Weinheim – Das Feuerwehrauto ist ausrangiert, aber gelöscht wird trotzdem: Den Durst nämlich. Vorrangig mit Mineralwasser und Apfelsaft, bisweilen aber auch mit einem schicken fruchtigen Cocktail – ohne Alkohol, versteht sich. Denn das Feuerwehrauto, ein Oldtimer aus den 60er-Jahren, ist ein „Feuerrotes Saftmobil“ und eine rollende Botschaft, die da lautet: Kein Mensch braucht Alkohol, um gut gelaunt zu sein.
Einsatzorte des ausgedienten aber fahrtüchtigen Feuerwehrautos werden zum Beispiel Schulhöfe, Jugend-, Vereins- und Straßenfeste sein. Dort wird das auffällige Gefährt vortuckern und sich in nullkommanix in eine mobile Bar verwandeln, inclusive Kühlschrank, Ausschanktheke, gemütlicher Sitzsäcke, Stehtischen, Sonnenschirmen, mobilem Handwaschbecken und allem, was dazugehört. Sogar eine Musikanlage ist integriert, ein W-LAN-Zugang ist geplant.
Ausgeschenkt wird allerdings anti-alkoholisch. Und es wird, jugend- und zielgruppenentsprechend aufgeklärt und informiert zum Thema Alkoholprävention. Denn das Feuerwehrauto ist ein gemeinsames Projekt des Stadtjugendrings und der Weinheimer Suchtberatung; es ist das erste leuchtend rote Ergebnis des Projektes „Starthilfe“, in dem seit rund einem Jahr alle Akteure kooperieren, die in der Stadt mit Jugendlichen zu tun haben: Außer dem Stadtjugendring zum Beispiel Vertreter der Schulen, der Schulsozialarbeit, der Polizei, der Gastronomie und der zuständigen Fachämter der Weinheimer Stadtverwaltung. Die „Starthilfe“ und das „Feuerrote Saftmobil“ werden gefördert von der Stuttgarter Landesregierung im Rahmen eines Präventionsprogramms. Zugrunde liegt nach einem Jahr Projektarbeit ein Konzept, das Oberbürgermeister Heiner Bernhard unterschrieben hat. Es geht in erster Linie darum, Jugendliche beim Umgang mit alkoholischen Getränken, insbesondere im öffentlichen Raum, zu sensibilisieren.
Stadtjugendring-Geschäftsführer Martin Wetzel lobte jetzt ausdrücklich die Zusammenarbeit mit der Weinheimer Suchtberatung e.V. Deren Vorsitzender Heinz Schröder ist von der Umsetzung sichtlich begeistert.
Das Projekt „Starthilfe“ gibt es im ganzen Land – aber die zündende Idee mit dem Feuerwehrauto ist eine Weinheimer Spezialität. Das hängt damit zusammen, dass der damalige Stadtjugendring-Vorsitzende Wolfgang Metzeltin vor ein paar Jahren die Gelegenheit ergriff, ein außer Dienst gesetztes Feuerwehrauto der Freiwilligen Feuerwehr Weinheim gegen einen Obulus zu übernehmen. Irgendetwas Sinnvolles und Originelles werde man beim Stadtjugendring schon damit anfangen können, dachte sich der Pädagoge und Stadtrat. So kam es auch – jetzt im Zuge der „Starthilfe“-Gedanken.
Premiere soll es demnächst in Stuttgart haben, wenn sich alle „Starthilfe“-Kommunen bei
der Tagung „Kommunale Alkoholprävention“ treffen, um Projekte vorzustellen. Dort wird es bestimmt für Aufsehen sorgen. Diese Woche präsentierten Wetzel und Schröder ihre fahrende und jugendgerechte Suchtprävention den „Starthilfe“-Akteuren. In wenigen Wochen wird man das alte Auto mit seiner neuen Aufgabe dann immer mal wieder im Stadtgebiet sehen. Darauf eine Apfelschorle!