Grünstadt / Bad Dürkheim – „Die Zweckvereinbarung, die heute offiziell abgeschlossen wird, ist der letzte Baustein einer wegweisenden kommunalen Kooperation, die vor mehr als sechs Jahren begonnen hat“, sagte Landrat Hans-Ulrich Ihlenfeld anlässlich der Unterzeichnung am 23. Februar im ehemaligen Biokompostwerk in Grünstadt. Die Zweckvereinbarung regelt den Bioabfallumschlag für viele Kommunen der Vorderpfalz. Zur Unterzeichnung kamen neben Ihlenfeld der Landrat des Kreises Alzey-Worms, Ernst-Walter Görisch, der Beigeordnete Bernd Knöppel von Frankenthal, Bürgermeister Hans-Joachim Kosubek aus Worms, der Landrat des Rhein-Pfalz-Kreises, Clemens Körner, der Beigeordnete Dieter Klohr aus Neustadt und die Beigeordnete Stefanie Seiler aus Speyer. Ebenfalls beteiligt ist die Stadt Ludwigshafen.
Das ehemalige Biokompostwerk in Grünstadt wurde bereits im vergangenen Jahr erheblich umgebaut, die Rottehalle ist mittlerweile verschwunden und es wurde Platz geschaffen für den Bioabfallumschlag. Die Zeiten als Biokompostwerk sind endgültig vorbei. Ausgangspunkt für die Veränderungen war eine Kooperation, die fast die gesamte Vorderpfalz umfasst: Restabfälle aus einem großen Einzugsgebiet werden energetisch verwertet im Müllheizkraftwerk der GML in Ludwigshafen, gleichzeitig werden die Bioabfälle nach Kaiserslautern-Mehlingen gebracht, um dort ebenfalls energetisch (Wärme und Strom) und stofflich (Kompost) in einem Biomassekraftwerk verwertet zu werden. Die Anlage dort gehört der ZAK (Zentrale Abfallwirtschaft Kaiserslautern, kommunale Anstalt der Stadt und des Landkreises Kaiserslautern).
Kooperation von GML und ZAK
Das betroffene Gebiet umfasst alle rheinlandpfälzischen Gesellschafter der GML Abfallwirtschaftsgesellschaft. Die ZAK kam als weiterer Gesellschafter hinzu: Nur so ließ sich die interkommunale Kooperation realisieren, die die optimale Verwertung von Rest- und Bioabfällen möglich macht. Die ZAK wurde als weiterer Gesellschafter bei der GML aufgenommen und bereits im Jahr 2012 eine Zweckvereinbarung zwischen den rheinlandpfälzischen Gesellschaftern über die Verwertung der Bioabfälle bei der ZAK abgeschlossen, die am 16. Oktober 2015 in Kraft getreten ist.
„Das war eine richtungsweisende Entscheidung, die unter vielen Gesichtspunkten vorteilhaft für die beteiligten Kommunen war“, sagt Landrat Ihlenfeld. „Sie sorgt für eine hochwertige, ökologisch und ökonomisch sinnvolle Verwertung der Abfälle. Außerdem werden so die jeweiligen Anlagen in Ludwigshafen und Kaiserslautern optimal ausgelastet. Und letztendlich wird so die Entsorgung von einer Million Menschen in der Region sichergestellt. Es betrifft ein Viertel der Einwohner in Rheinland-Pfalz.“
Für das Zustandekommen der Kooperation war die Zustimmung von zehn kreisfreien Städten und Landkreisen notwendig. „Diese Kooperation hatte bundesweite Beachtung erlangt und wurde mit dem Innovationspreis des ‚Verbands kommunaler Unternehmen‘ ausgezeichnet“, so Ihlenfeld.
Zwei Umschläge für Bioabfall
Ab diesem Zeitpunkt mussten also die Bioabfälle der beteiligten Kommunen nach Kaiserslautern transportiert werden. Die wirtschaftlich und ökologisch sinnvollste Lösung: Ein Rundlauf. Die Fahrzeuge, die den Restabfall nach Ludwigshafen transportieren, nehmen auf ihrem Rückweg den Bioabfall mit nach Kaiserslautern. 2014 wurde dies als Ergänzung zur Vereinbarung von 2012 beschlossen. Die ZAK übernimmt mit dieser Erweiterung die Aufgabe, die Bioabfälle ab zwei Bioabfall-Umladeanlagen – eine im Norden, eine im Süden – zu übernehmen. Die Sammelfahrzeuge mehrerer Kommunen bringen ihren Biomüll an diese Plätze, damit er hier umgeschlagen, heißt neu verladen werden kann: Dies ist logistisch sinnvoll, da die Sammelfahrzeuge aus den Ortschaften nur für Fahrten auf kurzen Strecken und für weniger Gewicht ausgelegt sind. Die Fahrzeuge der ZAK dagegen, die den Biomüll ab den Umladeanlagen nach Kaiserlautern transportieren, können wesentlich mehr Gewicht tragen. Das Umschlagen ist daher für einen effizienten Transport unerlässlich.
Doch noch war keine Regelung für diesen Umschlag getroffen. Im Norden erfolgt er in Grünstadt, darauf haben sich die Gesellschafter verständigt: Im ehemaligen Biokompostwerk, jetzt Bioabfallumschlag Nord, kurz BAUN. Umgeschlagen wird hier bereits seit Oktober 2015. Die ergänzende Zweckvereinbarung hierzu war jedoch noch nicht offiziell beschlossen.
Die Vereinbarung vom 23. Februar 2017 besagt nun, dass die anliefernden Gesellschafter den Standort in Grünstadt gemeinsam nutzen. Der Landkreis Bad Dürkheim übernimmt mit seinem Abfallwirtschaftsbetrieb (AWB) den Umschlag. Dies bringt Synergieeffekte für den AWB mit sich: Er kann den Standort auch für andere abfallwirtschaftliche Zwecke nutzen und so Personal und Maschinen optimal einsetzen. Umschlag für Glas und Papier, sowie die Annahme von Grünschnitt und Bauschutt erfolgen bereits an der BAUN.
Neben dem Kreis Bad Dürkheim liefern regelmäßig Worms, Frankenthal und Teile des Rhein-Pfalz-Kreises ihren Biomüll an der BAUN an. Die anderen Kommunen schlagen ihre Bioabfälle über die Bioabfall-Umladeanlage Süd in Mutterstadt um. In Ausnahmefällen, etwa bei Kapazitätsengpässen, können auch die Gesellschafter, die sonst im Süden anliefern, in Grünstadt umschlagen. „Daher war es notwendig, dass alle Gesellschafter die Vereinbarung heute unterschreiben, auch wenn sie nur indirekt betroffen sind“, erklärt Landrat Ihlenfeld.
Voraussichtlich werden etwa 26.000 Tonnen pro Jahr über die BAUN umgeschlagen. Davon sind etwa 15.000 Tonnen aus dem Gebiet des Landkreises Bad Dürkheim.
„Mit der Vertragsunterzeichnung heute sind endlich alle Stationen, vom Transport über den Umschlag bis zur Verwertung, geregelt. Wir freuen uns, dass wir als GML-Gesellschafter gemeinsam diese sehr gute Lösung gefunden haben. Sie ist für die energetische und stoffliche Abfallverwertung zukunftsweisend“, so Ihlenfeld.
Standortentwicklung Grünstadt
Mit der Zweckvereinbarung über die Bioabfallverwertung durch das Biomassekompetenzzentrum der ZAK in Kaiserslautern war das Ende der Bioabfallkompostierung in Grünstadt verbunden. Das Biokompostwerk wurde ab 16. Oktober 2015 zur Bioabfall-Umladeanlage Nord (BAUN) umfunktioniert. Der AWB unterhält nun das Gelände, das er auch für andere abfallwirtschaftliche Zwecke nutzt und das noch Potential für weitere Entwicklung bietet.