Wenn der Duft von frisch gebackenen Plätzchen durch die Häuser weht und Oma warme, goldene Kipferl im knirschenden Vanillezucker wälzt, denkt man sicher nicht als erstes an den Wald. Doch der hat eine ganze Menge damit zu tun: denn ein Großteil des natürlichen Aromastoffes Vanillin wird aus Holzfasern gewonnen – dem Lignin.
Was die Azteken schon seit Generationen als Aroma für Schokolade nutzten, war Europäern bis ins 16. Jahrhundert gänzlich unbekannt. Dass viele Lebensmittel – wie Eis, Backwaren und Getränke – heute nach Vanille schmecken, haben wir den Bäumen zu verdanken. Ein paar cleveren Chemikern ist es bereits vor über hundert Jahren gelungen, das Aroma der kostspieligen Vanilleschote nachzuahmen.
„Die Papierherstellung spielt hierbei eine große Rolle“, erläutert Petra Westphal, Pressesprecherin von HessenForst, „denn Lignin – das im Baum das Pflanzengewebe verholzt – fällt bei der Zellstoffherstellung in großen Mengen an“.
Dieses organische Nebenprodukt verfügt über ein reiches Geschmacksprofil und ist ein natürlicher Ersatz für die seltene Vanilleschote. So kann der wichtigste Aromastoff der Welt zu erschwinglichen Preisen hergestellt werden.
Köstliches Recycling
Wie hoch die Ligninausbeute bei der Papierherstellung ist, hängt von der Holzart ab. Jährlich werden 32.000 Festmeter Holz aus dem hessischen Staatswald zu Papier verarbeitet, meist sind es Nadelhölzer wie Fichte und Kiefer. Aus den Nebenprodukten der Papierherstellung könnten über 1.000 Tonnen Vanillin gewonnen werden – das wäre genug für gut eine Milliarden Päckchen Vanillin-Zucker.
HessenForst sorgt mit entsprechender Waldpflege dafür, dass die passende Holzqualität verarbeitet werden kann. Das Ergebnis: ein gesunder Mischwald – und Omas Vanillekipferl.