Frankfurt am Main – Anders als der Name vermuten lässt, haben Rüsselhündchen nichts mit Hunden zu tun. Vielmehr sind die bis zu 700 Gramm schweren Tiere mit den Rüsselspringern verwandt. Ein Paar der im Osten Tansanias und Kenias beheimateten Tiere ist jetzt ins Grzimekhaus eingezogen. Und das ist eine echte Besonderheit, denn damit ist der Zoo Frankfurt derzeit der einzige Zoo in Deutschland, der diese Art hält.
Rotschulter-Rüsselhündchen (Rhynchocyon petersi) können eine Kopf-Rumpflänge von bis zu 31 cm erreichen, dazu kommt ein bis zu 25 cm langer, unbehaarter Schwanz, eine rüsselartig verlängerte Nase und ein Fell, das im Kopf- und Schulterbereich rotbraun und ab der Körpermitte glänzend schwarz gefärbt ist. Soweit die nüchterne Beschreibung dieser waldlebenden Säugetiere. Der etwas weniger sachliche Eindruck: Extrem niedlich! Zoodirektor Professor Dr. Manfred Niekisch freut sich über den Neuzugang im Tagbereich des Grzimekhauses: „Unser Paar, beide Tiere geboren im Juni 2016, haben wir vom Zoo in Rotterdam erhalten. Damit sind wir momentan der einzige Zoo in Deutschland, der Rotschulter-Rüsselhündchen hält. In Europa sind sie außer in Rotterdam nur noch im Zoo von Antwerpen zu sehen. Zwischen 1978 und 1988 und von 1992 bis 1997 gab es hier schon mal Rüsselhündchen – allerdings eine andere Art, nämlich Goldrücken-Rüsselhündchen. Einer unserer Kuratoren war damals als Kind so tief beeindruckt von den Tieren, dass er jetzt die Gelegenheit ergriff und wieder Rüsselhündchen nach Frankfurt holte.“
Rotschulter-Rüsselhündchen gelten derzeit nicht als gefährdet. Allerdings stellt die Lebensraumzerstörung in ihrem relativ kleinen Verbreitungsgebiet an den Küsten von Tansania und Kenia eine Bedrohung dar. Außerdem fallen sie häufig streunenden Hunden zum Opfer. Die kleinen Säugetiere sind Waldbewohner, die sich vor allem von Insekten ernähren. Sie leben in monogamen, lebenslangen Partnerschaften – allerdings sind die Beziehungen eher locker. Männchen und Weibchen teilen sich ein Revier, verbringen Tage und Nächte aber einzelgängerisch. Mithilfe von Duftdrüsen an den Füßen setzen sie beim Laufen Duftmarken in ihrem Territorium ab.
Rüsselhündchen sind sehr vorsichtig und ständig auf der Hut, denn in ihrer Heimat haben sie zahlreiche Fressfeinde. „Die Eingewöhnung in der Anlage nehmen wir daher sehr behutsam vor“, so Niekisch. „Das Gehege ist mit sehr vielen Versteckmöglichkeiten ausgestattet und bis auf weiteres bleiben die Scheiben gekalkt. Das behindert zwar den Blick unserer Besucherinnen und Besucher auf die Tiere, ist aber wichtig, damit sie sich einleben und die Verstecke kennenlernen können. Wir hoffen, dass sich das Paar schnell bei uns wohlfühlen wird und sich zu gegebener Zeit Nachwuchs einstellt.“