Ludwigshafen – Die Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur unterstützt den Ankauf des Gemäldes „Urteil des Paris“ von Ernst Ludwig Kirchner, eines der Hauptwerke des deutschen Expressionismus, mit 200.000 Euro. Das gaben Ministerpräsidentin Malu Dreyer, Vorstandsvorsitzende der Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur, und Kulturminister Prof. Dr. Konrad Wolf bekannt.
Bei dem Projekt handelt es sich um einen wichtigen Restitutionsfall eines Kirchner-Werkes, für den gemäß der Washingtoner Erklärung nach jahrelanger Provenienzforschung im Dialog mit den rechtmäßigen Erben eine faire und gerechte Lösung gefunden wurde. Dadurch bleibt dieses Schlüsselwerk des Kirchner-Œuvres der Stadt Ludwigshafen, dem Wilhelm-Hack-Museum und damit auch Rheinland-Pfalz und der Öffentlichkeit erhalten. Die Sammlung des Wilhelm-Hack-Museums besitzt einen Schwerpunkt im Bereich der Kunst der Moderne, hierzu gehören insbesondere expressionistische Werke von Emil Nolde, Max Pechstein, Max Beckmann und Ernst Ludwig Kirchner. Das Gemälde „Urteil des Paris“ ist eines der Hauptexponate der Sammlung und eines der bedeutendsten Gemälde von Rheinland-Pfalz, deshalb ist sein nun dauerhaft gesicherter Verbleib im Sammlungsbestand des Museums von besonderer Bedeutung.
„Dieses Projekt ist ein wichtiger Beitrag dazu, während der NS-Zeit geschehenes Unrecht nicht zu vergessen und daran zu erinnern, gerechte Lösungen zu finden und unserer Verpflichtung nachzukommen, die Geschichte insbesondere in heutiger Zeit weiter aufzuarbeiten. Die intensive Provenienzforschung hat dazu beigetragen, für diesen Restitutionsfall gemeinsam mit den rechtmäßigen Erben eine faire und gerechte Lösung zu finden“, sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer. „Dass dieses Gemälde als ein Hauptwerk des deutschen Expressionismus dem Kulturgut des Landes Rheinland-Pfalz erhalten bleibt, ist von großer Bedeutung und nur durch die Hilfe zahlreicher Unterstützer möglich gewesen“, ergänzte der Vorsitzende des Stiftungskuratoriums, Kulturminister Prof. Dr. Konrad Wolf.
Diese außergewöhnliche, da auch doppelseitig bemalte Arbeit Kirchners, die um 1912/1913 entstanden ist, stammt aus dem Bestand der Sammlung Alfred Hess (1879-1931), einem Unternehmer aus Erfurt. Mit Ende des ersten Weltkrieges bis zu seinem Tod 1931 baute er eine der umfangreichsten und qualitätvollsten Sammlungen moderner Kunst auf, die über 80 Gemälde, 200 Zeichnungen und Aquarelle sowie zahlreiche Zeichnungen umfasste. Darunter Arbeiten von Max Pechstein, Emil Nolde, Franz Marc, Otto Mueller, Christian Rohlfs, Wilhelm Lehmbrück und eben auch Gemälde von Ernst Ludwig Kirchner. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 gehörte die Familie Hess zu den Verfolgten des nationalsozialistischen Regimes, so dass auch bis 1945 Teile der umfangreichen und wertvollen Kunstsammlung unrechtmäßig entzogen wurden. Seit 1973 gehört dieses Werk zur Sammlung der Wilhelm-Hack-Stiftung und befindet sich heute im Wilhelm-Hack-Museum der Stadt Ludwigshafen.
Durch die Provenienzforschung ist es gelungen, die Vergangenheit dieses Gemäldes aufzuarbeiten und nach der im Dezember 1998 verabschiedeten Washingtoner Erklärung zu handeln. Die elf Leitsätze umfassenden Prinzipien wurden im Rahmen eines Kongresses von 44 Ländern unterzeichnet. In Verbindung mit einer Erklärung der Bundesregierung, der Länder und der kommunalen Spitzenverbände vom 14. Dezember 1999 wird damit der moralischen Verpflichtung nachgegangen, sich um die Rückgabe NS-verfolgungsbedingt entzogenen Kulturgutes zu bemühen und gemeinsame Lösungen zu finden.
Die Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur wurde von der Landesregierung 1991 zur Förderung von Kunst und Kultur gegründet. Sie beteiligt sich an der Finanzierung besonderer Kulturprojekte und der institutionellen Förderung, unterhält zwei Künstlerhäuser und vergibt Stipendien an junge Schriftsteller und bildende Künstler.
Weitere Informationen zur Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur gibt es unter www.kulturstiftung-rlp.de.