Mainz – Es ist ein besonderer Abschied, denn der zu Verabschiedende bleibt der Stadt an anderer Stelle erhalten. Markus Biagioni war 15 Jahre Pressesprecher dieser Stadt – und er hat sich aus freiwilligen Stücken entschieden, einen Schlussstrich zu ziehen. Oberbürgermeister Michael Ebling bei der heutigen Verabschiedung aus dem Amt des Pressesprechers: „Der Grund ist ganz einfach: Wer wie er mit einem schweren Herzinfarkt im November 2015 einen Schuss vor den Bug bekommen hat, der überlegt zweimal, ob er sich den Stress dieses Jobs wieder antut. Markus Biagioni hat sich bewusst dagegen und für die Tätigkeit des Redenschreibers entschieden. Ich bin – im Interesse seiner Gesundheit – froh über diese Entscheidung, auch wenn ich ihn, wie ich gerne gestehe, nur ungern als Pressesprecher verliere.“
Markus Biagioni studierte in Mainz Politikwissenschaft, Geschichte und Romanistik. Seinen Magister macht er bei Prof. Buchheim im Jahr 1992 mit einer Arbeit über das Amt der Ausländerbeauftragten der Bundesregierung.
Als Geschäftsführer der SPD-Stadtratsfraktion managte er die Wahl Jens Beutels zum ersten direkt gewählten Oberbürgermeister. Noch im Jahr 1997 besetzte er die neu konzipierte Stelle des Leiters der Arbeitsmarktförderung. Drei Jahre machte er den Job und er war erfolgreich: So gründete er u.a. das Netzwerk Pro Ausbildung und den Verein E.U.L.E., und er erfand den „Jobfux“.
Im November des Jahres 2000 schließlich galt es, einen Nachfolger für Pressesprecherin Andrea Zimmermann zu finden. Schnell gelang es ihm, sich in der Medienszene einen Namen zu machen. Schon bald engagierte er sich auch im Städtetag, wurde dort Sprecher des Arbeitskreis der Städte zwischen 100.000 Und 200.000 Einwohnern. Der Arbeitskreis der Pressereferenten im Städtetag Rheinland-Pfalz wählte ihn zum Vorsitzenden und damit zum ständigen Vertreter im Presseausschuss des Deutschen Städtetages.
Zudem wurde Biagioni Vorstandsmitglied im Presse Club Mainz. Gemeinsam mit Robert Schmidt organisierte er in den Folgejahren unzählige legendäre Pressefeste, darunter das in der VHS, am Winterhafen, im Zollhafen, in der Rheingoldhalle, ín der Baustelle auf dem Etex-Gelände, am alten Bruchwegstadion, in der Halle auf dem Portland-Gelände oder im Taubertsbergbad.
Unter ihm wurde die „Pressestelle“ zur Abteilung „Pressestelle/ Kommunikation“ ausgebaut. Hinzu kamen die Redenschreiber ebenso wie die Interne Kommunikation. Er hatte erheblichen Anteil an der Einführung der Jahresberichte der Stadtverwaltung ebenso wie der neuen Mitarbeiterzeitung „innen/stadt“, und dem stadtinternen Newsletter.
Vor allem aber hat er das Schiff „Stadt Mainz“ in stürmischen Zeiten sicher durch die Medienlandschaft gesteuert. Themen seiner Amtszeit waren die Umgestaltung des Rheinufers vom neuen Containerhafen über die Kunsthalle als Teil der neuen Nutzung des ehemaligen Zollhafens bis hin zur Tiefgarage und der damit verbundenen Neugestaltung der Grünanlage am kurfürstlichen Schloss, die Rheingoldhallenerweiterung, der Ausbau der A 60 und die Winterhafenbebauung. Darüber hinaus zu nennen sind unter anderem die Sanierung des Großen Hauses des Staatstheaters und der Bau des Kleinen Hauses, der Umbau der südlichen Altstadt mit dem Neubau der Römerpassage und jetzt dem Neubau des RGZM, der Neubau der Mainzer Synagoge, der Bau der Coface Arena und des Hechtsheimer Messegeländes, der Umbau des Vorplatzes des Mainzer Hauptbahnhofes und des Bahnhofs Römisches Theater sowie die Umsetzung der City-Meile. Weitere Höhepunkte der Amtszeit bildeten der Besuch von George Bush im Jahr 2005, die Auszeichnung der Stadt Mainz als Stadt der Wissenschaft 2011, der 2001 begonnene Kampf in der Zukunftsinitiative Rhein-Main (ZRM) gegen den Ausbau des Frankfurter Flughafens und den damit verbundenen Anstieg des Fluglärms, die Schaffung des neuen Gewerbegebietes in Hechtsheim, die Gründung der Zentralen Beteiligungsgesellschaft der Stadt Mainz (ZBM) oder die Aufnahme der Stadt Mainz in die exklusive Runde der Great Wine Capitals.
Er begleitete den OB auf Dienstreisen nach Rom zur Kardinalserhebung, zweimal nach Haifa und Israel und einmal nach Baku / Aserbaidschan.
Ebling weiter: „Als ich 2012 die Nachfolge von Jens Beutel antrat, war es für mich eine Selbstverständlichkeit, dass ich den erfolgreichen Pressesprecher beibehielt. Es kamen neue Herausforderungen, unter anderem die Ludwigsstrassen-umgestaltung oder die Flüchtlingsunterbringung, das neue Messegelände in Hechtsheim, die Zollhafenbebauung und die Mainzelbahn. Die Zahl der Pressemeldungen ist Legion und die Instrumente, die er mir an die Hand gab, sind legendär: So das regelmäßig stattfindende Jour Fixe mit den Tageszeitungen, dem SWR sowie RPR 1, die Jahresbilanz-Pressekonferenzen, die Rathaus-Kolumne im Wochenblatt und im Internet, die Videobotschaft in Zusammenarbeit mit dem Offenen Kanal und vieles mehr.“
Am 05. November 2015 erlitt Markus Biagioni einen schweren Herzinfarkt beim Squashspiel. Nach einer Phase der Regeneration kehrte er im September 2016 ins Rathaus zurück.
Michael Ebling: „Gleichgültig, ob er Nächte vor Turnhallen verbrachte, die mit Flüchtlingen belegt wurden oder ob er an Wochenenden und im Urlaub stets erreichbar war, wenn es im wahrsten Sinne des Wortes in Mainz brannte: Er übte sein Amt stets mit großer Leidenschaft aus. Und er besitzt ein ausgeprägtes politisches Gespür und weiß zu jedem Zeitpunkt genau, in welchem Koordinatensystem sich sein Handeln bewegt. Für mich war und ist er ein wichtiger Ratgeber, auf den ich mich immer verlassen konnte. Markus Biagioni hat sich um die Stadt verdient gemacht. Er hat Mainz über fünfzehn Jahre als Pressesprecher ruhig und entschlossen mitgeprägt. Wenn er jetzt als Redenschreiber arbeitet, kann er dies mit Stolz und Zufriedenheit tun“.