Mainz – Bei bis zu 15 Prozent der Patienten mit akutem Brustschmerz und dem Verdacht auf ein akutes Koronarsyndrom lässt sich im Herzkatheterlabor keine Ursache finden.
In diesen Fällen besitzt die Magnetresonanztomographie (MRT) des Herzens eine hohe diagnostische Aussagekraft. Das fand eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe um Dr. Tilman Emrich von der Klinik und Poliklinik für diagnostische und interventionelle Radiologie der Universitätsmedizin Mainz heraus. Ihre Forschungserkenntnise würdigte das renommierte Britische Institut für Radiologie (BIR) mit Sitz in London, England, mit der Barclay Medaille für die beste Publikation des Jahres. Darüber hinaus gab es ein Preisgeld in Höhe von 500 Britische Pfund.
Bei Patienten mit akutem Brustschmerz und Hinweisen auf eine Schädigung des Herzmuskels führen Kardiologen primär eine sogenannte Herzkatheteruntersuchung durch. Dabei wird ein dünner Kunststoffschlauch (der Herzkatheter) über ein Blutgefäß bis zum Herzen vorgeschoben. Über den Schlauch lässt sich beispielsweise ein Kontrastmittel einspritzen, um die Herzstrukturen und Gefäße auf dem Röntgenbild besser sichtbar zu machen. Lässt sich jedoch mittels Herzkatheter keine relevante Verengung oder ein Verschluss eines Herzkranzgefäßes nachweisen, so bleibt die Ursache für die Beschwerden zunächst unklar. Eine hohe diagnostische Aussagekraft bietet in dieser Situation ein anderes bildgebendes Verfahren: Die Magnetresonanztomographie (MRT) des Herzens.
Die Arbeitsgruppe um Dr. Tilman Emrich und Prof. Dr. Karl-Friedrich Kreitner konnte durch das MRT des Herzens neben einem Infarktgeschehen eine Reihe von Herzerkrankungen als Ursache des Brustschmerzes diagnostizieren. Dazu zählen beispielsweise die Myokarditis, die Tako-Tsubo-Kardiomyopathie oder die dilatative Kardiomyopathie. Die Ergebnisse der MRT-Untersuchung stimmten bei neun von zehn Patienten mit dem klinischen Verlauf über mehrere Monate und der endgültigen Diagnose überein.
„Die Studienergebnisse verdeutlichen den hohen Wert der MRT-Bildgebung bei Patienten mit dem Verdacht auf ein akutes Koronarsyndrom und unauffälliger Koronarangiographie, einer speziellen Form der Röntgenuntersuchung, bei der die Herzkranzgefäßarterien abgebildet werden. Die Forschungsarbeit von Dr. Emrich zeigt, dass sich durch den Einsatz der MRT die Ursachen der Symptome zuverlässig diagnostizieren lassen, so dass eine individualisierte Therapie und Nachsorge für den einzelnen Patienten durch das Zentrum für Kardiologie möglich wird“,
so Prof. Kreitner, Oberarzt in der Klinik und Poliklinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie.
Seine Studie führte Dr. Emrich in Kooperation mit Kollegen aus dem Zentrum für Kardiologie der Universitätsmedizin Mainz durch. Die Studienergebnisse hatte das British Journal of Radiology veröffentlicht. Dr. Emrich, geboren 1983, ist Funktionsoberarzt in der Klinik und Poliklinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie der Universitätsmedizin Mainz. Sein Forschungsschwerpunkt liegt auf dem Gebiet der Magnetresonanztomographie des Herzens bei verschiedenen Herzmuskelerkrankungen.
Die erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Kardiologie bei klinischen Projekten soll zukünftig auch auf die Herz-Kreislauf-Forschung in der Normalbevölkerung im Rahmen der Gutenberg-Gesundheitsstudie und anderer herzkranker Patientengruppen ausgeweitet werden.