Frankfurt am Main – Informationen und Neuigkeiten aus der Stadt und den Stadt-/Ortsteilen.
Equal Care Day 2017: Ihr nennt es Liebe, wir nennen es unbezahlte Arbeit
Frauendezernentin Rosemarie Heilig lädt am Dienstag, 28. Februar 2017, um 18 Uhr zu einer Veranstaltung ins Museum für Moderne Kunst I in der Domstraße 10. Anlass ist der Equal Care Day 2017 und die Frage, wer Care-Arbeit, die sogenannte Sorge-Arbeit, oder Reproduktionsarbeit leistet und für welchen Lohn und welche Anerkennung.
„Wer wäscht, pflegt, versorgt, erzieht, putzt, kocht, haushaltet, hört zu und unterhält? Frauen machen das!“, so die Frauendezernentin Rosemarie Heilig. Denn Frauen erledigen bis zu 80 Prozent der Haus- und Pflegearbeit – unsichtbar und unbezahlt. Auch in den Gesundheitsberufen ist der Anteil der Frauen hoch. Hier ist die Entlohnung gering und die gesellschaftliche Anerkennung niedrig, besonders in der Pflegearbeit.
In Kooperation mit der Initiative Care Revolution Frankfurt und dem Frauenreferat wird unter anderem Professorin Dr. Uta Meier-Gräwe von der Justus-Liebig-Universität Gießen einen Vortrag zum Thema „Frauen zwischen Sorgeverantwortung und beruflicher Teilhabe auf Augenhöhe“ halten und der Film der Theatermacherinnen von Swoosh Lieu gezeigt. Der Eintritt ist frei.
Primary Structures – Meisterwerke der Minimal Art
Das MMK Museum für Moderne Kunst Frankfurt am Main besitzt eine bedeutende Sammlung herausragender Werke der Minimal Art der 1960er- und 70er-Jahre. In einer großen Überblicksschau mit fast 50 Künstlerinnen und Künstlern präsentiert das MMK erstmals umfassend die Meisterwerke dieses Sammlungsbestands. Durch den Ankauf der ehemaligen Sammlung von Karl Ströher durch die Stadt Frankfurt im Jahr 1981 gelangte das einzigartige Konvolut von Werken US-amerikanischer Minimal-Art-Künstler der frühen 1960er-Jahre an das Museum. Zudem gehören mit der 2006 von dem ehemaligen Galeristen und Sammler Rolf Ricke erworbenen Sammlung auch herausragende Werke des Postminimalismus zu den Beständen des MMK.
„Es war uns schon lange ein Anliegen die Highlights dieses Schwerpunktes des MMK einmal umfangreich zu präsentieren. Ich denke, dass in der Ausstellung erneut deutlich wird, welche enorme Qualität die Sammlung des MMK hat, welche Schätze hier verborgen liegen und welchen Einfluss die frühen Minimalisten auf Künstler nachfolgender Generationen hatten und bis heute haben“, sagt Prof. Dr. Susanne Gaensheimer, Direktorin des MMK.
Serialität, Konzeptualität und industrielle Fertigung waren die neuen Prinzipien der Künstler Carl Andre, Walter De Maria, Dan Flavin, Donald Judd und Fred Sandback, die mit ihren radikalen Werken in den 1960er-Jahren die Kunst revolutionierten. Sie verwendeten erstmals in der Geschichte der Kunst industriell gefertigte oder bearbeitete Materialien und reduzierten ihre Arbeiten auf einfache übersichtliche und meist geometrische Grundstrukturen, sogenannte „Primary Structures“. Mit dem Titel knüpft die Ausstellung im MMK 2 an die bahnbrechende gleichnamige Ausstellung im Jewish Museum in New York 1966 an – die erste Ausstellung dieser neuen Kunstströmung. Das Schlüsselwerk „Cage“ von Walter De Maria aus dem Jahr 1965, heute Teil der MMK-Sammlung, wurde damals bereits in dieser wegweisenden Schau präsentiert.
Als Auftakt für die Ausstellung wurde die legendäre Münchener Galerie von Heiner Friedrich mit zwei historischen Präsentationen von 1968 rekonstruiert, mit denen die Rezeption der Minimal Art in Deutschland begann: Carl Andres Bodenskulptur „22 Steel Row“ und Dan Flavins LichtInstallation „Two primary series and one secondary“. Beide Werke wurden von den Künstlern für die dreiteilige Raumfolge der Münchener Galerieräume konzipiert. Heiner Friedrich hat sich ab 1968 konsequent dieser neuen künstlerischen Strömung mit seiner Galeriearbeit gewidmet und erstmals in Deutschland Künstler wie Sol LeWitt, Carl Andre, Dan Flavin, Walter De Maria, Fred Sandback oder Robert Ryman in Einzelausstellungen vorgestellt. „Rückblickend kann man das Jahr 1968 sicherlich als epochales Ausstellungsjahr der Galerie Heiner Friedrich bezeichnen, das Kunstgeschichte schreiben sollte. Durch die zahlreichen Erwerbungen all dieser Künstler durch Karl Ströher zu diesem frühen Zeitpunkt gehören viele der Werke zu der bedeutenden Sammlungsgeschichte des MMK“, sagt Dr. Mario Kramer, Sammlungsleiter des MMK und Kurator der Ausstellung. Maß und Proportion der Werke in der Galerie Friedrich sind nur durch die historischen, räumlichen Bedingungen verständlich, die im MMK 2 nachgebaut wurden. Die Galerieräume hatten klassische Proportionen von 3 x 6, 6 x 6 und 3 x 6 Metern und eine Höhe von 3,20 Metern, da es sich ursprünglich um Wohnräume handelte. In der ersten Hälfte der Ausstellungslaufzeit (22.2. – 14.5.2017) ist Carl Andres Bodenskulptur in der Rekonstruktion ausgestellt und in der zweiten Hälfte (ab 16.5.2017) das Werk von Dan Flavin.
Erstmals in einer Ausstellung im MMK zu sehen ist die Arbeit „35 Timber Line“ (1968) von Carl Andre, die zwar seit der Eröffnung des Museums im Jahr 1991 zum Bestand gehört, doch aus Platzgründen bislang noch nie ausgestellt werden konnte. Nachdem die 35-Meter lange Arbeit viele Jahre im Depot aufbewahrt wurde, feiert sie in den großzügigen Räumlichkeiten des MMK 2 im Rahmen der Ausstellung „Primary Structures“ endlich ihre MMK-Premiere. Die schweren Holzbalken wirken wie eine Barriere, die den Ausstellungraum in zwei Bereiche durchschneidet. Wenn die Besucher an dem Werk entlang gehen, öffnet sich ihnen durch die klaren Abmessungen von einem Meter pro Einzelelement der Blick für die räumlichen Proportionen. In radikalreduzierter Weise zeigt sich hier Carl Andres künstlerisches Credo, eine Plastik mit ihrem unmittelbaren Umfeld in ein Spannungsverhältnis zu setzen: Für die Besucher wird die räumliche Wahrnehmung unmittelbar begreifbar, wenn sie durch das Abschreiten des Werkes an dem von Andre intendierten Wechselverhältnis von Raum und Körper teilhaben.
Neben Meisterwerken der wichtigsten Vertreter der Minimal Art aus den 1960er-Jahren in den USA und Deutschland, wie etwa von Franz Erhard Walther, werden in der Präsentation auch neuere Werke gezeigt, die sich maßgeblich auf den Minimalismus beziehen. Dazu gehören Werke von Jo Baer, Bruce Nauman, Robert Mangold, Charlotte Posenenske, Peter Roehr, Lewis Stein und William Forsythe, aber vor allem die Vertreter der jüngeren Künstlergenerationen wie Michael Beutler, Benedikte Bjerre, Ceal Floyer, Teresa Margolles, Sarah Morris, Santiago Sierra oder Jonas Weichsel. Die aktuellste Neuerwerbung in der Ausstellung ist das Schlüsselwerk „20 Pieces of Road Measuring 100 x 100 cm Pulled up from the Ground“ (1992) des spanischen Konzept- und Aktionskünstlers Santiago Sierra. Dafür frästen Bauarbeiter 20 jeweils einen Quadratmeter große Asphaltstücke aus einer Frankfurter Straße. Diese wurden im Ausstellungsraum in Form einer Gitterstruktur abgelegt. Mensch und Körper werden von Santiago Sierra als Arbeiter und als Arbeitskraft verstanden, die im sozialen Raum agieren. Er demonstriert ein an Fakten gebundenes Denken, das ganz im Sinne der Minimal Art die industrielle Fertigung seiner Installationen betont, doch diese darüber hinaus mit gesellschaftspolitischen Inhalten auflädt.
Ein weiterer Raum der Ausstellung widmet sich in einer Petersburger Hängung dem Thema „Funktion der Zeichnung“. Von jeher waren Zeichnungen auf Papier das grundlegende Material für den ursprünglichen künstlerischen Prozess. Den Künstlerinnen und Künstlern der Minimal Art dienten sie häufig als Anfangs- aber auch als Endpunkt ihrer neuen Strategien, die sie in Konzepten, in Diagrammen, Entwürfen oder begleitenden Vorzeichnungen artikulierten. Zeichnung, Schrift und Bild gehen dabei häufig eine eigenständige ästhetische Verbindung ein. Bis auf wenige Ausnahmen stehen die meisten Zeichnungen in direktem Zusammenhang mit skulpturalen oder raumbezogenen Werken der Sammlung des MMK. Ihre Funktionen können sehr unterschiedlich sein: die Zeichnung als Festlegung, die Zeichnung als Erläuterung, die Zeichnung als Ritual, die Zeichnung als Untersuchung oder die Zeichnung als Zertifikat. Sie tragen in jedem Fall die individuelle Handschrift der jeweiligen Künstler. Ebenso vielfältig sind die verwendeten künstlerischen Mittel von ganz klassisch mit Bleistift oder Tusche auf Papier über Techniken wie Siebdruck, Schablonen, Stempel oder Schreibmaschine bis hin zu digitalen Ausdrucksformen.
Ihren Abschluss findet die Ausstellung mit der Arbeit „Outdoor-yellow 13“ (2004) von Michael Beutler in der Hauptlobby des TaunusTurms. In einem strahlend-gelben Farbton begegnen den Besuchern dort die riesigen Plastiken aus dem Baustoff „Pecafil“, der herkömmlicherweise in der Bauindustrie verwendet wird. Beutler entlässt diesen Baustoff aus seiner Zweckdienlichkeit und spricht ihm stattdessen einen skulpturalen Eigenwert zu. Für die ungewöhnliche Raumhöhe der Lobby hat der Künstler seine Arbeit ortsspezifisch verändert und erweitert. Mit der industriell vorgegebenen Primärfarbe und ihrer Materialität knüpft Beutlers Arbeit inhaltlich an die Konzepte der Minimal Art an.
Künstlerinnen und Künstler der Ausstellung:
Carl Andre, Richard Artschwager, Jo Baer, Bernd und Hilla Becher, Michael Beutler, Benedikte Bjerre, Alighiero Boetti, Bill Bollinger, George Brecht, Marcel Broodthaers, Walter De Maria, Dan Flavin, Ceal Floyer, William Forsythe, Günther Förg, Isa Genzken, Hermann Goepfert, Bethan Huws, Donald Judd, On Kawara, Ellsworth Kelly, Joseph Kosuth, Gary Kuehn, Barry La Va, Robert Mangold, Teresa Margolles, Sarah Morris, Bruce Nauman, Kenneth C. Noland, Blinky Palermo, Steven Parrino, Angelika Platen, Charlotte Posenenske, Timm Rautert, Peter Roehr, Reiner Ruthenbeck, Ulrich Rückriem, Robert Ryman, Fred Sandback, Richard Serra, Paul Sharits, Santiago Sierra, Andreas Slominski, Lewis Stein, Heide Stolz, Franz Erhard Walther, Jonas Weichsel und Lawrence Weiner