Niederhausen – Die eisigen Temperaturen des Monats Januar boten der Freiwilligen Feuerwehr der Verbandsgemeinde Rüdesheim und der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft e.V. (DLRG) am Samstag, den 21. Januar 2017, eine der seltenen Gelegenheiten, die Rettung von im Eis eingebrochenen Personen ausgiebig zu üben.
Bei Werten von zeitweise unter -10°C hatte sich eine dicke Eisschicht auf dem Stausee bei Niederhausen (Nahe) gebildet und schuf somit ideale Bedingungen, um die verschiedenen Rettungstechniken praktisch zu erproben. Das Technische Hilfswerk (THW) aus Bad Kreuznach stellte zu diesem Zweck seinen Wasserübungsplatz am Ufer des Stausees zur Verfügung.
Angeführt von Christian Vollmer, Wehrleiter der Verbandsgemeinde Rüdesheim, nahmen die Freiwilligen Feuerwehren aus Niederhausen, Oberhausen sowie Waldböckelheim an der Übung teil. Gleichfalls an der Übung beteiligt war die DRLG Ortsgruppe aus Bad Kreuznach um ihren technischen Leiter Rüdiger Otto und brachte dabei nicht nur eigene Rettungstechniken zur Anwendung, sondern trug mit in Bereitschaft stehenden Tauchern auch zur Sicherheit aller Teilnehmer bei.
Nachdem mit der Axt ein Loch in die Eisdecke geschlagen worden war, stieg das erste „Opfer“ – Feuerwehrmann Denis Scheick – geschützt von einem speziellen Überlebensanzug in das eiskalte Wasser und seine Kameraden begann mit dem Rettungseinsatz. Das auf den Lösch- und Rüstwagen verladene Material gibt dabei die Methodik vor: Zunächst kamen zwei Steckleiterteile zur Anwendung, die das Gewicht des gleichfalls in einem Überlebensanzug steckenden Retters auf eine möglichst große Fläche verteilen und so ein Einbrechen verhindern. Mittels der Leiterteile schieben sich die Rettungskräfte bis an das Loch im Eis heran und unterstützen die eingebrochene Person beim Ausstieg. Anschließend ziehen die übrigen Feuerwehrleute vom Ufer aus mit Leinen die zuvor eingebundenen Leiterteile zurück in Sicherheit. Eine weitere, beim zweiten Durchgang angewandte Rettungstechnik besteht darin, eines der Leiterteile durch eine sogenannte Schleifkorbtrage zu ersetzen. Auch hier rutschen die Rettungskräfte, das eigene Gewicht von einem Steckleiterteil auf dem Eis getragen, bis an das Einbruchsloch heran und schieben die Schleifkorbtrage dann unter den oder die Betroffene. Liegt das Opfer sodann in der korbartigen Trage, wird diese mit Leinen ans Ufer gezogen. Beide Techniken bewährten sich im praktischen Einsatz auf dem Stausee und Wehrleiter Christan Vollmer zeigte sich sichtlich zufrieden mit der Leistung seiner Feuerwehrleute.
Eine artverwandte, aber modernere und deutlich schnellere Methode kam bei der DLRG Ortsgruppe aus Bad Kreuznach zum Einsatz. Mittels eines aus Kirn entliehenen Schlittens, einem sogenannten Eisretter, glitten die Rettungskräfte mit Eispickeln ausgerüstet rasch zu dem Eingebrochenen und legten ihm eine Schlaufe um die Unterarme. Dank eines im Schlitten montierten Flaschenzugmechanismus konnten die Rettungskräfte am Ufer das „Opfer“ über Leinen zunächst auf den Schlitten und dann zur Gänze in Sicherheit ziehen. Dass es auch fast ganz ohne Equipment geht, bewies zuletzt Benjamin Pfeiffer vom DRLG, der nur mit einer Schaumstoffschlaufe bewehrt flach auf dem Bauch liegend über das Eis robbte und zu dem Eingebrochenen in das kalte Wasser stieg, um ihm die Schlaufe um den Oberkörper zu legen. Den Rest übernahmen dann wieder die Kameraden am Ufer mit Leinen.
Kreisfeuerwehrinspektor Werner Hofmann, der die Übungen sichtlich interessiert verfolgt hatte, zog ein positives Fazit. Jede Übung sei lehrreich und insbesondere bei einem Eiseinbruch gelte das Prinzip „Zeit ist Leben“. In einer kurzen Ansprache bedankte er sich zusammen mit Wehrleiter Christian Vollmer bei allen Teilnehmern der Übung und betonte, dass der Eisretter der DLRG mit seinen Möglichkeiten einen bleibenden Eindruck hinterlassen habe. Zum Abschluss der Übung gab es heißen Tee und warme Würste für alle Beteiligten, vorbereitet von der Verpflegungseinheit der Schnelleinsatzgruppe (SEG) des Landkreis Bad Kreuznach.
Obschon die Übung gezeigt hat, dass Feuerwehr und DLRG personell wie materiell gut aufgestellt sind für die Rettung von im Eis eingebrochenen Personen warnt die Kreisverwaltung Bad Kreuznach eindringlich davor, trotz der anhaltend niedrigen Temperaturen die Eisfläche am Stausee oder auch andernorts zu betreten. „Das geschieht auf eigene Gefahr“, erklärt Kreisfeuerwehrinspektor Werner Hofmann. Nur solche Flächen, die von den zuständigen Gemeinden offiziell zum Betreten freigegeben wurden, können als sicher betrachtet werden.