Heidelberg – Heidelberg wächst, und damit auch das Straßennetz. Doch nach wem sollten diese neu entstehenden Straßen benannt werden? Um das künftig zu klären, hat der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung dem Konzept zur Einrichtung einer neuen beratenden Kommission zugestimmt. Demnach wird sich die Kommission mit dem Leben aller Persönlichkeiten befassen, nach denen öffentliche Straßen, Plätze und Brücken in Heidelberg benannt sind oder noch benannt werden sollen. Die Arbeit soll Ende Januar aufgenommen werden.
Die Kommission soll einerseits herausfinden, ob die Persönlichkeiten für Straßennamen geeignet sind. Andererseits sollen auch allgemeine Kriterien für künftige Straßenbenennungen erarbeitet werden. Zunächst wird aber die Benennung neuer Straßen, vor allem auf den Konversionsflächen, im Vordergrund stehen. Nicht personenbezogene Straßennamen bedürfen keiner Überprüfung durch die Kommission. Die abschließende Entscheidung über die Neubenennung beziehungsweise Umbenennung von Straßen obliegt nach wie vor dem Gemeinderat.
Vertreter von Vereinen und aus der Forschung
Die Kommission wird sich aus elf Personen zusammensetzen, die verschiedene Vereine und Institutionen repräsentieren. Darunter sind der Heidelberger Geschichtsverein, die „Bürger für Heidelberg e.V.“, der Landesverein Badische Heimat, Vertreter der Heidelberger Stadtteilvereine und des Historischen Seminars der Universität Heidelberg. Aus der Verwaltung werden Vertreter des Vermessungsamts und des Stadtarchivs die Arbeit der Kommission unterstützen. Außerdem wurde die Hochschule für Jüdische Studien angefragt, eine geschichtskundige Person in die Kommission zu entsenden.
Die Umbenennung von Straßennamen ist in Heidelberg keine Neuheit. Bereits 2009 entfiel in Kirchheim die „Carl-Diem-Straße“ und wurde der bereits vorhandenen „Pleikartsförster Straße“ hinzugefügt. Ebenfalls in Erinnerung bleibt ein Fall aus der Weststadt. 2011 wurde die „Treitschkestraße“, ursprünglich benannt nach dem 1896 verstorbenen Historiker, in „Goldschmidtstraße“ umbenannt. Dies geschah zum einen im Gedenken an das Heidelberger Mäzenaten-Ehepaar Victor und Leontine Goldschmidt. Zum anderen spielten auch Treitschkes offen antisemitische Positionen eine Rolle bei der damaligen Entscheidung.