Kaiserslautern – Rund 300 Gäste waren dabei, als die 11 Nominierten für die Pfalzpreise für Literatur sowie für bildende Kunst in den Sparten Graphik, Fotographie und Neue Medien bei der Gala im Pfalztheater Kaiserslautern vorgestellt wurden.
Die Pfalzpreise sind mit je 10.000 Euro, die Nachwuchspreise mit je 2.500 Euro dotiert. Verliehen wurde in beiden Kategorien auch je ein undotierter Lebenswerkpreis, der an den Schriftsteller Dr. Wolfgang Ohler, sowie postum an den Graphiker Rudolf Scharpf ging.
Preisträger bildende Kunst
Der Hauptpreis in der Sparte bildende Kunst wurde an Sarah Mock vergeben. Die aus Worms stammende Künstlerin, die in Mainz und Kassel Medienkunst studierte, bevor sie 2014 ihr Studium an der UDK Berlin als Meisterschülerin abschloss, hat mit ihren Videoarbeiten „Die Flut“ und „Zwiefach“ die Jury überzeugt. Ihre surrealistischen Arbeiten behandeln die Beziehungen von Kultur, Künstlichkeit von urbanen Orten, Natur und dem Unbewussten. Zwei Jahre hat Sarah Mock in einem interdisziplinären Projekt mit Archäologen gearbeitet, dessen Ergebnis u.a. die prämierte Installation „Die Flut“ ist. Ihre Arbeiten waren bereits auf zahlreichen Ausstellungen und Festivals im In- und Ausland zu sehen.
Die in Kaiserslautern aufgewachsene Andrea Grützner wurde mit dem Nachwuchspreis Kunst ausgezeichnet. In dem von ihr fotografierten Traditionsgasthof „Erbgericht“ im Heimatdorf der Künstlerin in der Sächsischen Schweiz, sind verwinkelte Räume, Ecken und Gegenstände mit Erinnerungen von Generationen geknüpft. Die Werkreihe „Tanztee“, bezieht sich auf eine regelmäßige Veranstaltung im „Erbgericht“. Dokumentiert wird ein nostalgisches Tanzvergnügen zur Unterhaltung älterer Herrschaften, wo der Damenanteil meist im Verhältnis 70:30 überwiegt. Die Bilder liefern eine differenzierte Betrachtung zum Thema des Älterwerdens. Für die Serie „Das Eck“ wurde die Stadt Koblenz mit der Kamera erkundet und der Blick auf die grafische Struktur der urbanen Architektur in konzentrierten Bildausschnitten gelenkt.
Ein ganz besonderes Lebenswerk, mit einem künstlerischen Schaffen, dass sich vom 19. bis zum 90. Lebensjahr in großer Produktivität entfaltete, wird postum gewürdigt. Der Ludwigshafener Graphiker Rudolf Scharpf, der 2014 verstorben ist, hat sich um die Region auf einzigartige Weise verdient gemacht und hinterlässt ein grandioses graphisches Werk, wie aus der durch den herzlichen persönlichen Kontakt mit Scharpf geprägten Laudatio der Kunsthistorikerin Susanne Ecker hervorging, die wichtige Stationen aus seinem Leben skizzierte.
Preisträger Literatur
Mit Monika Rinck gewinnt eine Autorin der Pfalzpreis für Literatur, die bereits 2007 die Fördergabe des Bezirksverbands erhalten hatte. Ihr Band „Risiko und Idiotie“ lotet aus, wie sich der kreative Schaffensprozess der Eindeutigkeit, der schnellen Erkenntnis, entzieht. Woran liegt es, dass der Künstler oder die Dichterin nicht verstanden wird? An dem, der unverständlich spricht, oder etwas Neues macht, oder demjenigen, der nicht versteht? Die Frage, was das Riskante an einem Kunstwerk ist, muss immer wieder neu verhandelt werden, zu unterschiedlichen Zeiten, in verschiedenen Gesellschaften oder kulturellen Zusammenhängen. Diesen Fragen geht der Band „Risiko und Idiotie“ in unterschiedlichen Kontexten nach und ruft zur Auseinandersetzung über Lyrik auf.
Marleen Widmers Erzählung „Zwischen den roten Tüchern“ sicherte der 17-jährigen Autorin aus Gleiszellen den Nachwuchspreis für Literatur. Schon seit einigen Jahren befasst sich Marleen Widmer mit dem Schreiben. Ihre Protagonistin lotet als „alter ego“ der Jung-Autorin Grenzen aus, lässt ihrer Irrationalität freien Lauf. Erzählt wird die Geschichte über eine Rebellion gegen die Alltäglichkeit, über die Suche nach intensiven Erfahrungen und die Bewältigung von Existenzängsten des Lebens. Die Ausgaben der Erzählung sind selbst kleine Kunstwerke, mit Tuschezeichnungen illustriert und in Handarbeit als Buch gebunden.
Der Lebenswerk-Preisträger Dr. Wolfgang Ohler bereichert seit nunmehr rund 25 Jahren das literarische Leben der Pfalz. Teils in Mundart, aber stets das Besondere im Alltäglichen aufspürend, schöpft der Erzähler Ohler aus seiner Biographie als Zweibrücker und Richter. Seine berufilchen Erfahrungen hat er in sein Werk einfließen lassen, und kongenial wurde sein Lebenswerk von Laudator Wolfgang Dillinger vorgestellt, mit dem gemeinsam er viele Auftritte in der Region gestaltet hat. „Wolfgang Ohlers Schreiben kreist immer wieder um die Themenbereiche des Sich- und Uns-Erinnern an Herkunft und Heimat sowie die Brüchigkeit des Rechts“, so Dillinger in seiner Laudatio.
Die Moderation durch Tanja Hermann vom Pfalztheater wurde durch Schauspieler Jan-Henning Kraus flankiert, der als wunderbarer „Vorleser“ das Publikum begeisterte. Für die musikalische Gestaltung sorgte das Orchester des Pfalztheaters unter Leitung des Generalmusikdirektors Uwe Sandner. Mit Werken von Grieg, Humperdinck und Mozart gaben die Musiker Kostproben aus dem aktuellen Programm.