Mainz – Englischstudierende der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) haben seit September die Möglichkeit, sechs Monate in Sri Lanka zu verbringen, um dort lokale Lehrkräfte im Englischunterricht zu unterstützen.
Zurzeit befinden sich bereits zwei Studierende im Norden der Insel, wo sie am Sri Lanka German Technical Training Institute (SLGTTI) in Kilinochchi Unterrichtserfahrung sammeln. Englisch ist in dem dreisprachigen Land sehr wichtig und bildet eine Verständigungsbrücke zwischen der Singhalesisch und der Tamilisch sprechenden Bevölkerung. Das Studierendenprojekt des Department of English and Linguistics der JGU (Projektverantwortliche Prof. Dr. Britta Mondorf) findet an Berufsbildungszentren statt, die im Norden und Osten des Landes von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) betreut werden.
Nach der Unabhängigkeitserklärung Sri Lankas von dem Vereinigten Königreich 1948 schaukelte sich der Konflikt zwischen der buddhistischen, Singhalesisch sprechenden Mehrheit des Landes und der überwiegend hinduistischen, Tamilisch sprechenden Minderheit, die vor allem im Norden und Osten der Insel ansässig ist, immer weiter hoch. Singhalesisch wurde zur einzigen offiziellen Sprache des Landes erklärt und schließlich entfachten Unruhen einen Bürgerkrieg, in dem die tamilische Minderheit um ein eigenes Staatsgebiet kämpfte.
„Seit im Mai 2009 der Bürgerkrieg beendet worden ist, erholt sich das Land, insbesondere die Nord- und die Ostprovinz der Insel, langsam wieder“,
sagt Anke Lensch vom Department of English and Linguistics.
„Tamilisch ist inzwischen wieder zusammen mit Singhalesisch offizielle Amtssprache des Landes, während Englisch, ursprünglich die Sprache der kolonialen Eroberer, zur ‚Linking Language‘ erklärt wurde.“
Englisch als Lingua Franca hat also weiter eine hohe Priorität. Englisch ist die Sprache des obersten Gerichtshofs und auch an den führenden Universitäten des Landes wird auf Englisch gelehrt. Tatsächlich fungiert das Englische in Sri Lanka als Bindeglied zwischen Bevölkerungsgruppen und einer Vielfalt an Religionen – Buddhismus, Hinduismus, Islam und Christentum.
Die GIZ unterstützt seit Beendigung des Krieges die lokalen Behörden dabei, das sri-lankische Berufsausbildungssystem zu stärken und zu systematisieren. Dadurch soll sichergestellt werden, dass Jugendliche bessere und sicherere Zukunftsperspektiven im eigenen Land haben, um dort eine Existenz aufbauen zu können. Zudem fördert die GIZ durch Aktionstage und Fortbildungsprogramme den Austausch zwischen Auszubildenden aus verschiedenen Landesregionen, womit ein bedeutender Beitrag für die Sicherung des Friedens auf der Insel geleistet wird.
Durch ihre Tätigkeit in sri-lankischen Klassenzimmern werden die Mainzer Studierenden ihre Kompetenzen im Unterrichten einer Fremdsprache in einer interkulturellen Umgebung erweitern.
„In ihrer Arbeit mit den sri-lankischen Jugendlichen werden unsere Studierenden die Vielfalt des Landes erfahren und außerdem lernen, mit den besonderen Herausforderungen der jüngsten Geschichte umzugehen“,
so Anke Lensch, die das Projekt koordiniert. Die Mainzer Studentinnen und Studenten werden ihre Expertise als Englischlehrende erweitern und sie werden einmalige Eindrücke mit nach Deutschland nehmen können – zumal der Inselstaat landschaftlich einiges zu bieten hat und ein reiches sowie vielfältiges kulturelles Erbe aufweist. Nächstes Frühjahr können erneut bis zu elf Englischstudierende aus Mainz nach Sri Lanka aufbrechen.