Mainz – Der Katholikenrat des Bistums Mainz erarbeitet aktuell eine Stellungnahme gegen Rechtspopulismus. Das höchste Laiengremium in der Diözese Mainz hat sich bei seiner Frühjahrsvollversammlung am Samstag, 11. März 2017, im Erbacher Hof in Mainz rund zweieinhalb Stunden in einer engagierten Diskussion mit einem Entwurf des Vorstandes unter der Überschrift „Wir nehmen Stellung – Katholiken gegen Rechtspopulismus!“ auseinandergesetzt. Die vorgetragenen Anregungen und Änderungswünsche werden bei der nächsten Vorstandssitzung am Mittwoch, 22. März, in das Dokument eingearbeitet. Die Stellungnahme solle dann zeitnah veröffentlicht werden, sagte der Sprecher des Katholikenrates, Patrick Landua. Er bedankte sich bei den Mitgliedern für das „disziplinierte und sachorientierte Mitarbeiten“ an dem gemeinsamen Text. Moderiert wurde die Arbeit am Text von Andreas Belz vom Referat Politische Bildung des BDKJ. Belz ist auch Mitglied im Sprecherrat der Bundesarbeitsgemeinschaft Kirche und Rechtsextremismus (BAG K & R).
Zum Auftakt der Frühjahrsvollversammlung hatte am Freitagabend, 10. März, der Publizist Dr. Andreas Püttmann in das Thema Rechtspopulismus eingeführt. Er forderte dazu auf, das Gespräch mit Menschen zu suchen, die drohten, „in den Rechtspopulismus abzudriften“. Notwendig sei daher auch für Katholiken eine Selbstvergewisserung über den Wert der Demokratie. Püttmann räumte ein, dass man manche Menschen, die bereits ein geschlossenes Weltbild entwickelt hätten, kaum noch erreichen könne. Wörtlich sagte er: „Rechtspopulismus ist wie eine Droge, von der manche jeden Tag eine gewisse Dosis brauchen. Da kommt man dann nicht mehr ran.“
„Eine Einflugschneise für Rechtspopulismus in das katholische Milieu“ sei die Familienpolitik, sagte Püttmann. Er machte darauf aufmerksam, dass „Kirche“ im jüngst vorgelegten Wahlprogramm der Partei Alternative für Deutschland (AfD) nicht gewürdigt werde, sondern immer nur in einem anti-islamischen Kontext Erwähnung finde. So lasse sich im Wahlprogramm fünfmal das Wort „Kirche“ und zweimal das Wort „christlich“ finden. Allerdings seien Kirche und Christentum in sechs dieser sieben Nennungen nicht selbstständig thematisiert, „sondern nur instrumentalisiert“.
Als „wichtigsten Grund“ für das Aufkommen des Rechtspopulismus bezeichnete er die Ausbreitung des Internets: Die Rechtspopulismus-Bewegung habe vor allem damit zu tun, „dass die Qualitätsmaßstäbe der öffentlichen Kommunikation verfallen“, sagte Püttmann. Durch „die Auflösung der Bildungshierarchie“ sei es möglich, mit Vereinfachungen die Menschen aufzuhetzen. „So können sich destruktive Kräfte über das Internet schnell ausbreiten.“
Beziehungen nach Erfurt sollen intensiviert werden
Ein weiteres Thema des Katholikenrates war unter anderem die Intensivierung der Beziehungen zum Katholikenrat des Bistums Erfurt. Patrick Landua kündigte an, dass für das Jahr 2018 eine Begegnung anvisiert worden sei und lud die Mitglieder ein, sich bei der Vorbereitung zu beteiligen. Er wies auch darauf hin, dass sich der Mainzer Katholikenrat wieder mit den Katholikenräten der Nachbarbistümer beim Katholikentag 2018 in Münster im Rahmen eines Forums zum Thema Rechtspopulismus engagieren werde. Am Samstagmorgen hatten die Katholikenratsmitglieder in der Kapelle des Erbacher Hofes mit dem Mainzer Diözesanadministrator, Prälat Dietmar Giebelmann, gemeinsam Eucharistie gefeiert. Giebelmann, der auch Dezernent für die Räte im Bistum Mainz ist, begleitete die Beratungen an beiden Tagen.
Stichwort: Katholikenrat
Der Katholikenrat ist das höchste Laiengremium in der Diözese Mainz. Der Rat versteht sich als „das Organ des Laienapostolates im Sinne des Konzilsdekretes über das Apostolat der Laien“, wie es in der Präambel seines Statutes heißt. Mitglieder des Gremiums sind Laienvertreter aus den 20 Dekanaten, den katholischen Verbänden und aus dem Beirat von Katholiken anderer Muttersprache im Bistum Mainz. Das Gremium tagt in der Regel zweimal im Jahr und hat 65 Mitglieder. Sprecher des Katholikenrates ist Patrick Landua aus Nierstein.