Heidelberg – Bunte Karnevalsorden sind fester Bestandteil des närrischen Treibens. Sie werden bei Prunksitzungen als Belohnung für besonderes Engagement verliehen. Der Ursprung dieses Ritus liegt Anfang des 19. Jahrhunderts in Köln. Die Domstädter wollten preußische Bräuche wie das Verleihen von Militärorden und Anlegen von Schleppen auf die Schippe nehmen.
Die Orden zieren aktuelle Themen und Geschehnisse aus dem Ort oder dem Weltgeschehen – zumeist etwas spöttisch oder karikierend. Bekannte Personen aus Politik, der Kirche oder dem Karneval selbst, sind bei den Jecken ebenfalls sehr beliebte Motive, die jedes Jahr aufs Neue mit viel Liebe zum Detail gestaltet werden. Nachfolgend stellen wir einige Karnevalsorden der im Rhein-Neckar-Kreis beheimateten Vereine vor.
„Jahrelang gut gerollt… doch jetzt wird der Zeit, Vernunft und manchem Narr Tribut gezollt!“ lautet das Motto der Narhalla Ketsch, dass auf dem Orden verewigt wurde. „In dieser Kampagne beschäftigt sich der Jahresorden mit dem aktuellen Problem um unseren Elferratswagen“, sagt Thomas Katzenmeier, dritter Vorsitzender der Karnevalsgesellschaft. „Da die Auflagen seitens des TÜV immer strenger werden, muss dieser zwingend nach dieser Kampagne ersetzt und in den Ruhestand verabschiedet werden. Um unseren altgedienten Elferratswagen noch einmal so richtig in Szene zu setzen, ist er das Motiv unseres diesjährigen Jahresordens.“ Auf dem Wagen ist der jubelnde Elferrat zu sehen. Vor dem Wagen stehen TÜV, Polizei und ein Narr, der die Vorschriften mit einem Maßband genauestens überprüft.
Die Brühler Kollerkrotten haben sich für ihre Kampagne und den dazugehörigen Orden ein orientalisches Motiv ausgedacht: 1001 Nacht. Auf dem Orden, der die Form eines Zwiebelturms hat, ist eine „Kollerkrotte“ zu sehen, die auf einem fliegenden Teppich Shisha rauchend durch die Lüfte schwebt. „Unsere Orden sind sehr begehrt. Sie haben sich mittlerweile zu einem Liebhaberstück entwickelt“, sagt Stefan Röger, Präsident und Erster Vorsitzender des Vereins. Für die laufende Kampagne haben die Kollerkrotten eine Serie von 350 Stück aufgelegt.
Bei der Karnevalsgesellschaft „Kuckuck“ aus Eberbach werden auf den Orden traditionell Personen oder Gegenstände abgebildet, die in enger Verbindung zu dem Verein stehen. Der diesjährige Kampagnenorden, den Claudia Röderer, seit mehreren Jahren Mitglied in der Ordenskommission und für die Gestaltung der Orden zuständig, entworfen hat, ist eine Hommage an die Funkenmariechen des Vereins, die jedes Jahr aufs Neue tänzerische Hochleistungen erbringen.
Klaus Choschzig, Ordensminister des Plankstädter Carneval-Clubs Backenbläser, hat dieses Jahr erneut Anregungen und Ideen für die Ordensgestaltung bei seinen Vereinsmitgliedern gesammelt. Nach Vorauswahl, Reinzeichnung und Begutachtung der unterschiedlichen Motive entschied man sich für ein Motiv, das auf der einen Seite die „Backenbläser“ im Anzug, auf der anderen Seite die „Backenbläser“ im neuen Gewand zeigt. Getreu dem Kampagnenmotto „Kleider machen Leute. Der Backenbläser ist heute im Nachthemd unterwegs. Drum geht er nicht mehr in Sakko , Mantel , Mütze seines Weg´s.“
„Viel Fantasie und Spaß. Der RCV gibt wieder Gas!“ ist auf dem Edelmetall des Reihener Carnevalvereins zu lesen. „Mit diesem Motto feiern wir unseren 40. Faschingsumzug“, sagt Sylvia Kronauer, Sitzungspräsidentin und Außenministerin des Reihener Carnevals Verein, der 1976 gegründet wurde.
Einem Defekt hat der CC Blau Weiss Hockenheim das Motiv seines Jahresordens „Von alt auf neu“ zu verdanken. Der alte Elferatswagen war in die Jahre gekommen und beschädigt, ein neuer musste her. Nach erfolgreicher Suche und einigen Umbauten wird der neue Wagen nun bei den Faschingsumzügen der Region im Einsatz sein. „Der Orden, dessen silbernes Innenteil drehbar ist, zeigt auf der einen Seite unseren alten Elferratswagen, welcher uns viele Jahre begleitet und treue Dienste geleistet hat. Auf der anderen Seite ist der neue Elferratswagen zu sehen“, berichtet Carina Weber, Schriftführerin des Vereins.
„Walldorf, die Fairtrade-Stadt, auch ein Herz für Echsen hat?“, ist auf dem Jahresorden der Walldorfer Störche zu lesen. Das Motto spielt mit der den Narren zustehenden Ironie auf die Umsiedlung mehrerer Eidechsen an. Der Hintergrund: vergangenen Sommer wich ein größerer Sandhügel, von den Einwohnern Mount Selfie genannt, einem Neubaugebiet. Die Tierfreunde vom Naturschutzbund stellten fest, dass dort Eidechsen ansässig waren. Für die possierlichen Tierchen wurde daher eigens ein Areal errichtet, in das sie nach und nach umgesiedelt wurden.
In Wiesloch hat es das kurpfälzische Winzerfest, das für eine lange Tradition steht, auf den Orden geschafft. Nachdem in den vergangenen Jahren immer wieder Kritik am Winzerfest geübt wurde und die Besucherzahlen zurückgingen, haben sich die Verantwortlichen einiges einfallen lassen, um das Winzerfest wieder attraktiver zu gestalten. Ob die Ideen das Winzerfest erfolgreich wiederbelebt haben, wird sich zeigen müssen. Entsprechend das Motto: „Isch des Winzerfescht net schee…? Odder brauchts widder ä nai Idee…?“ „Unser diesjähriger Orden soll dazu anregen, bei einer erfolgreichen Neugestaltung des Winzerfestes mitzuwirken um ein alte Tradition in neuem Glanz erstrahlen zu lassen“, sagt Stefan Wolter, Präsident der Karnevalsgesellschaft Blau-Weiss Wiesloch.