Karlsruhe – So hatten sich die Volleyballer des SSC Karlsruhe den Start in das neue Jahr sicherlich nicht vorgestellt. Mit 2:3 (25:17, 22:25, 21:25, 25:12, 25:27) unterlag die Mannschaft von Diego Ronconi beim USV Radolfzell und konnten am Ende eines nervenaufreibenden Spieles wie schon beim letzten Auswärtsspiel am Bodensee erneut lediglich nur einen Punkt für die Tabelle gewinnen. „In der Summe haben wir gegen einen starken Gegner nicht die notwendige Einstellung gefunden. Nach dem ersten Satz haben wir den Fokus verloren. Am Schluss agierten wir gehemmt…“ konnte Cheftrainer Ronconi 24 Stunden nach Spielende zitiert werden.
Dabei begann die Partie der Fächerstädter gewohnt konzentriert. Die durch schnelles Passspiel von Zuspieler Thomas Heidebrecht gut eingesetzten Außenangreifer Jäger und Wintergerst agierten fokussiert, punkteten regelmäßig und zeigten dem Radolfzeller Block in nahezu jeder Situation seine Grenzen auf. Auch Marko Kienast startete gewohnt stabil in die Partie und verhalf seinem Team häufig zu Punktgewinnen. Am Ende des Satzes war es eine klare Angelegenheit: Karlsruhe sicherte sich mit 25:17 den ersten Satz des noch lang andauernden Abends.
Ein zu Beginn ausgeglichener zweiter Satz, in welchem es beide Teams nicht schafften den Gegner wesentlich unter Druck zu setzen kippte beim Stand von 18:18 zu Gunsten des USV Radolfzell. Leichtsinnige Eigenfehler auf Karlsruher Seite bei konstant bleibenden Radolfzeller Side-Out-Spiel brachten diesen den Satzgewinn ein. Radolfzell glich zum 1:1 Satzstand aus und merkte, dass der Favorit aus Karlsruhe an diesem Abend schlagbar zu sein schien…
Während sich auf Karlsruher Seite mehr und mehr Verunsicherung ausbreitete, genossen die Jungs von Trainer Antonio Bonelli die Situation mit dem Tabellenführer mitzuspielen und diesen ärgern zu können. Vor allem der später zum „Most Valuable Player“ erkorene Diagonalangreifer August Sigle und Außenangreifer Waldemar Stier stellten die Karlsruher vor enorme Probleme und waren letztendlich Grundstein dafür, dass auch der dritte Satz des Abends ähnlich wie Satz 2 verlief und letztendlich entsprechend ähnlich endete. Radolfzell entschied diesen mit 25:21 für sich und konnte schon jetzt über einen Punktgewinn gegen den Tabellenführer jubeln. „Letztendlich haben wir es uns selbst zuzuschreiben. Der Gegner hat eigentlich nur mit zwei wirklich gefährlichen Angreifern agiert. Auch wenn diese beide einen herausragenden Tag hatten, hätten gerade wir Mittelblocker das Geschehen besser in den Griff bekommen müssen…“ gestand ein zerknirschter und selbstkritischer Mittelblocker Jonathan-Leon Finkbeiner an diesem Abend ein. Auch Neuzugang Tim Kreuzer sah neben der zwar stark aufspielenden Heimmannschaft aus Radolfzell die Verantwortung der Niederlage auf eigener Seite: „Wir haben es von Anfang an verpasst dem Spiel unseren Stempel aufzudrücken und haben dann nahezu tatenlos zugesehen wie Radolfzell uns mit ihren Möglichkeiten immer weiter unter Druck gesetzt hat. Zum zweiten Mal mussten wir die bittere Lektion hinnehmen, dass jeder Gegner feuergefährlich werden kann, sobald wir ihn nicht permanent unter Druck setzen.“
Nichtsdestotrotz schafften es die Karlsruhe, welche nun mit Schmidt, Kienast, Kreuzer, Wintergerst, Pfeffinger, Finkbeiner und Dollhofer agierten den vierten Durchgang deutlich zu gewinnen. Die Einwechslungen fruchteten und von den vorherigen Sätzen entkräftete Radolfzeller schafften es nicht mehr dem Druck und dem nun ordentlichen Volleyball der Fächerstädter etwas entgegenzuwirken. Karlsruhe führte von Beginn des Satzes an und mit einer langandauernden Aufschlagserie von Fabian Schmidt, gepaart mit guten Abwehraktionen von Dollhofer und einigen Blockpunkten der Karlsruher Mittelblocker, konnte Radolfzell endgültig der Zahn des vierten Satzes gezogen werden. Mit 25:12 wurde dieser Satz sehr deutlich für Karlsruhe entschieden und läutete gleichzeitig den Weg in den Tiebreak ein.
Ähnlich wie der vierte Satz endete konnte Karlsruhe auch in den fünften Satz starten. Die an diesem Abend so oft fehlende Einstellung schien endlich vorhanden zu sein und brachte den Fächerstädtern nach dem Wechsel beim Stand von 8:5 ein gutes Polster auf dem Weg zu zwei Auswärtspunkten ein. Jedoch kämpfte sich Radolfzell Punkt um Punkt zurück in die Partie, punktete jetzt teilweise unerwartet auch über ihre beiden Mittelblocker und hatte mit August Sigle und Waldemar Stier weiterhin zwei verlässliche Größen im eigenen Angriffsspiel. Durch Ungenauigkeiten im eigenen Aufbauspiel und einem Aufschlagfehler bei eigenem Matchball machte Karlsruhe die schon nahezu geschlagenen Radolfzeller erneut stark und leitete somit eine wohl unvergesslich „Overtime“ des fünften Satzes ein. Beide Mannschaften lieferten sich einen offenen Schlagabtausch, beide Mannschaften hatten eine Vielzahl an Matchbällen und am Ende war es ein enorm druckvoller und perfekt platzierter Aufschlag von Radolfzells Mittelblocker Simon Schmid, welcher einen denkwürdigen Tiebreak zu Gunsten der Untersee Volleys aus Radolfzell entschied. Bitterlich wie sie zumindest drei der fünf Sätze kämpften hatten sie sich diesen an diesem Abend dann mit ein wenig Tüchtigenglück auch verdient. So sah es auch der verletzungsbedingt ausgefallene Benny Loirtz, welchem an diesem Abend nur die Zuschauerrolle blieb: „Von außen betrachtet sah alles nicht so schlecht aus. Es hat dennoch in der einen oder anderen Situation die letzte Entschlossenheit und das Feuer gefehlt. Der Vorteil gegen Mimmenhausen ist schon jetzt dahin – ab jetzt gibt es nur noch Endspiele.“
Eines von diesen Endspielen steht am kommenden Samstag gegen den LAF Sinzig in heimischer Halle an. Kommt in rot, unterstützt den SSC Karlsruhe und sorgt gemeinsam mit den Jungs dafür, dass aus diesem schlecht gestarteten Jahr 2017 noch ein herausragendes Jahr werden wird.