Bad Sobernheim – Folgt man der Hochstraße in der im südlichen Hunsrück gelegenen Gemeinde Hennweiler bis zu ihrem Ende und fährt sodann auf dem angrenzenden Feldweg weiter geradeaus, so gelangt man zu einem großen, umzäunten Schutthaufen aus Betonrohren und Holzpaletten. Was für den Laien wie die Abraumhalde einer Baustelle wirken mag, ist in Wahrheit das mit viel Engagement hergerichtete Trainingsgelände der Rettungshundestaffel RHOT 3, beheimatet bei der Freiwilligen Feuerwehr aus Bad Sobernheim. Am Morgen des vergangenen Sonntag, den 6. November 2016, war eben dieses Trümmergelände bei weitgehend trockenem, aber kaltem Herbstwetter der Austragungsort der Hauptprüfung von insgesamt sieben Rettungshundeteams.
Unter den so wachsamen wie kritischen Augen der stets zu zweit arbeitenden Landesprüfer galt es für die Hunde, mit ihrer feinen Nase drei gut versteckte Opfer binnen 20 Minuten in dem sich über etwa 1500 m² erstreckenden Trümmerfeld zu finden. Bisweilen eine echte Herausforderung, da die Opfer unter dicken Steinplatten begraben waren. Sobald sie einen Duft gewittert haben, ist es Aufgabe der Hunde, den Fund durch lautes Bellen bis zum Eintreffen des Hundeführers anzuzeigen. Hat der Hund erst einmal angeschlagen, so wird auf ein Handzeichen hin die laufende Zeit gestoppt und anschließend ist es Aufgabe der ebenso unter Beobachtung stehenden Hundeführer, mit dem Opfer in Kontakt zu treten. Im Gespräch muss er oder sie nun Informationen von dem Verschütteten einholen , während der Hund einige Schritte entfernt ruhig abwartet. Dabei kann es durchaus vorkommen, dass ein Opfer nicht bei Bewusstsein ist und folglich keine Antwort gibt. Eine Möglichkeit, die ein Hundeführer stets im Hinterkopf behalten muss.
Während ein Hundeteam sich der Rettungshundeprüfung (RH) 2 gemäß der Prüfungsordnung Rheinland-Pfalz stellte – die letzte Hürde vor der Abschlussprüfung – , galt es für die übrigen sechs Teams die Hauptprüfung RH3 zu bestehen. Bis zu zweieinhalb Jahre intensives Training braucht es, um einem Hund die notwendigen Fähigkeiten zu lehren, die er zur erfolgreichen Abnahme der Prüfung und insbesondere im Einsatz braucht. Ein besonderes Augenmerk gilt dabei der Kommunikation zwischen dem Hund und seinem Führer, erklärt Thorsten Schmitt, Facheinheitsführer der Rettungshundestaffel RHOT 3: „Ein Hundeführer muss seinen Hund lesen lernen und ihn verstehen. Gestik, Bellen, aber auch die Mimik. Das braucht seine Zeit. Natürlich gilt dies umgekehrt genauso. Erst wenn sie miteinander kommunizieren und ein Team sind, sind sie wirklich bereit.“
Die zu prüfenden Teams reisten aus ganz Rheinland-Pfalz an. So kamen je zwei Teams aus den Feuerwehren Trier, Hamm/Sieg und Frankenthal sowie ein weiteres Team aus Zweibrücken. Dass aus der Bad Sobernheimer Staffel niemand zur Prüfung antrat, ist indes kein Zufall. So sollen die Prüfungen nicht auf jenem Gelände durchgeführt werden, wo man üblicherweise sein Training absolviert. Mit der Zeit lernen die Hunde trotz aller Bemühungen, das Gelände regelmäßig zu verändern, die Verstecke irgendwann kennen und können diese auf der Suche nach potentiellen Opfern gezielt ansteuern. In der unbekannten Lage liegt jedoch die eigene Herausforderung.
Insgesamt sieben Feuerwehr-Rettungshundestaffeln gibt es zur Zeit in Rheinland-Pfalz – RHOT 1 bis RHOT 7 – weiß Jürgen Germann, Landesbeauftragter für das Rettungshundewesen, zu berichten, der anlässlich der Prüfung nach Hennweiler gereist war. Der Grund: Bei den vier Hauptprüfungen muss der Landesbeauftragte oder sein Stellvertreter anwesend sein . Zu den Aufgaben der sieben Staffeln gehört jedoch nicht nur das Suchen und Finden von Vermissten oder Verschütteten mit Unterstützung ihrer vierbeinigen Kameraden, sondern auch der Einsatz moderner Ortungsgeräte. RHOT steht somit für (Facheinheit für) Rettungshunde und Ortungstechnik. Im Falle eines Gebäudeeinsturzes etwa können mehrere, empfindliche Sensoren auf dem abzusuchenden Gelände verteilt werden, die sodann auf Geräusche wie Atmung oder den Herzschlag reagieren. Schneller als die Sensoren seien jedoch in der Regel die Hunde, berichtet Annette Schmitt, stellvertretende Facheinheitsleiterin von RHOT 3. Und natürlich macht das Training mit den Tieren auch mehr Spaß als mit der Technik.
Nach gut drei Stunden haben alle Hundeteams ihre Prüfung absolviert und die gute Nachricht lautet: Alle Teams haben bestanden. Der Applaus und die Anerkennung der rund 45 Gäste auf dem Trainingsgelände, darunter auch Kreisfeuerwehrinspektor Werner Hofmann und Wehrleiter Lothar Tressel, war ihnen somit sicher. Seinen Abschluss fand der Sonntag in einem gemeinsamen Essen im Bad Sobernheimer Feuerwehrhaus, wo die Anspannung der vergangenen Stunden von den Hundeführern merklich abfiel. Auch die Hunde bekamen ihre wohlverdiente Belohnung in Form zahlloser Streicheleinheiten und Leckerlis.
Die Hingabe und das Engagement der ehrenamtlichen Mitglieder in den Rettungshundestaffeln ist beachtlich. Dies gilt insbesondere, da eine einmal abgelegte Prüfung nicht unbegrenzt gültig ist, sondern im regelmäßigen Turnus von zwei Jahren wiederholt werden muss. Umso erstaunlicher ist es daher, dass die Existenz dieser gut ausgebildeten Facheinheiten noch nicht bis zu allen Feuerwehren durchgedrungen ist. „Wir freuen uns immer über Anfragen etwa für gemeinsame Übungen, denn so können wir die Hunde in ihnen unbekannter Umgebung möglichst einsatznah üben lassen“, konstatiert Thorsten Schmitt, ehe er den glücklichen Hundeteams seine Gratulation ausspricht.