Reporter ohne Grenzen verurteilt den Angriff auf ein Team von ARD-Reportern im syrischen Aleppo, bei dem der Fernsehjournalist Jörg Armbruster schwer verletzt worden ist. "Journalisten sind nach dem Völkerrecht als Zivilisten geschützt", sagte ROG-Vorstandssprecher Michael Rediske in Berlin. "Reporter ohne Grenzen ruft alle Kriegsparteien auf, gezielte Angriffe auf Journalisten zu unterbinden und zu verfolgen."
Das Auto, in dem Armbruster mit seinem Hörfunk-Kollegen Martin Durm unterwegs war, geriet am Karfreitag (29. März 2013) bei Recherchen in Aleppo unter Beschuss. Dabei wurde Armbruster so schwer verletzt, dass er noch in Syrien notoperiert werden musste. Nach weiterer Behandlung in der Türkei wurde er am Montag nach Deutschland geflogen, wo er weiter medizinisch versorgt wird.
Syrien gehört infolge des anhaltenden Bürgerkriegs zu den gefährlichsten Ländern weltweit für Journalisten. Seit Beginn des Aufstands gegen das Regime von Präsident Baschar al-Assad im März 2011 sind dort mindestens 23 Journalisten sowie 58 Bürgerjournalisten und Blogger wegen ihrer Arbeit getötet worden. Allein seit Anfang 2013 starben in dem Land fünf Journalisten sowie acht Bürgerjournalisten und Blogger. Unter ihnen waren etwa der französische Pressefotograf Olivier Voisin, der bei einer Granatenexplosion tödliche Verletzungen erlitt (http://bit.ly/YwIb7a), und der Al-Jazeera-Reporter Mohammed Al-Horani (http://aje.me/Sf595G), der von einem Scharfschützen der syrischen Armee erschossen wurde.
Journalisten sind in Syrien nicht nur den Gefahren eines Bürgerkriegs mit immer unübersichtlicheren Fronten ausgesetzt. Sowohl regierungstreue Truppen und Milizen als auch Rebellengruppen betrachten sie zudem als Spione und nehmen sie häufig direkt ins Visier: Scharfschützen schießen gezielt auf Reporter, Rebellen verschleppen Berichterstatter, und Regierungstruppen foltern gefangene Journalisten oder richten sie hin. Zugleich bleibt ausländischen Korrespondenten, die sich ein umfassendes Bild von der Lage im Land machen wollen, nur die ungenehmigte Einreise, was sie in den Augen des Regimes automatisch verdächtig macht. Umgekehrt kann schon ein offizielles syrisches Visum im Pass den Aufenthalt im Rebellengebiet lebensgefährlich machen.
Umso wichtiger ist die Arbeit einheimischer Bürgerjournalisten und Aktivisten, die trotz umfassender Zensur und Überwachung versuchen, Informationen über die Ereignisse im Land zu sammeln und ins Ausland zu übermitteln. Zu ihnen gehören Menschen wie Ayham Ghazzoul, ein Mitarbeiter des Syrischen Zentrums für Medien und Meinungsfreiheit (SCM), das Informationen über verschwundene Blogger und Journalisten sammelt. Ghazzoul wurde am 5. November 2012 in Damaskus verhaftet und starb vier Tage später an den Folgen schwerer Folter. (http://bit.ly/TlqPgO) SCM-Gründer und -Präsident Mazen Darwish wurde im Februar 2012 verhaftet und wird bis heute festgehalten. Auch er soll gefoltert worden sein. (http://bit.ly/TYN5sN)
Auf der Rangliste der Pressefreiheit, die Reporter ohne Grenzen jährlich veröffentlicht, nimmt Syrien aktuell den 176. von 179 Plätzen ein. Noch schlechter schneiden nur Turkmenistan, Nordkorea und Eritrea ab.