Mainz – Auch in diesem Jahr trafen sich wieder die muslimische, jüdische, christliche Vertreter und Vertreterinnen der Religionen aus Mainz auf Einladung des Evangelischen und Katholischen Dekanats zum interreligösen Neujahrsempfang in Mainz.
Mit dabei waren im Erbacher Hof zum ersten Mal auch Mitglieder der Mainzer Bahá’í-¬Gemeinde und ein Vertreter der Jugendorganisation des Islamischen Bildungszentrums. Zum diesjährigen Reformationsjubiläumsjahr gab es einen besonderen Gast. Der Kalligraph Shahid Alam gestaltete den Abend mit einem Impuls zu einem legendären Lutherzitat, welches er zuvor ins Arabische hat übersetzen lassen, bevor er daraus ein Kunstwerk gestaltete.
Alam ist 1952 in Pakistan geboren und lebt seit 1973 in Deutschland. Mehr als zwanzig Jahre war er im Bereich Bildung und Kunst als Lehrer tätig. Seit 1994 ist Alam als Maler, Bildhauer und vor allem als Kalligraph tätig. Bei einem Besuch in Worms beschäftigte er sich mit dem Wirken und der Person Martin Luther. Entstanden ist dadurch eine eindringliche, kraftvolle Kalligraphie zu Luthers bekanntem Satz „Hier stehe ich und kann nicht anders“.
„Das, was Martin Luther eingeleitet hat, kann nicht einfach in Worte gefasst werden. Es ist der Beginn unserer modernen Zeit“,
erklärte Alam, „Durch die Kalligraphie kann man den Sinn seiner Worte völlig neu entdecken. Was für eine Kraft muss ihn begleitet haben, dass er mit dieser Aufrichtigkeit – standhaft, ohne Angst, mit leuchtendem Blick in die Zukunft – in Worms aufgetreten ist?“ Dieser Glaubenskraft kann sich der Betrachter der Aquarell Kalligrafie mit Gold-Ölfarben nicht entziehen. Die Worte schließen sich nach unten, entfalten in der Mitte die größte Präsenz und öffnen sich nach oben zum Licht.
„Diese Kunst kann einen Anstoß zur interreligiösen Verständigung und interkulturellen Begegnung geben“,
freute sich Ilka Friedrich, Pfarrerin für Ökumene und interreligiösen Dialog im Evangelischen Dekanat Mainz,
„Dabei kann uns die Kunst der Schrift eine Brücke bauen, um in aller Unterschiedlichkeit auch gemeinsames Erbe zu entdecken und zu bedenken.“
Es entstand ein langer und reger Austausch beim gemeinsamen Essen.