Von Gehirnbesitzern und Gehirnbenutzern
Wir erleben dieser Tage wieder einmal ein seltsames Schauspiel. Unter Ausserachtlassung aller menschlichen und logischen Regeln sehen wir die bekannten profilneurotischen Politiker und Parteien, die sich beeilen schnell mit dem Strom zu schwimmen. Am Sichersten ist für die Wahlkampfängstlichen das überschnelle Vorverurteilen und der Festmachung von Täterkreisen. Es ist einfach, bequem und es bringt Wählerpunkte.
Diese Politiker, bzw. Parteien sollten sich dringend an kriminalistischen Grundsätzen orientieren. „In dubio pro reo“ ist einer der zentralen Punkte unserer Demokratie und des eingebettenen Rechtssystems. „Im Zweifel für den Angeklagten“. Doch soweit sind wir nicht einmal. Es gibt noch keinen Angeklagten.
Es gibt keinen Anhaltspunkt für einen Täterkreis. Und es wäre nicht das erste Mal, dass in einer Kleiderkammer, aus welchen Gründen auch immer, ein Feuer ausbricht.
Nur sich auf die reine Mathematik zu berufen ist auch keine Lösung.
Es ist ja schon das zweite Mal. Also muss ein bestimmter Täterkreis dahinterstecken.
Doch wie heisst es?:
Im Krieg stirbt die Wahrheit zuerst.
Und wir befinden uns längst in einem Krieg. Ein Krieg, der auf allen Medienfronten geführt wird. Schnell werden Schuldige präsentiert und angeprangert. Öffentlichrechtliche Sender verdrehen politische Zusammenhänge. Unliebsame Webseiten werden abgeschaltet.
Täglich grüßt das Murmeltier – Es ist Vor-Wahlzeit
In Vor-Wahlkampfzeiten haben die Parteien und die Politiker vor allen Dingen Angst um Wählerstimmen und somit Angst vor dem Wähler. Denn Macht hin oder her. Rächt sich der Wähler mit seiner Stimme, dann fallen unter Umständen ganze politische Strukturen.
Also wird versucht möglichst populäre Klischees zu bedienen. Die üblichen Verdächtigen sind schnell ausgemacht. Obwohl es noch keine offizielle Stellungsnahme oder einen Beweis in diese Richtung gibt. Kaum Einer möchte einen kühlen Kopf bewahren.
Alle stimmen mit ein. Da es so keinen argumentativen Widerstand gibt.
Denn wer traut sich bei sovielen Klischees noch etwas dagegenzuhalten. Muss er doch fürchten sogleich in die rechte Ecke hineindiffamiert zu werden. Selbst Journalisten werden inzwischen mit diesem Instrument mundtot gemacht. Von einem vermutlichen Brandanschlag zu reden zeugt entweder von gezielter Meinungsmache und dem plumpen Aufspringen auf einen Zug. Schliesslich muss man die kommenden Wochen irgendwie beim Wahlvolk punkten.
Achja, jetzt ist bald wieder der Deutsche mit seiner Wahlstimme gefragt. Dies passiert immer dann, wenn eine Wahl ansteht. Ansonsten traut man in Berlin dem Massenwahlvolk keine Mitbestimmung zu.
Zur Erinnerung: Eine Volksabstimmung ist in einer Demokratie ein normales Mittel für das Volk.
Doch selbst bildungsfernen Schichten ist klar wie es ausgegangen wäre, wenn die Deutschen nach Schweizer Vorbild das demokratische Recht bekommen hätten, per Volksentscheid zu den wirklich wichtigen Themen in den vergangenen Jahren abzustimmen. Dann wäre die Situation heute eine grundsätzlich Andere.
Und es gibt sie doch noch …
Die überlegten Köpfe in unserer Gesellschaft. Ob auf Seiten der Rettungskräfte, der Staatsanwaltschaften, der Polizei, der Feuerwehr, der Kirche und anderen Institutionen. Überall dort ist von vorschnellen Veruteilungen und dem Verteilen von dumpfen Klischees keine Rede. Hier sitzen noch Menschen die Ihr Gehirn benutzen.
Und das ist gut so. In den sozialen Netzwerken lese ich sehr viele kritische Kommentare, die von Distanz und intellektueller Überlegenheit zeugen. Viele Bürger sind in diesen Tagen nicht nur Gehirnbesitzer. Sondern auch Gehirnbenutzer. Warum ausgerechnet Politiker so anders reagieren, muss sich der Wähler selbst beantworten.
Dann nochmals zur Erinnerung – Liebe Parteien, liebe Politiker/Innen:
Im Krieg stirbt die Wahrheit zuerst.
und dann … stirbt die Demokratie …