Mainz – Mit der Ausstellung „Luther im Bild“ im Mainzer Rathaus eröffnet das evangelische Dekanat Mainz sein vielfältiges Programm zum Reformationsjahr 2017.
Den berühmten Reformator und sein Wirken aus verschiedenen Perspektiven in den Blick zu nehmen ist das Anliegen der bundesweit gezeigten Schau „Luther im Bild“ mit Werken des Künstlers Harald Birck aus Berlin. Die umfangreiche Wanderausstellung mit sehenswerten Skizzen, Portraitstudien und Skulpturen nun im Rathaus zeigen zu können, sei ein Glücksfall, betonte Oberbürgermeister Michael Ebling:
„Die Reformation wird mitten in die Stadt geholt“,
sagte er und wies auf ihre Bedeutung hin, nicht nur für die Kirche, sondern für die gesamte Gesellschaft. Diese bahnbrechenden Gedanken weit zu verbreiten sei auch ermöglicht worden durch die damalige Medienrevolution, ausgelöst durch Gutenbergs Erfindung des Buchdrucks.
Ganz bewusst sei dieser öffentliche Ort gewählt worden für den Auftakt des Jubiläumsjahres, um viele Menschen, über Konfessionen hinweg, anzusprechen und zum Austausch einzuladen, erklärte Präses Dr. Birgit Pfeiffer.
„Lassen Sie sich vom bunten Programm für die kommenden Monate inspirieren“,
lud sie ein, überwältigt von der großen Resonanz zum Auftakt. Gewürzt hatte sie ihre Rede mit treffenden Luther-Zitaten und auch Dekan Andreas Klodt trug seine fastnachtlich gereimten Zeilen vor, als Ausblick auf die Teilnahme am Rosenmontagszug mit eigenem Motivwagen. Wichtig zu betonen war ihm, dass das Bild, das viele von Luther haben, wandelbar und auch korrigierbar bleiben müsse. Der als energisch und prophetisch bekannte Reformator habe auch seine Schattenseiten gehabt. Die Ausstellung könne dazu beitragen, neue Facetten hinzuzufügen, ob durch Werke in unterschiedlichen künstlerischen Ausdrucksformen oder ergänzende Gedanken von Prominenten oder auch weniger bekannten Zeitgenossen.
Die ansprechende Kombination aus Bildern und Texten möchte den Besuchern Wissenswertes und Vergnügliches, Hochpolitisches wie Alltägliches rund um Luther vermitteln. So ist für Ministerpräsidentin Malu Dreyer der Bezug zur Gewissensfreiheit eine universell gültige Dimension, und auch für Außenminister Frank Walter Steinmeier ist die Freiheit untrennbar mit Verantwortung verbunden. Der Schauspieler Gustav Peter Wöhler beschreibt das Entstehen einer Skulptur, für die er dem Künstler Modell sitzen konnte, und in der sein eigenes und Luthers Abbild verwoben wurden. Andreas Pitz, der die Ausstellung kuratiert hatte, trug Zitate hierzu in seiner Eingangsrede vor, um das Konzept der Schau zu verdeutlichen.
„Harald Birck hat sich auf den Menschen Martin Luther konzentriert“,
betonte der Kurator. „Er begegnet Luther auf Augenhöhe und holt ihn runter vom Sockel.“ Gelehrt, durchsetzungswillig, aufrecht, so werde der Reformator gern dargestellt. Doch nun wird er auch gezeigt als zerbrechlich und niedergeschlagen, brüchig, mit zerfurchtem Gesicht oder zusammengesunken. Verschiedene Menschen standen für die Arbeiten auf Papier, in Ton oder Bronze Modell. Einblicke in sein kreatives Schaffen gab Harald Birck auch im Künstlergespräch mit Stadtkirchenpfarrer Gregor Ziorkewicz: An die Lutherverehrung im 19. Jahrhundert wolle er keinesfalls anknüpfen, keinen „Über-Luther“, sondern Luther in vielen Varianten und auch widersprüchlichen Wesenszügen darstellen. Gestikulierend, mit einer Schrift in den Händen, singend oder unterwegs durch den Schnee wird er gezeigt, ob in ruhig oder lebhaft wirkenden Strichen und Skulpturen. Weitere Motive als Stilleben ergänzen die Schau, die zur Auseinandersetzung einlädt mit Luther und der Reformation. Musikalisch umrahmt wurde die Vernissage von Peter Bongard am Piano.
Info: Bis 25. Februar ist die Ausstellung zu den üblichen Öffnungszeiten des Rathauses bei freiem Eintritt zugänglich. Kurator Andreas Pitz gibt zusammen mit Moderatorin Gundula Gause am Samstag, den 21. Januar um 11 Uhr anhand ausgewählter Kunstwerke einen Blick in die Ausstellung und den Schaffensprozess des Künstlers. Zudem ist das Buch „Bilder von Luther“ als Ausstellungskatalog vor Ort erhältlich.