Bad Kreuznach – Die Kunstszene in Bad Kreuznach ist facettenreich. Bei einem Besuch im „kleinen Felsenkeller“ war Oberbürgermeisterin Dr. Heike Kaster-Meurer fasziniert von den Wandgemälden mit Bad Kreuznacher Motiven.
Sie konnte dabei Harry Wittlingers „Zaubereien mit Pinsel und Farbe“ beobachten. Das Gespräch zwischen beiden war sehr gestenreich, die Verständigung funktionierte auch per Kugelschreiber und Blatt Papier. Denn Harry Wittlinger (63) ist seit Geburt gehörlos.
Rund um den Turm der Pauluskirche flattert die Fahne „Creutznachs“. Im Vordergrund sind die Brückenhäuser. Am Ufer des Mühlenteichs sitzt ein mittelalterlicher Barde und hat auf einem Picknick-Tuch, das die Wappen von Bad Kreuznach und Bourg-en-Bresse trägt, Speis und Trank stehen bzw. liegen. Auf der rechten Seite steht das Denkmal von Michel Mort. Im Wasser treibt eine Steinplatte aus der Römerzeit, auf der ein umkränzter Kopf abgebildet ist. Mit viel Liebe zum Detail und einer gehörigen Portion Fantasie hat Harry Wittlinger an diesem Wandgemälde und an weiteren in der Gaststätte gearbeitet.
Bei den Gästen gibt es dafür viel Lob und Anerkennung. Auch der Wirt Michael Hamberger ist darüber sehr glücklich.
„Als wir die Gaststätte übernommen haben, trugen die Wände noch Motive aus Waldböckelheim, der Gemeinde, aus der die Vorpächter stammen. Wir wollten aber Typisches aus Bad Kreuznach“.
Über seine Freundschaft mit der Familie Wittlinger, kam er an Harry Wittlinger, der seit 1990 als selbstständiger Künstler arbeitet. Für seine Großmotivbilder und Wand- und Freskenmalereien erhält er Aufträge in ganz Deutschland und international. Seine Kunstwerke zieren Geschäftsräume, Außenwände großer Kaufhäuser, Saunen etc. Bilder von ihm waren in Bingen, Hamburg, Berlin, Frankfurt, Dresden und Bayreuth aber auch in Mailand und New York ausgestellt.
Schon als Kind war Malen seine Leidenschaft. Nach seiner Ausbildung als Schriftenmaler und Grafiker arbeitete Harry Wittlinger zwei Jahre als Dekormaler und weitere sieben Jahre im Bereich Messe und Ausstellung.
„Harry Wittlinger ist ein sehr schönes Beispiel dafür, wie Menschen mit Beeinträchtigungen ihre Talente und Fähigkeiten entfalten und nutzen können“,
so Oberbürgermeisterin Dr. Heike Kaster-Meurer. Ohne Worte zeigt Harry Wittlinger, wie wunderbar die Kunst als Mittel der Kommunikation sein kann.