Mainz: Drei Jahrzehnte städtische Frauen- und Gleichstellungspolitik

OB Michael Ebling erinnert

Mainz – Gemessen am Alter des Internationalen Frauentages, der vor 117 Jahren ins Leben gerufen wurde, ist das Frauenbüro mit gerade einmal 30 Jahren noch jung.

Dass in Mainz aber vor drei Jahrzehnten ein solches Büro eingerichtet wurde, wäre undenkbar gewesen ohne die lange und wechselvolle Geschichte der Frauenbewegung und der Frauenpolitik. So ist das offiziell am 2. Februar 1987 eingerichtete Frauenbüro untrennbar verbunden mit dem neuen politischen und gesellschaftlichem Aufbruch der Frauen in den 1970er Jahren.

„Als 1983 auf Initiative einiger Stadträtinnen, allen voran damals Dr. Gisela Thews, beschlossen wurde, ein Frauenbüro zu schaffen, ging es darum, endlich auch innerhalb der Stadtverwaltung frauen- und gleichstellungspolitische Aufgaben anzugehen und die Zusammenarbeit mit Frauenorganisationen und anderen Institutionen fest zu verankern“,

erläutert Oberbürgermeister Michael Ebling.

„Auch wenn es vom Beschluss bis zur Einrichtung noch ein paar Jahre dauerte, gehörte Mainz noch zu den ersten Städten, die sich der Aufgabe Gleichstellungpolitik umfassend stellten.“

Bei etlichen Mainzer Frauenorganisationen sei die Einrichtung des Büros damals allerdings auf wenig Gegenliebe gestoßen. So seien die Befürchtungen, nur eine kompetenz- und damit frauenpolitisch wirkungslose Stelle zu bekommen, groß gewesen.

„Die Bedenken waren auch 1987 nicht ausgeräumt. Doch Tatsache ist: Frauen- und Gleichstellungspolitik ist hier seit 30 Jahren sozusagen öffentlicher Dienst“,

so Oberbürgermeister Ebling.

Erst seit 1994 sei Gleichstellung auch als kommunale Pflichtaufgabe in der rheinland-pfälzischen Gemeindeordnung verankert, so Ebling. 1995 sei mit dem Landesgleichstellungsgesetz für den öffentlichen Dienst eine weitere wichtige gesetzliche Regelung hinzu gekommen und habe aus dem Frauenbüro auch die innerstädtische Gleichstellungsstelle gemacht.

Motto des Jubiläumsjahres ist „Gleichberechtigung für Frauenpolitik!“. Auch wenn ohne Frauenpolitik keine gesellschaftspolitischen Erfolge zu erzielen seien, so Frauenbüroleiterin Eva Weickart, werde dieser Politikbereich doch immer noch und immer wieder auf Neue als unwichtig betrachtet und belächelt. Für sie bedeuten 30 Jahre Frauenbüro daher auch 30 Jahre Arbeit um Akzeptanz dieses Politikfeldes.

Was das Frauenbüro seit 30 Jahren bewegt und beschäftigt, darüber gibt eine eigens für das Jubiläum erstellte Broschüre Auskunft. Neben einem chronologischen Rückblick auf 30 Jahre gibt es eine Auflistung aller Veranstaltungen und Veröffentlichungen – und 32 Glückwünsche, Ansichten und Einsichten von Wegbegleiterinnen und –begleitern aus der Stadtverwaltung, aus Mainz und darüber hinaus.

So liest sich die Jubiläumsdokumentation denn auch nicht als pure Erfolgsgeschichte, sondern spiegelt die nicht immer geradlinig verlaufenen Entwicklungen und Veränderungen der Arbeit wider. Stand beispielsweise in den Anfängen durchaus Einzelfallberatung von Frauen im Vordergrund, so wurde dieser Arbeitsbereich mit dem Auf- und Ausbau der Fachberatungsstellen für Frauen und Mädchen deutlich kleiner. Dafür wuchsen die Bereiche Öffentlichkeitsarbeit/Informationsvermittlung und Veranstaltungsorganisation. Deutlich stärker als in den Anfängen ist das Frauenbüro heute mit Koordinierungsaufgaben betraut. Dazu zählen die Zusammenarbeit mit örtlichen, regionalen und überregionalen Partnerinnen und Partnern aus der Frauen- und Gleichstellungspolitik, aber auch die Geschäftsführung des städtischen Frauenausschusses oder die Initiierung von und Mitarbeit in innerstädtischen Projekten. Allein der Arbeitskreis Gewalt an Frauen und Kindern wird seit 25 Jahren federführend vom Frauenbüro betreut.

„Unsere Auffassung von der Querschnittsaufgabe Frauen- und Gleichstellungspolitik besteht nicht darin, dass drei Frauen auf zweieinhalb Stellen immer alles besser wissen müssen und für alles allein zuständig sind. Wir sind ja keine Wundertäterinnen. Vielmehr geht es darum, in der Zusammenarbeit mit vielen anderen Maßnahmen zu entwickeln, die die Gleichstellung von Frauen und Männern fördern“,

so Eva Weickart. Wichtige Schritte auf diesem Weg waren beispielsweise die Einführung des Handlungsprinzips Gender Mainstreaming 2002 und die Unterzeichnung der Europäischen Charta für die Gleichstellung auf lokaler Ebene im Jahr 2008.

Auch wenn sich nur wenige Dinge allein auf kommunaler Ebene regeln und verändern lassen, will das Frauenbüro weiter Impulse setzen und zum Bewusstseinswandel beitragen. Sei es mit Informationsbroschüren, mit dem historischen Frauenkalender oder mit Veranstaltungen zu frauenrelevanten Themen.

Die Jubiläumsbroschüre ist erhältlich beim Frauenbüro im Rathaus (Jockel-Fuchs-Platz 1, 55116 Mainz, Telefon 0 61 31 – 12 21 75, E-Mail: frauenbuero@stadt.mainz.de) und im Internet unter www.mainz.de/frauenbuero