Weinheim – Stephanie Koch bewegt sich durch die Regalreihen der Weinheimer Stadtbibliothek wie in ihrem Wohnzimmer. Auf der Suche nach Büchern und ihren Standorten muss sie nicht lange suchen; die neue Leiterin der kommunalen Bücherei kennt die Räume in der Luisenstraße wie ihre Westentasche.
Seit 1. Februar 2017 ist die 51-jährige Diplom-Bibliothekarin die neue Leiterin der Weinheimer Stadtbibliothek; sie hat die Nachfolge von Elke Huber angetreten, die Anfang des Jahres in den Ruhestand gewechselt ist. Stephanie Koch war vier Jahre lang ihre Stellvertreterin und überhaupt ist die Aufgabe, auch wenn sie neu ist, bereits vertraut.
Im Fußball würde man sagen, die neue Chefin sei ein „Eigengewächs“. Denn schon seit 25 Jahren ist Stephanie Koch in der Bibliothek beschäftigt. Sie „heuerte“ 1992 gleich nach ihrem Studium bei der Stadt an. Damals war Ursula Seume Leiterin der Bibliothek und des Weinheimer Kulturamtes. Stephanie Koch ist in Mannheim aufgewachsen, ihre Familie stammt allerdings aus Weinheim. Die Zweiburgenstadt ist auch schon eine Weile wieder ihr Heimatort.
So hat die Bibliothekarin die Entwicklung der Bücherei und des Standorts jeweils hautnah erlebt. Wenn sie von der Stadtbibliothek erzählt, glaubt man fast, sie kenne jedes Buch persönlich – die meisten Leserinnen und Leser auch. Der kurze Draht zu den Menschen ist Stephanie Koch sowieso wichtig. Auch als Leiterin will sie es sich einrichten, immer wieder den direkten Kontakt mit Kunden an der Ausleihe zu haben.
In 25 Jahren Berufserfahrung hat Stephanie Koch auch die Entwicklung der Branche und des Lesens ansich natürlich begleitet. In dieser Zeit haben neue Medien Einzug gehalten in die klassische Bücherei, das Leseverhalten der Menschen hat sich geändert – ändert sich weiter.
„Lesen“, beruhigt die neue Leiterin, „wird immer modern bleiben, auch wenn sich die Medien ändern“. CDs, DVDs, E-Books und Spielekonsolen, findet sie, sollten nicht als Konkurrenz zum gedruckten Buch empfunden werden, sondern als ergänzendes Angebot. Das Festhalten an „alten Zöpfen“ werde der Entwicklung nicht gerecht, eine Bibliothek dürfe sich der Modernisierung nicht verschließen – freilich ohne das klassische Angebot zu vernachlässigen. Sie selbst liest überwiegend Bücher aber noch „in Papierform“.
Gerade bei diesen modernen Entwicklungen ist Stephanie Koch froh über ein junges Team an Kolleginnen, die stets aufgeschlossen gegenüber Neuerungen und Wünschen der Kundschaft sind. „Wir sind ein Superteam, und die Arbeit macht jeden Tag Spaß“, beschreibt sie. Und die Bücherei steht im landesweiten Ranking seit Jahren immer gut da.
Ihr Ziel ist es, die Stadtbibliothek noch mehr zur Kommunikationszentrale auszubauen, in der sich Menschen treffen, gemeinsam arbeiten, lernen, recherchieren – sich austauschen. In diesem Sinne will die neue Chefin auch die Zusammenarbeit mit den Schulen noch weiter ausbauen.
In der Fachwelt der Bibliothekare ist derzeit viel die Rede von der „Bibliothek als drittem Ort“. Damit ist gemeint, dass die Menschen neben den eigenen vier Wänden und dem Arbeitsplatz noch eine Heimat finden, einen Ort, an dem sie sich Zeit nehmen: Für sich, für andere, für das Kommunizieren – für das Lesen. Das kommt auch dem Anspruch von Stephanie Koch sehr nahe. Dazu gehört auch das wachsende Angebot von Veranstaltungen, wie das nächste „StadtLesen“, das in Weinheim vom 1. bis 4. Juni wieder Station macht, diesmal auf dem Windeckplatz in der Fußgängerzone. Bei Stephanie Koch laufen die Fäden der Organisation zusammen.