Frankfurt am Main – Bei der Meisterfeier in der Frankfurter Paulskirche am Samstag, 14. Januar 2017, haben 346 Frauen und Männer ihre Meisterbriefe entgegengenommen und wurden von Oberbürgermeister Feldmann begrüßt.
Handwerkskammerpräsident Bernd Ehinger warb bei den künftigen Führungskräften im Handwerk dafür, verstärkt den Standort Frankfurt-Rhein-Main mitzugestalten. „Mit dem neu erworbenen Meistertitel sind Sie in der Verpflichtung, Ihr Wissen an die nächste Generation weiterzugeben, um damit die Weichen für eine prosperierende Zukunft des Standorts Frankfurt-Rhein-Main zu stellen.“
Der Kammerpräsident verwies insbesondere auf die Chancen der Dualen Ausbildung im Hinblick auf die Integration von Flüchtlingen und Personen mit Migrationshintergrund. „Die großen Herausforderungen der Gegenwart löst keiner alleine. Für die Aufgaben benötigen wir engagierte und begeisterungsfähige Menschen an unserer Seite – dabei spielt Herkunft keine Rolle. Wir brauchen Leute, die bereit sind, sich zu engagieren und zu integrieren.“ Ehinger verwies auf gut funktionierende Projekte für Flüchtlinge in den Bildungszentren des Handwerks und zog ein positives Resümee der vergangenen zwei Jahre. Betriebe in der Region hätten bereits hunderte Personen, die aus einem der von Flucht und Vertreibung betroffenen Länder kommen, eine Perspektive gegeben.“
„Es ist keine Selbstverständlichkeit, unter der Vielfalt an beruflichen Möglichkeiten gerade das Handwerk zur eigenen Berufung zu erklären. Sie tragen dazu bei, dass die jahrhundertealte Tradition des Handwerks in Frankfurt weiterlebt“, lobte Oberbürgermeister Peter Feldmann die neuen Meister und unterstrich das auf breite Zustimmung gestoßene gemeinsam mit den Kammern und der Stadtpolitik eingegangene Entwicklungsprogramm für das Frankfurter Handwerk.
In seiner Festrede wies Hessens Vize-Ministerpräsident und Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir auf die vielfältigen Perspektiven hin, die der Meisterbrief eröffnet: „Als Meister können Sie selbständig einen Betrieb führen, Sie können Nachwuchs ausbilden, oder Sie können ein Hochschulstudium anschließen. Der Meister ist einem Bachelor-Abschluss gleichwertig – dafür haben wir uns gemeinsam mit dem Handwerk stark gemacht. Und seit vergangenem Jahr können in Hessen auch Gesellen unter bestimmten Voraussetzungen studieren. Handwerk hat heute nicht nur goldenen Boden, sondern auch glänzende Aussichten für das ganze Berufsleben. Um die duale Ausbildung noch attraktiver zu machen, stellt die Hessische Landesregierung im Jahr 2017 insgesamt rund 15,9 Millionen
Euro aus Landes- und EU-Mitteln bereit.“
Die 32 Jungmeisterinnen und 314 Jungmeister, die ihren Meisterbrief im Kammerbezirk Frankfurt-Rhein-Main abgelegt haben, kommen diesmal aus 19 Berufen: Bäcker, Graveur, Elektrotechniker, Feinwerkmechaniker, Fleischer, Gebäudereiniger, Installateur und Heizungsbauer, Kälteanlagenbauer, Karosserie- und Fahrzeugbauer, Landmaschinenmechaniker, Maurer und Betonbauer, Maßschneider, Metallbauer, Parkettleger, Schornsteinfeger, Tischler, Uhrmacher, Zahntechniker und Zweiradmechaniker.
Die Nachfrage nach der Premium-Marke des deutschen Handwerks war 2016 wieder groß. Mit insgesamt 871 (davon 103 Damen und 768 Herren) lag die Zahl der insgesamt im Kammerbezirk Frankfurt-Rhein-Main bestandenen Meisterprüfungen ähnlich hoch wie im Jahr zuvor.
Die Meisterprüfung ist die Elite-Auszeichnung des deutschen Handwerks: Mit dem Bestehen der Meisterprüfung können die Jungmeister mit ihrem Handwerk in die Handwerksrolle eingetragen werden. Sie erhalten dadurch die Berechtigung, sich selbstständig zu machen und einen Betrieb zu eröffnen oder zu führen. Außerdem berechtigt der Meisterbrief zur Ausbildung von Auszubildenden sowie zur Aufnahme eines Studiums an einer Hochschule in Hessen.
Bei der Meisterfeier in Frankfurt-Rhein-Main wurden auch die Absolventen des ersten Jahrgangs der Fortbildung „Internationaler Meister (HWK)“ ausgezeichnet. Die zehnmonatige berufsbegleitende Weiterbildung bereitet Handwerksmeisterinnen und -meister darauf vor, ihre praktischen Kenntnisse bei Einsätzen in Entwicklungs- und Schwellenländern einzubringen. Insgesamt acht Personen nahmen die Urkunden aus der Hand von Tanja Gönner, Vorstandssprecherin der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit, entgegen. „Handwerk schafft weltweit Beschäftigung und Einkommen. Das ist heute wichtiger denn je. Gerade in Entwicklungsländern brauchen Menschen Perspektiven, um sich eine Zukunft aufbauen zu können“, sagte Gönner. „Mit dem Internationalen Meister haben wir eine innovative Weiterbildung geschaffen, in der sich die Erfahrungen aus der Entwicklungszusammenarbeit und die Kompetenzen des Handwerks optimal ergänzen – zum Nutzen junger Menschen, die von einer besseren praxisorientierten Ausbildung profitieren.“ Entwickelt wurde die Qualifizierung zum Internationalen Meister durch den EZ-Scout an der HWK Frankfurt-Rhein-Main, einem entwicklungspolitischen Berater im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.
Bei der Meisterfeier geehrt wurde auch ein Geprüfter Betriebswirt (HwO) sowie eine Verkaufsleiterin im Nahrungsmittelhandwerk. Darüber hinaus zeichnete die Frankfurter Handwerksstiftung zwei Jungmeister und eine Geprüfte Betriebswirtin (HwO) aus Frankfurt mit je 1.000 Euro aus.