Die Kurhausorgel bekommt einen neuen Spieltisch, denn der alte Spieltisch arbeitet seit Jahren nicht mehr zuverlässig und zeigt technische Ausfälle. Das gemeinsame Projekt vom Förderverein Kurhausorgel e.V. und seinem Kooperationspartner Kurhaus Wiesbaden geht damit in die Umsetzung. Mit rund 90.000 Euro – so der Beschluss der Stadtverordnetenversammlung vom 17. November 2016 – kann die traditionsreiche Orgel im Wiesbadener Kurhaus nun saniert werden.
Das Geld für den neuen Spieltisch hat der Verein bereits zur Hälfte gesammelt. „Eine zielgerichtete Investition in die Zukunft“, erklärt Kurhaus-Geschäftsführer Markus Ebel-Waldmann. Denn die rundum instandgesetzte Orgel lasse vielfältige Veranstaltungsformate zu: „Wir werden mit neuen Tönen und Formaten unsere Kunden überraschen.“
Seit 1907 besitzt das Kurhaus hinter dem vergoldeten Weinlaubgitter im Friedrich-von-Thiersch-Saal eine Orgel. Berühmte Organisten wie Fritz Volbach oder Marcel Dupré spielten in Wiesbaden auf ihr. Im Krieg zerstört, wurde das Instrument 1954 durch eine Steinmeyer-Orgel ersetzt und seitdem dank privater Initiative von Friedhelm Gerecke vom Förderverein regelmäßig gewartet und gereinigt. Dreimal im Jahr wird ein „Tag der Offenen Orgel“ veranstaltet und damit die Kurhausorgel an die Öffentlichkeit gebracht. „In den letzten Jahren gibt es mit dem Kurhaus-Geschäftsführer Markus Ebel-Waldmann eine besonders gute Zusammenarbeit und Unterstützung“, freut sich Gerecke. „Die Orgel wird immer häufiger bei Veranstaltungen eingesetzt. Das freut nicht nur den Förderverein, sondern erhöht auch ihren Bekanntheitsgrad.“
Neue Einsatzmöglichkeiten der Kurhausorgel
Der Kurator der Kurhausorgel stellte auf seinen Führungen immer wieder fest, dass die meisten Bürger mit der Orgel ein kirchliches Instrument verbinden. Doch die Orgel – so zeigt auch die Geschichte – war ursprünglich ein weltliches Instrument. Ein ganzer Bereich der Musikliteratur von Bach bis Goodwin ist eigens für die Orgel geschrieben worden. Friedhelm Gerecke erläutert: „Im Gegensatz zu Kirchen kann das Instrument im großen Kurhaussaal in vielfältiger Weise genutzt werden. Mit 3.500 Pfeifen und 51 Registern entfaltet sich hier perfekt ihr musikalisches Volumen.“
Für das besondere Erlebnis trage nicht nur die hervorragende Akustik im Friedrich-von-Thiersch-Saal bei, sondern auch das nicht alltägliche Klangerlebnis einer Orgel. Ein Aspekt, den das Kurhaus Wiesbaden seit Mitte 2014 bei der Ausrichtung von Veranstaltungen aktiv aufgegriffen hat. Vom klassischen Heilig Abend-Konzert bis zum Firmenjubiläum ist die Orgel regelmäßig zum Einsatz gekommen. Neben außergewöhnlichen Kombinationen von Geschichte und Moderne werden auch junge und dynamische Formate kreiert. Beste Beispiele: Bei Red Bull wurde das individuelle Tanzshowkonzept „Breakdance Flying Steps“ von der Organistin Sofya Gandilyan begleitet. Die SIXT-Autovermietung feierte ihr Jubiläum mit Transkriptionen aus „Das Phantom der Oper“, und der Veranstalter Jazzunion ließ die Kurhausorgel in ungewohnter Weise mit dem Schlaginstrument Vibraphon zusammen klingen. „Diese Orgel überrascht, weil sie so vielfältig einsetzbar ist. Ob wir auf ihr den Radetzky-Marsch oder das Miss Marple-Thema spielen: Jedes Mal sind unsere Kunden davon begeistert“, sagt Markus Ebel-Waldmann. Der Trend zum ungewöhnlichen Format soll daher weiter für Veranstalter, Besucher und Gäste ausgebaut werden. Angenehmer Nebeneffekt: Die Vermietung des Instrumentes generiert Einnahmen, die wiederum in den Erhalt der Kurhausorgel investiert werden.
Orgeltechnik: der neue Spieltisch
Die Kurhausorgel wurde bereits 1985 bis 1988 im Zuge der Wiederherstellung des historischen Konzertsaales erneuert. Der Spieltisch der Kurhausorgel ist inzwischen älter als 30 Jahre und zeigt technische Ausfälle. Auch nimmt er viel Platz ein und entspricht daher nicht mehr den modernen Anforderungen. „Die Investition in einen kompakten Spieltisch mit neuer Elektronik ist ein kräftiger Impuls für die Kultur und ein wichtiger Schritt in die Zukunft unseres Veranstaltungsangebotes“, unterstreicht Kurhaus-Chef Ebel-Waldmann.