Landau – Rund 30 Mitglieder des Katastrophenschutzes des Landkreises Südliche Weinstraße und der Stadt Landau in der Pfalz haben am vergangenen Wochenende im Rahmen einer Fortbildung an der Feuerwehr- und Katastrophenschutzschule Rheinland-Pfalz in Koblenz die Bewältigung von Großschadensereignissen trainiert. Neben einem Zugunglück in einem Industriegebiet wurde auch ein Bauunfall in einem Freizeitbad angenommen.
„Für Großschadenslagen verfügt der Einsatzleiter auf Ebene eines Landkreises oder einer kreisfreien Stadt über eine bewegliche Führungseinheit. Die so genannte Technische Einsatzleitung unterstützt den Einsatzleiter bei seiner Führungstätigkeit und ist bei lang andauernden Lagen aufgrund des enormen Koordinationsbedarfes der Einsatzkräfte notwendig“, erklärt der Leiter der Führungsgruppe Technische Einsatzleitung Steffen Herr. Die Technische Einsatzleitung werde immer dann alarmiert, wenn „Abwehrmaßnahmen größeren Umfangs“ nötig seien. Also bei Einsätzen, die im Zusammenhang mit Gefahrstoffen, Naturkatastrophen, Industrie-, Reaktor- oder Verkehrskatastrophen sowie im Zusammenhang mit ansteckenden Krankheiten oder Lebensmittel- bzw. Trinkwasservergiftungen größeren Ausmaßes stehen.
Ein solches Unglück könnte beispielsweise auf der Bahnstrecke Landau-Karlsruhe geschehen. „Angenommen wird die Entgleisung eines Güterzuges in Höhe Rohrbach. Die Lokomotive sowie einige Wagons haben die Wand einer Produktionshalle eines Industriebetriebes durchbrochen und beginnen zu brennen. Insgesamt sind mehr als 40 Personen betroffen“, fasst der stellvertretende Kreisfeuerwehrinspekteur des Landkreises Südliche Weinstraße Karsten Moock die angenommene Lage zusammen. Der erschreckende Unfall wird als „Planübung“ inszeniert, zahlreiche Einsatzkräfte aus der ganzen Südpfalz werden fiktiv durch die Übungsleitung alarmiert. Schnell sind mehr als 150 Retter und Helfer im Einsatz. Nach kurzer Anlaufphase der Übung treffen die ebenfalls alarmierten Führungskräfte der Technischen Einsatzleitung sowie die Fachberater von Technischem Hilfswerk, Deutschem Roten Kreuz, Polizei und Bundeswehr, der Notfallmanager der Deutschen Bahn und der Organisatorische Leiter ein. Die Einsatzstelle ist mittlerweile in mehrere Abschnitte unterteilt.
„Großschadensereignisse erfordern den Einsatz und die Koordination aller Fachdienste. Dazu müssen Führungskräfte den Einsatzwert der Einheiten unterschiedlicher Fachdienste beurteilen können. Auch die Aufgaben von Polizei, Bundeswehr und anderen Organisationen müssen in die Überlegungen mit einbezogen werden“, erläutert Ausbilder der Feuerwehr- und Katastrophenschutzschule Rheinland-Pfalz Jörg Beckmann das Übungsziel. Dazu sei zu Beginn eines solchen Einsatzes eine genaue Absprache erforderlich.
Während die Einsatz- und Abschnittsleiter über die Lage informieren, wird im Hintergrund die Infrastruktur aufgebaut. „Wichtig für das Funktionieren einer Einsatzleitung ist das Vorhandensein einer ausreichenden Kommunikationsstruktur. Gerade bei größeren Einsätzen kann es im Bereich der Kommunikation zu erheblichen Problemen wie beispielsweise überlasteten Funkkanälen kommen“, so der Leiter der Facheinheit Information und Kommunikation Jürgen Beiner. Schnell wird ein Kommunikationsnetzwerk aufgebaut: Neben dem klassischen Funk können die Einsatzkräfte auf Fax, Telefon und E-Mail zurückgreifen. Jeder Sachgebietsleiter erhält außerdem ein Notebook mit einer speziellen auf das Management von Großschadenslagen ausgerüsteten Software.
Auch bei der zweiten Übung wird die Notwendigkeit einer funktionierenden Führungs- und Kommunikationsstruktur deutlich: „Ein Baukran ist auf ein Freizeitbad gestürzt. Mehr als 200 Menschen befinden sich zum Zeitpunkt des Unglücks im Gebäude. Es kommt zu Entstehungsbränden, das Gebäude ist teilweise einsturzgefährdet und die Chlorgasanlage ist beschädigt“, führt der stellvertretende Stadtfeuerwehrinspekteur der Stadt Landau in der Pfalz Michael Bumb die Technische Einsatzleitung und die Fachberater in das Szenario ein. Neben dem Rettungseinsatz der Personen müssen vor allem die Sicherungsmaßnahmen des Technischen Hilfswerkes sowie der Einsatz des Gefahrstoffzuges koordiniert werden. Im Abschnitt Gesundheit sollen die unverletzten und leicht verletzten Personen mit Bussen in ein naheliegendes Schulzentrum abtransportiert werden. Schwerverletzte sind direkt in Krankenhäuser zu bringen und medizinisch zu versorgen.
Die stellvertretenden Feuerwehrinspekteure Michael Bumb und Karsten Moock bedankten sich bei allen Beteiligten für ihr Engagement und bei den Ausbildern der Feuerwehr- und Katastrophenschutzschule für ihre Unterstützung: „Wir sind mit dem Ergebnis der Fortbildung sehr zufrieden“. An der Fortbildung waren die gemeinsame Technische Einsatzleitung sowie die gemeinsame Facheinheit Information und Kommunikation des Landkreises Südliche Weinstraße und der Stadt Landau in der Pfalz, das Deutsche Rote Kreuz Landau, das Technische Hilfswerk Landau, ein Organisatorischer Leiter, ein Notfallmanager der Deutschen Bahn, die Bundeswehr und die Polizei beteiligt.