Bad Kreuznach – Straßen im Neubaugebiet Rheingrafenblick tragen ihren Namen: Helene Voigtländer, Hildegard Schäfer, Ellen Thress und Margot-Pottlitzer-Strauß.
Vier starke Persönlichkeiten, an deren Leben und Wirken Oberbürgermeisterin Dr. Heike Kaster-Meurer stellvertretend für viele engagierte Bad Kreuznacherinnen anlässlich des Weltfrauentages am 8. März erinnert.
Helene Voigtländer (1857-1934) schrieb ein Kapitel Stadtgeschichte. 1919 wurde sie als erste Frau in den Bad Kreuznacher Stadtrat gewählt. Sie engagierte sich fast drei Jahrzehnte lang im Deutsch-Evangelischen Frauenbund in Bad Kreuznach und war 1923 bis 1932 dessen Vorsitzende. Sie setzte sich für die Emanzipation im Berufsleben der Frauen ein und kämpfte für öffentliche Ämter für Frauen. Helene Voigtländer übernahm auch die Fürsorge für Säuglinge und Kleinkinder sowie Vormundschaften.
Hildegard Schäfer (1918-1995) wuchs als Kind einer Kreuznacher Arbeiterfamilie auf. Sie weigerte sich als Kriegsgegnerin im Rüstungsbetrieb zu arbeiten. Darauf musste sie als politischer Häftling der Nationalsozialisten im Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück Zwangsarbeit verrichten. Ab 1987 engagierte sie sich in der Lagergemeinschaft Ravensbrück – dem Verband der ehemaligen Gefangenen – in der Gedenkarbeit und gegen die Gefahr von Rechts. In dieser Funktion war Hildegard Schäfer auch als Zeitzeugin bei Unterrichtsbesuchen in Schulen sehr gefragt. Ihre Lebensgeschichte wurde unter dem Titel „Wenn ich nicht mehr da bin, müsst ihr das machen“ 2003 von Loretta Walz verfilmt.
Frauen im Journalismus: In den 20er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts war dies noch eine große Ausnahme. Margot Pottlitzer-Strauß war eine aufstrebende Journalistin als die Nationalsozialisten ihrer Karriere ein jähes Ende bereiteten. Weil sie Jüdin war, musste der Oeffentliche Anzeiger sie am 1. Mai 1933 entlassen. Im Februar 1939 konnte sie nach England emigrieren, wo sie sich gemeinsam mit ihrem Mann für Flüchtlinge engagierte. 1961 schrieb sie die Biografie über Lina-Hilger, die von 1903 bis 1933 die städtische Mädchenschule leitete (heute Lina-Hilger-Gymnasium)
Die Bad Kreuznacherin Ellen Thress (1895 bis 1990) war die erste Frau in der Geschichte der Liberalen Partei in Rheinland-Pfalz, die 1947 im Café Wahl gegründet wurde. Ellen Thress wurde 1955 als erster Rheinland-Pfälzerin das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland verliehen.
„Diese Frauen aus allen gesellschaftlichen Schichten haben Großartiges geleistet und sind auch für die heutige Frauengeneration Vorbild für das Engagement gegen Diskriminierung und für die Gleichberechtigung“,
so die Oberbürgermeisterin.