Rhein-Neckar-Kreis – Ab 27. Februar 2017 werden weitere Maßnahmen des Ausgleichskonzepts, anstelle des Rückbaus der L 600, umgesetzt. Ziel dieser Maßnahmen ist die Entwicklung von lichtem Kiefernwald und Sandrasen bei Sandhausen und Schwetzingen.
Nachdem in diesem Winter bereits die Baumstämme in den beiden Naturschutzgebieten „Hirschacker und Dossenwald“ und „Sandhausener Düne – Pflege Schönau-Galgenbuckel“ entnommen wurden, werden nun auf der insgesamt rund ein Hektar großen Fläche Wurzelstöcke sowie die Waldstreuauflage entfernt.
Dies ist Voraussetzung dafür, dass sich auf den darunter liegenden sandigen Böden in den kommenden Jahren lichtliebende Wald- und Wiesenarten ansiedeln können. Langfristig sollen sich die bereits in den beiden Naturschutzgebieten vorkommenden stark gefährdeten Pflanzenarten Sandstrohblume, Silbergras und Ohrlöffel-Leimkraut auf den gut besonnten Sandböden ausbreiten. Die spezialisierten Sandtierarten Dünen-Sandlaufkäfer, Steppenbienchen und Wolfsmilchschwärmer finden später auf den neu gestalteten Flächen geeignete Lebensbedingungen.
Bezahlt werden die in diesem Winter umgesetzten Maßnahmen sowie die anschließende Entwicklung der Flächen aus einem dafür angelegten Projektkonto, auf das die Straßenbauverwaltung und die Gemeinde Sandhausen einbezahlt haben.
Das Sonderprojekt „Sandrasen und lichte Kiefernwälder auf badischen Binnendünen“ wird von Dr. Jost Armbruster, Referat Naturschutz und Landschaftspflege im Regierungspräsidiums Karlsruhe (RPK), koordiniert.
Weitere Informationen zu dem Projekt sind im Beteiligungsportal des RPK unter Umwelt/Sonderprojekte zu finden:
https://rp.baden-wuerttemberg.de/rpk/Dialog/Seiten/default.aspx
Vor Ort führen Informationstafeln mit einem entsprechenden Quick Response Code (QR Code) direkt auf die Projektseite im Internet.
Hintergrund
Grund für den zunächst geplanten Rückbau der L 600 bei Sandhausen war der Neubau der B 535, nachdem der Planfeststellungsbeschluss vom 13. Juli 1989 für die B 535 in 1997 bestandskräftig geworden war. Die Straße wurde am 4. Mai 2000 dem Verkehr übergeben. Der Bund als Vorhabenträger war damit verpflichtet den Rückbau der L 600 vorzunehmen. Die Gemeinde Sandhausen plädierte jedoch für den Erhalt der Straße und für ein Ausgleichskonzept. Mit Unterstützung des RPK wurde 2010 eine entsprechende Ausgleichsplanung vorgelegt.
Gegen diese wurde eine von zahlreichen Bürgerinnen und Bürgern unterstützte Petition beim Petitionsausschuss des Landtages Baden-Württemberg eingereicht. Zeitgleich wurde eine Petition der Naturschutzverbände eingereicht, die die Ausgleichsplanung unterstützten.
Auf Vorschlag des NABU wurde schließlich ein Kompromiss gefunden und ein modifiziertes Ausgleichskonzept erarbeitet, das auch nach Empfehlung des Petitionsausschusses weiterverfolgt werden sollte. Nach langen Verhandlungen konnte im Sommer 2015 ein unter Federführung des RPK erarbeiteter öffentlich-rechtlicher Vertrag zwischen den beteiligten Gemeinden, der Straßenbauverwaltung und dem RPK abgeschlossen werden, der die Umsetzung des Ausgleichskonzepts regelt. Der Landtag hat daraufhin am 18. Februar 2016 die Petition für erledigt erklärt.