Ludwigshafen – „Man sieht, was möglich ist“, fasste Gunnar Dietrich die 60 Pokalminuten gegen den THW Kiel zusammen. Der TSG-Routinier schwärmte von der Kulisse und dem Drumherum: „Die Zuschauer haben uns phantastisch unterstützt, der Rahmen hat gepasst und es gab tolle Aktionen, die nicht selbstverständlich waren. Das Ganze hatte etwas Einmaliges.“
Die Truppe von Ben Matschke lieferte vor ausverkauftem Haus trotz einiger Ausfälle eine klasse Leistung ab, und so kam der haushohe Favorit im ersten Durchgang zu keiner Dominanz. Die Abwehr der Eulen attackierte unablässig die THW-Angreifer, die ihre liebe Mühe und Not hatten. Die Rothemden setzten auf die Karten Kampf, Leidenschaft und Miteinander und agierten im Angriff mit Zielstrebigkeit und einer Abgeklärtheit, die frappierend war. Kaum Fehler im Spiel, gepaart mit einer hohen Variabilität und Effektivität: Das hatte zur Folge, dass die Pfälzer in der ersten Hälfte nicht ein einziges Mal im Rückstand und mehrfach mit drei Treffern vorne lagen. Ein Bruch gab es freilich halbzeitübergreifend, der nach Patrick Webers Treffer zum 14:11 eingesetzt hat, das war in der 27. Minute. Dieser Bruch verhinderte zunächst, dass die TSG nicht mit einer Führung in die Pause gegangen ist, sondern ein 14:14 von der Anzeigentafel leuchtete.
Und nach der Pause setzte sich der Run des Rekordmeisters fort, der durch Lukas Nilsson seine erste Führung erzielte, die Niclas Ekberg ausbaute. Das Team von Alfred Gislason nutzte nach dem 16:18-Zwischenstand die Fehler der Hausherren überaus konsequent, wobei die TSG weiterhin den Ostseestädtern einen großartigen Kampf lieferte. Das Pendel jedoch hatte zugunsten des Favoriten ausgeschlagen – und dennoch: der Zweitligist schied nach der 23:29-Niederlage zwar im Viertelfinale aus, hatte aber aufgrund seines couragierten Auftretens alle Sympathien auf seiner Seite. „Das war schon toll, was die Mannschaft gezeigt hat“, fand Carsten Hoffmann, der Sportliche Leiter.
Die „englische Woche“ geht am kommenden Samstag, 17. Dezember 2016, mit dem letzten Heimspiel in diesem Jahr zu Ende. In der Friedrich-Ebert-Halle stellt sich der Wilhelmshavener HV vor, der Anwurf ist um 19 Uhr (Tickets).
Der letztjährige Rangsechste kommt mit Selbstvertrauen an den Rhein, denn die Auswahl von Christian Köhrmann hat ihre letzten drei Spiele erfolgreich beendet, ist aber mit 10:22 Punkten nach wie vor auf einem Aufstiegsplatz notiert. Zuletzt fegte sie Rostock mit 39:28 vom Parkett, René Drechsler gelangen dabei zehn Treffer.
Vom aktuellen Platz 17 sollte man sich indes nicht blenden lassen. Sage und schreibe sechs Mal unterlag der WHV mit jeweils nur einem Tor Unterschied. Da fehlt nicht viel Phantasie, um sich ausmalen, dass eine bessere Punktausbeute durchaus möglich gewesen wäre – einhergehend mit einer besseren Platzierung. Mit 441 erzielten Treffern gehört die Köhrmann-Fraktion zu den torgefährlichsten Klubs in der Liga, nur vier haben häufiger eingenetzt. Mit einem Sieg könnte Wilhelmshaven Rang 17 gegen einen besseren eintauschen, vorausgesetzt, dass entweder TuSEM Essen oder der TuS Ferndorf sein Spiel verliert.
Für die Akteure der TSG gilt zuvorderst, das Kiel-Match aus dem Kopf zu bekommen. Wobei eines dennoch ganz besonders gilt: „Das gute Gefühl mitnehmen“, sagt Gunnar Dietrich. „Den Schwung mitnehmen“, meint Patrick Weber. „Denn wir haben in der Liga weiterhin Ziele.“ Ein Heimsieg soll her gegen das Nordlicht, das in der vergangenen Runde gegen die Eulen beide Vergleiche verlor. „Wir wollen uns mit einem Sieg vom heimischen Publikum verabschieden“, bezieht David Schmidt auch die TSG-Fans mit ein, die dem Team von Ben Matschke so gerne eine Hilfe sind beim Punktesammeln.
Die finale Begegnung des olympischen Jahres bestreiten Alex Feld & Co am 2. Weihnachtsfeiertag bei der HG Saarlouis, angeworfen wird um 17 Uhr.