Heidelberg: Siehe da, Dada ist wieder da

Schalaben-schalabei-schalamezomai!

Der Bus des UnterwegsTheaters Heidelberg, der inzwischen in der Hebelhalle eine feste Bleibe hat. (Foto: Hannes Blank)
Der Bus des UnterwegsTheaters Heidelberg, der inzwischen in der Hebelhalle eine feste Bleibe hat. (Foto: Hannes Blank)

Heidelberg. „Elifantolim brussala bulomen brussala bulomen tromtata“ steht als skandalöse Schlagzeile in der Rhein-Neckar-Zeitung – wenn man der szenischen Lesung des Unterwegs-Theaters Heidelberg in der Hebelhalle glauben mag. Nach dem großen Erfolg der Veranstaltung im Jahr 2016 zum 100. Geburtstag der Dada-Bewegung gab es Anfang Februar zwei Zusatztermine. In der einstündigen Darbietung wurden von Brigitte Becker (am Klavier), Massoud Baygan, Bernhard Fauser, Catherine Guerin, Dorothea Paschen, Helga Karola Wolf 26 Dada-Stücke auf die Bühne gebracht.

Es handelte sich dabei keineswegs um eine klassische Lesung, sondern die Texte wurden dem Publikum singend und in szenischer Weise dargebracht. Berührt wurde dabei eine große Bandbreite der Spielarten, in denen Dada sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts vor allem in Zürich, Hannover und Berlin literarisch dargeboten hat: im Laut- und Simultangedicht, in Texten mit Manifestcharakter oder in Nonsens-Gedichten. Dabei durften selbstverständlich auch nicht Hugo Balls „Karawane“ sowie Kurt Schwitters „Ursonate“ und sein bekanntes Gedicht „An Anna Blume“ fehlen. Gerade Letzteres wurde großartig dargebracht von Massoud Baygan, der für den erkrankten Paul Brands eingesprungen ist. Nur wenige Tage Zeit hatte Baygan, der festes Ensemblemitglied am Jungen Theater Heidelberg im Zwinger3 ist, um seine Rolle einzuüben. Er fügte sich ausgezeichnet in die bestehende Gruppe ein. Aber auch alle anderen Künstler vermochten zu begeistern. Vor allem dann, wenn sie gemeinsam ein Gedicht vortrugen. So zum Beispiel bei der Interpretation von Kurt Schwitters „Eisenbahn“.

Vor allem auf Schwitters, dem Hauptvertreter der Dada-Bewegung in Hannover, lag der Schwerpunkt der Dada-Revue. Aber auch Texte von Hans Arp, Richard Huelsenbeck und Raoul Hausmann wurden vorgetragen. Sogar Ernst Jandl fand als Abschluss Eingang in das Repertoire. Obwohl dieser im Grunde nicht mehr zur eigentlichen Dada-Bewegung gehörte, war auch er ein Meister des Lautgedichts sowie der Konkreten Poesie und beweist damit, welch großen Einfluss die Dada-Bewegung auf die nach ihr kommenden Dichter hatte. An der Dada-Revue des Unterwegs-Theaters sieht man schließlich, dass Dada auch noch heute ankommt – vielleicht gerade deshalb, weil auch wir in Zeiten leben, deren zunehmende Absurdität man wahrscheinlich ebenfalls am liebsten mit Zeilen wie „Schalaben-schalabei-schalamezomai“ (Huelsenbeck) ausdrücken möchte.