Landstuhl: Inklusionsinitiative Westpfalz

Erfolgserlebnisse

Nicole Reiser
Nicole Reiser bei der Arbeit (Foto: Ökumenisches Gemeinschaftswerk Pfalz GmbH)

Landstuhl – Nicole Reiser ist glücklich: Nach sieben Jahren Arbeitslosigkeit hat sie nun eine feste Anstellung gefunden. Die 26jährige sitzt im Kochwerk, der Großküche des Ökumenischen Gemeinschaftswerks Pfalz GmbH im IG-Nord, am Empfang und koordiniert die Telefonzentrale.

Der Weg zum Arbeitsplatz war nicht leicht, wie die gelernte Bürokraft berichtet und mit vielen Enttäuschungen gespickt. Trotzdem hat die quirlige Weilerbacherin nie aufgegen, von einer Festanstellung zu träumen. Mit Rat und Tat zur Seite standen ihr die Mitarbeiter der Inklusionsinitiative Westpfalz (IWP), eine Kooperation der Agentur für Arbeit Kaiserslautern-Pirmasens, des Ökumenischen Gemeinschaftswerks Pfalz GmbH Landstuhl, Zoar Rockenhausen und der Heinrich-Kimmle-Stiftung Pirmasens. Alle betreiben Einrichtungen für Menschen mit Beeinträchtigungen. Ziel ist es, Menschen mit Schwerbehinderung, aber ohne Zugang zu einer Werkstatt für Menschen mit Behinderungen, auf den ersten Arbeitsmarkt zu vermitteln. Seit Sommer 2016 sind die 12 Fachbegleiter an zwei Standorten in Kaiserslautern und Pirmasens aktiv und dabei sehr erfolgreich: Rund 30 Personen wurden bislang in Lohn und Brot gebracht in ganz unterschiedlichen Bereichen.

Der 62jährige Heinz Becker, ehemals Berufskraftfahrer, konnte aufgrund einer Krankheit seinen Arbeitsplatz nicht behalten. Auch nach seiner Genesung und intensiver Suche fand sich kein Arbeitgeber, der Becker in seinem Beruf anstellen wollte. Aber die Hände in den Schoß legen, das konnte er sich nicht vorstellen. Gemeinsam mit seiner Ansprechpartnerin beim IWP, Katja Fothke, überlegte er, wo denn seine Kompetenzen liegen. Handwerklich begabt ist er, er arbeitet gerne im Freien und ist bereit, sich auf etwas Neues einzulassen. Nun arbeitet Becker im Projekt BahnAktiv, einer Gruppe, die Bahnhöfe im Umkreis von Kaiserslautern instand hält und säubert.

„Seit vielen Jahren sind die Werkstätten für behinderte Menschen in der Vermittlung von Menschen mit schweren Beeinträchtigungen auf den allgemeinen Arbeitsmarkt tätig“,

betont Dr. Walter Steinmetz, Geschäftsführer des Ökumenischen Gemeinschaftswerks. Dieses Know-How stellten die Kooperationspartner nun im Projekt der Bundesregierung unter Beweis. Neben den Menschen, die in den Werkstätten arbeiteten, gebe es viele anerkannte Schwerbehinderte, die dem allgemeinen Arbeitsmarkt zur Verfügung stünden, aber dennoch nur wenige Chancen auf eine Anstellung hätten.

Intensive und sehr persönliche Betreuung können die IWP-Mitarbeiter anbieten. Jeder der Vermittler betreut zwölf Menschen.

„So können wir gezielt und sehr individuell suchen, dass wir den passgenauen Arbeitsplatz finden“,

erläutert Katja Fothke. Nicht nur dem Arbeitssuchenden, sondern auch dem Arbeitgeber stehen die Berater zur Seite, begleiten die Einarbeitung und informieren über Hilfen und Zuschüsse, die abgerufen werden können. Die großen Netzwerke der Kooperationspartner und das Vertrauen, das sie in der Region bei Firmen genießen sei ein sehr wichtiges Element.

Nicole Reiser, die im Rollstuhl sitzt, ist glücklich über die professionelle Begleitung. Aufgrund ihrer Beeinträchtigung kommt nicht jeder Arbeitsplatz für sie in Frage. Bereits hier griff die Beratung der IWP: Wo kann Nicole Reiser arbeiten, wie kommt sie, die auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen ist, an ihre Arbeitsstelle? Ist eine behindertengerechte Toilette vorhanden? Auch bei den praktischen Dingen wie Bewerbungsunterlagen oder Vorstellungsgesprächen konnte sie auf die Unterstützung der Fachbegleiterinnen zählen.

„Für mich hat ein neues Leben angefangen“,

strahlt Nicole Reiser. Wenngleich sie in den vergangenen Jahren stets beschäftigt war, ihren Eltern und der Schwester vieles im Haushalt abnahm, war eine Berufstätigkeit ihr großes Ziel.

„Ich habe doch nicht umsonst eine dreijährige Ausbildung gemacht“,

meint sie. Ihre Chefin, Christine Ohnesorg, Geschäftsführerin des Integrationsbetriebes Simotec, der das Kochwerk betreibt, ist sehr froh über die neue Mitarbeiterin.

„Unsere Zentrale ist ein Dreh- und Angelpunkt, hier kommen Kunden, Gäste, die unser Bistro gehen, Geschäftspartner. Frau Reiser ist eine tolle Besetzung hierfür“.

Jobsuchende, die an dem Projekt teilnehmen möchten, können sich an die Arbeitsagentur bzw. die Jobcenter oder die Projektpartner direkt wenden. Erwerbslose Menschen mit Schwerbehinderung werden individuell im persönlichen Gespräch über Möglichkeiten des Projektes informiert und dabei eigene Ziele und Wünsche besprechen. Standorte der IWP-Standorte sind in Kaiserslautern im Gebäude der Agentur für Arbeit, Augustastraße 6, Telefon 0631/41557919, kaiserslautern@iwp-info.de, www.iwp-info.de und in Pirmasens, Adam-Müller-Straße 39, Telefon 06331/50829433, pirmasens@iwp-info.de