeichnet werden.
Der mit 2000 Euro dotierte Preis wurde in diesem Jahr geteilt und an zwei Absolventen vergeben. 1000 Euro erhielt Jana Kocher, Absolventin des Studiengangs Kommunikationsdesign, für ihre Bachelorarbeit „Zero Day“. Mit dem gleichen Betrag wurde auch Raphael Bretscher für seine Masterarbeit „3D-Mine-Mapping – Entwurf, Erprobung und Bewertung innovativer Strategien“ ausgezeichnet, die im Studiengang Geoinformatik und Vermessung entstanden war. Die Studienarbeit „MainzWiesbadenTurm“ wurde mit mit Sonderpreis der Hochschulleitung gewürdigt.
Im Rahmen ihrer Bachelor-Thesis „Zero Day“ hat Jana Kocher eine interaktive Webseite zum Thema „Cyberwar“ entwickelt, die zur Aufklärung über diese Thematik
beitragen soll. „Cyberwar“, so Jana Kocher, „ist längst kein fiktives ‚Science-Fiction Szenario‘ mehr, da die Bedrohung aktueller denn je zuvor ist. Durch die zunehmende Anzahl an Cyberangriffen, ausgeführt durch Hacker aus aller Welt, wird der Begriff ‚Cyberwar‘ immer häufiger von Medien und IT-Experten als reale Gefahr verstanden. Dabei wird in den Medien der Begriff ‚Cyberwar‘ zumeist unkritisch für jede Art von Cyberangriff verwendet, wohingegen die Experten von Cyberwar reden, wenn staatliche Akteure beteiligt sind. Tatsächlich bereiten sich die Militärs vieler Staaten mit defensiven und offensiven Strategien auf diese neue virtuelle Gefahrenlage vor. Ich hoffe, dass meine Internetplattform dazu beiträgt, dass sich mehr Menschen diese Veränderung bewusst machen und sich dafür einsetzen, dass die Politik und die Wirtschaft geeignete Gegenmaßnahmen ergreift.“
Für ihre Arbeit hat Jana Kocher in Form von Texten, Grafiken, Videos und Statistiken Expertenwissen zu Bedrohungs- und Gefährdungspotenzialen zusammen getragen und in einer interaktiven Weltkarte präsentiert. Neben Berichten über reale Angriffe hat sie auch zahlreiche Video-Interviews mit ausgewiesenen Fachleuten geführt und deren Einschätzungen verständlich aufbereitet. Die Arbeit wurde mit der Note 1.0 bewertet.
Über ihre herausragende fachliche Leistung hinaus hat sich Jana Kocher auch immer wieder gesellschaftlich engagiert. Im Jahr 2015 initiierte sie gemeinsam mit zwei Kommilitoninnen der Hochschule Mainz das Mentorenprogramm „Girls for girls“, das in Deutschland lebende Flüchtlingsmädchen und –Frauen dabei unterstützt, ihre traumatischen Erlebnisse von Flucht und Krieg in der neuen Umgebung zu verarbeiten.
Raphael Bretscher hat sein Masterstudium der Geoinformatik und Vermessung mit einer Arbeit über „3D-Mine-Mapping“ abgeschlossen. Gegenstand der Arbeit sind der Entwurf, die Erprobung und Bewertung einer neuartigen Strategie zur direkten, georeferenzierten, dreidimensionalen Punktwolkenbestimmung unzugänglicher Objekte mittels bildgebendem Tachymeter und Structure-from-Motion-Techniken.
Anknüpfend an das 2014 erfolgreich abgeschlossene BMBF-Projekt Modulare Digital-kamera-Tachymeter – MoDiTa nutzt die Hochschule Mainz seit Frühjahr 2015 einen bildgebenden Tachymeter Leica MS50. Neuartig an dieser geodätischen Totalstation ist die im Messfernrohr integrierte Digitalkamera samt motorisierter Fokussiereinrichtung.
Per se eignet sich die MS50 sehr gut zur Lösung von 3D-Scanningaufgaben für mittlere Entfernungen bis etwa 100 m. Bei größeren Entfernungen bis etwa 2 km kann der Anwender mit dem flexibel konfigurierbaren Entfernungsmesssystem den physikalisch notwendigen Kompromiss zwischen hoher Genauigkeit bei langer Messdauer einerseits und hoher Taktrate bei geringer Genauigkeit andererseits recht frei vorgeben. An diesem Punkt setzt die Zielsetzung des Projekts von Raphael Bretscher an: Es sollte ein Workflow entworfen und erprobt werden, mit dem einzelne hochgenaue Zielungen über große Distanzen hinweg bei zusätzlicher bildgestützter Auswertung schnell zu einer hochaufgelösten und hochgenauen 3D-Punktwolke führen. Bei diesem Vorgehen darf trotz vollständiger Georeferenzierung und Genauigkeiten im Zentimeterbereich auf das Begehen des zu scannenden Objekts, z.B. zum Anbringen von Messmarken, verzichtet werden – bei unzugänglichen oder gefährlichen Bereichen wie instabilen Steilwänden ein unschätzbarer Vorteil. Die Masterarbeit wurde gleichfalls mit der Bestnote 1.0 bewertet.
Neben seinen herausragenden Studienleistungen hat sich Raphael Bretscher auch innerhalb der Hochschule engagiert. Als Erster Vorsitzender der Fachschaft Geoinformatik und Vermessung war er in seiner Funktion als Koordinator maßgeblich an der Realisierung eines Imagefilms für den Studiengang Geoinformatik und Vermessung beteiligt. Darüber hinaus wirkte er als Tutor im International Office und betreute als studentische Hilfskraft in der Abteilung Übergang Schule/Hochschule ingenieurtechnisch interessierte Schülerinnen und Schüler.
Mit dem Sonderpreis der Hochschulleitung wurde die Studienarbeit MainzWiesbadenTurm ausgezeichnet, die unter der Federführung von Prof. Kerstin Molter und Prof. Dr. Julius Niederwöhrmeier (Lehreinheit Architektur) entstanden ist. Grundidee des Projekts, das im Rahmen des Architektursommers Rhein Main 2015 realisiert wurde, war eine neue kon-textuelle Verortung des Eisenturms im Stadtraum, die durch eine raumbildende Intervention aus 360 Dachlatten erreicht wurde. Die entstandene Installation leistet einen identitäts-stiftenden und weit ausstrahlenden Beitrag für die beiden beteiligten Städte Mainz und Wiesbaden. Der aus dem gewachsenen Kontext gerissene historische Eisenturm wird durch den Beitrag wieder verortet.