Ludwigshafen – Der Preis für das „Beste Konzertprogramm der Saison“, ausgelobt vom Deutschen Musikverlegerverband (DMV) geht in diesem Jahr an die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz und würdigt damit sowohl die herausragende Qualität des Konzertangebots als auch die besondere Kreativität und Vielfalt, wobei die Berücksichtigung zeitgenössischer Musik ebenso eine Rolle spielt wie Werke mit ungewöhnlicher Besetzung oder die Einbeziehung junger Künstler.
Mit großer Freude nahmen das Orchester, Intendant Prof. Michael Kaufmann und Generalmusikdirektor Karl-Heinz Steffens die Nachricht des DMV entgegen. In der Begründung für die Vergabe der Auszeichnung an die Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz weist die Jury des DMV besonders auf die stilistische Vielfalt des Konzertspielplans hin und lobt das programmatische Gesamtkonzept der Staatsphilharmonie, das der sinfonischen Musik der Moderne des 20. Jahrhunderts und der Gegenwartsmusik einen besonderen Stellenwert einräume. Vor allem die instruktive Gegenüberstellung von Musik aus Klassik, Romantik und Moderne mache deutlich, dass es der Staatsphilharmonie bei der Zusammenstellung ihrer Konzertprogramme wesentlich darum gehe, die Musik der vergangenen Jahrhunderte und der Gegenwart nicht nur als individuelle, isolierte Tonschöpfungen vorzustellen, sondern sie in ihrer musik- und gesellschaftsgeschichtlichen Relevanz erfahrbar zu machen.
Für Prof. Michael Kaufmann stellt die Auszeichnung eine bedeutende Bestätigung für den seit der Spielzeit 2012/2013 eingeschlagenen Weg dar, die Leistungsfähigkeit des Orchesters mit neuen Konzertformaten für möglichst weite Teile der Bevölkerung auch erlebbar zu machen. Unabhängig vom Lebensalter und ungeachtet der sozialen und geographischen Herkunft soll die Staatsphilharmonie ein Lebensbegleiter sein, bietet sie durch Projekte der Musikvermittlung und durch Kooperationen mit Musikhochschulen ein breites Angebot der Nachwuchsförderung für künftige Musiker und das künftige Konzertpublikum. Bilden die eigenen Konzertformate in der Metropolregion Rhein-Neckar zunehmend ein eigenständiges Profil, so trägt das Orchester von Mainz bis Karlsruhe und von Heidelberg bis Zweibrücken zu den Angeboten sinfonischer Musik bei. Prof. Michael Kaufmann bestärkt das Urteil der Jury in seinem Engagement: „Wir sind sehr glücklich, dass unsere wieder mit Leidenschaft gestaltete Saison durch den Deutschen Musikverleger-Verband als Bestes Konzertprogramm ausgezeichnet und damit auch das ganz besondere Profil der Staatsphilharmonie gewürdigt wird. Stellte die Auszeichnung Orchester des Jahres durch den ECHO Klassik 2015 die große künstlerische Qualität des Orchesters in der Zusammenarbeit mit Karl-Heinz Steffens heraus, dürfen wir uns nun über die Anerkennung unserer programmatischen Ausrichtung und Strategie freuen. Ich bin vielen Künstlern und dem Publikum sehr dankbar, dass sie mit uns diesen besonderen Weg eines breit gefächerten Angebots gehen und unsere Neugier teilen und sich damit gemeinsam mit uns für eine lebendige Zukunft kultureller Angebote engagieren.“
Auch Chefdirigent und Generalmusikdirektor Karl-Heinz Steffens, der bei zahlreichen Konzerten auch moderierend tätig wird, um dem Publikum die Gedanken zum ausgewählten Programm nahe zu bringen, schätzt sich glücklich über die Auszeichnung, denn „mit dem Verstehen, dem erweiterten Wissen des Kopfes und des Herzens beim Publikum, gewinnen vor allem die zuerst fremden und oft nicht geliebten Tonschöpfungen an innerer Gestalt und redlicher Aufmerksamkeit, und damit an Bedeutung zurück. Der resignierenden Haltung eines sich vielerorts immer mehr einengenden Werke-Kanons wollen und dürfen wir uns nicht anschließen, weil es zu viele großartige und spannende Musik neben den vermeintlichen Hauptstraßen der Publikumsgunst gibt. Unsere Angebote zeigen, dass sich nicht wenige Menschen gerade für die nicht alltäglichen ProgrammKonstellationen begeistern lassen.“
Dieser Idee integraler Musikvermittlung folge, so die Auffassung der Jury des DMV, das Programmkonzept der Staatsphilharmonie konsequent. So ermöglichten Themenschwerpunkte wie MODERN TIMES, REBELLION IM QUADRAT, KLASSIK IM CAPITOL, oder KATHEDRALKLÄNGE sowie Sonderformate wie Shakespeare 401 dem Publikum, bestimmte Aspekte musikstilistischer und musikgeschichtlicher Entwicklungen besser einzuordnen. Der Staatsphilharmonie gelänge es so, die Ausdrucksvielfalt der Musik von Josquin des Préz über Strawinsky bis zur Gegenwart in ihrer jeweiligen individuell-künstlerischen Physiognomie als auch im Kontext zeitgeschichtlicher Zusammenhänge verständlicher zu machen. Eindrucksvoll auch der große Bogen, den das Orchester mit Werken vom Barock bis zur zeitgenössischen Musik schlage, und der Schlüsselwerke der sinfonischen Musik mit Kompositionen von Beethoven, Bruckner und Mahler genauso umfasse wie repräsentative Werke der Musik des 20. Jahrhunderts u.a. mit Orchesterwerken von Schönberg, Strawinsky, Bartók, Zimmermann, Honegger und Dutilleux.
Ist man bei der Staatsphilharmonie weit davon entfernt, die Musik der vergangenen Jahrhunderte als musealen Kunstgegenstand zu verstehen, so gelte dies für die Musik der Gegenwart erst recht. Ihr widme man, neben Aufführungen von Werken verschiedener zeitgenössischer Komponisten, ein über die gesamte Spielzeit angelegtes Komponistenportrait, mit dem man das Schaffen eines lebenden Komponisten, in dieser Saison ist es Aribert Reimann, in den Mittelpunkt einer Reihe von Konzerten stellt. In klug konzipierten sinfonischen und kammermusikalischen Konzerten zum 80. Geburtstag werde erfahrbar, dass auch seine unverwechselbare und komplexe Sprache aus der Tradition schöpfe. Dabei beeindrucke die Nachhaltigkeit der Programmierung von insgesamt acht Veranstaltungen, die Reimanns Schaffen facettenreich und umfassend präsentieren.
Viele weitere Konzertangebote, wie Sonderkonzerte, Kinderkonzerte und Konzerte mit Nachwuchskünstlern ergänzen das reichhaltige Programm der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz, das nach Auffassung der Jury des DMV in dieser Vielfalt, Attraktivität und der Schlüssigkeit des Programmkonzepts das am überzeugendste in der Spielzeit 2016/2017 ist. Generalmusikdirektor Karl-Heinz Steffens und Intendant Prof. Michael Kaufmann ist es in ihrer sechsjährigen Zusammenarbeit gelungen, das Profil der Staatsphilharmonie deutlich zu schärfen, sowohl in künstlerischer als auch in programmatischer Hinsicht. Als Kultur-Botschafter für RheinlandPfalz habe sich die Staatsphilharmonie, so die Jury, weit über die Region hinaus zu einem renommierten Klangkörper von internationalem Rang entwickelt.
Die Verleihung des Preises findet im Rahmen des 4. Mannheimer Meisterkonzerts am 11. März 2017 in Mannheim, im Rosengarten, Musensaal statt. Auf dem Programm stehen die „HölderlinFragmente“ für Sopran und Orchester von Aribert Reimann – Solistin ist Katharina Ruckhaber – und Gustavs Mahlers 5. Sinfonie. Das Konzert findet unter der Leitung von Generalmusikdirektor KarlHeinz Steffens statt.