Weinheim – Winterzeit – Eissportzeit. Auch in Weinheim gibt es einige Flüsse, Seen, Bäche und offene Wasserrückhaltebecken. Faszinierend ist es, sonst unerreichbare Flächen zu Fuß oder mit Kufen unter den Schuhen zu durchqueren und die Landschaft aus einer ganz anderen Perspektive zu erkennen. Doch der Sport birgt erhebliche Gefahren, wenn es zu Eisunfällen kommt und Eisläufer in das Eis einbrechen. Innerhalb von drei bis vier Minuten in rund drei bis vier Grad kaltem Wasser erschlaffen die Muskeln, der Körper erlahmt, die eingebrochene Person geht unter. Auch tiefe Temperaturen der letzten Tage garantieren dabei nicht, dass die Eisdecke auf Seen oder Flüssen tragfähig ist.
Daher war es auch richtig, dass sich Spaziergänger am Waidsee berechtig Sorgen machten und kurz nach 16 Uhr am späten Donnerstagnachmittag den Notruf 112 wählten. Es wurden zwei Kinder auf der Seemitte gemeldet, worauf die Integrierte Leitstelle Rhein Neckar Großalarm für die Rettungskräfte der Region auslöste. Mehrere Rettungswagen, Notarzt, Kräfte der DLRG, Polizei sowie die Feuerwehrabteilungen Lützelsachsen-Hohensachsen und Stadt rückten zur Einsatzstelle aus. Während die Abteilung Lützelsachsen-Hohensachsen zur ersten Lageerkundung zum Waidsee ausrückte, fuhr auch die Abteilung Stadt mit Booten, Eisrettungsanzügen sowie einem Eisschlitten die Einsatzstelle an. Aufgrund der Meldung rüsteten sich die Einsatzkräfte bereits auf der Einsatzfahrt mit den Spezialrettungsanzügen aus, damit sie nach Ankunft den Rettungseinsatz hätten beginnen können. Bei Wasser- und Eisunfällen wird die Feuerwehreinsatzkraft mit dem Spezialschutzanzug ausgerüstet und so vor Nässe und Kälte geschützt. Der spezielle Anzug wird über die normale Oberbekleidung gezogen und ohne Rettungsweste getragen, da der Auftrieb des Anzugs ausreicht. Die an gearbeiteten Stiefel gewährleisten Trittsicherheit und erlauben die Verwendung von Flossen bei Wasserrettungseinsätzen. Durch Verwendung von Handschuhen ist optimaler Kälteschutz gegeben.
An der Einsatzstelle angekommen, stellte sich heraus, dass es sich nicht um Kinder, sondern um Erwachsene handelte, die die Gefahr nicht erkannten. Trotz der Rufe von Polizei, Rettungsdienst und Feuerwehr, zeigten sich die Verursacher des Großeinsatzes, auf der gefährlich dünnen Eisfläche zunächst unbeeindruckt und waren sich keiner Gefahr bewusst. Nach mehreren Durchsagen folgten die Personen den Anweisungen der Polizei und verließen die Eisfläche. In diesem Zusammenhang weist die Feuerwehr Weinheim auch dieses Jahr wieder darauf hin, dass das Betreten der Eisfläche Lebensgefährlich ist.
Für den sicheren Ausflug empfiehlt die Feuerwehr Weinheim:
- Nehmen Sie örtliche Warnhinweise ernst! · Machen Sie Ihren Kindern die Gefahren klar!
Vermeiden Sie einsame Ausflüge auf dem Eis – bei einem Unfall kann es sonst sein, dass niemand Hilfe holen kann. - Wenn das Eis knistert und knackt, Risse aufweist oder schwallweise Wasser auf die Oberfläche tritt: nicht betreten.
- Vorsicht ist nicht nur bei fließendem Gewässer, verschneiter Oberfläche und bewachsenem Ufer geboten; auch an Ein- und Ausflüssen kann die Eisdicke plötzlich abnehmen. Vor allem an dunklen Stellen kann das Eis zu dünn sein – hier droht Einbruchgefahr!
- Halten Sie ausgewiesene Zufahrten zu den Eislaufflächen frei! Falsch geparkte Autos behindern die Zufahrt von Rettungsfahrzeugen!
Verhalten im Unglücksfall! Sollte es trotz aller Sorgfalt zu einem Unfall kommen, helfen nachfolgende Tipps weiter:
- Werden Sie Zeuge eines Eisunfalls, so fordern Sie über Notruf 112 unverzüglich Hilfe an. Geben Sie dabei ihren genauen Standort an. Orientieren Sie sich an markanten Orten, indem Sie am gegenüberliegenden Ufer einen markanten Punkt über die Einbruchstelle hinweg anpeilen. So können Sie später angeben, wo die Person genau ins Eis eingebrochen ist.
- Wer einbricht, sollte versuchen, sich am Eis festzuhalten oder darauf zu ziehen. Wenn das Eis weiter bricht, kann man sich mit Fäusten oder Ellenbogen einen Weg zum Ufer frei schlagen.
- Helfer sollten sich nicht selbst in Gefahr bringen: Eigensicherung beachten (Leinen/Schwimmweste/Rettungsring), nicht zu weit hinauswagen.
- Wer sich zum Helfen auf die Eisfläche begibt, sollte dafür eine Unterlage (Leiter, Bretter, Zaun, Hockeyschläger) verwenden, um das Gewicht zu verteilen. Die Hilfsmittel kann man der eingebrochenen Person zuschieben. Eine quer über die Einbruchstelle gelegte Unterlage oder Äste machen die Rettung leichter. Hilfreich können auch an Gewässern aufgehängte Rettungsringe sein.
Gerettete in warme Decken oder Jacken hüllen, vorsichtig erwärmen, nicht als „Hausmittel“ mit Schnee abreiben. - Unterkühlten Personen keinen Alkohol geben, stattdessen möglichst warmen Tee reichen.
Lassen Sie anrückende Hilfskräfte von Zeugen einweisen, damit diese möglichst rasch zu ihrem Patienten gelangen und helfen können.