Pirmasens – Noch bis einschließlich 19. März 2017 können Besucher im Forum Alte Post die Ausstellung „Konfluenz“, eine Werkschau des in Pirmasens geborenen Künstlers Wolfgang Fritz, erleben. Dabei wurden erstmals 85 Einzelbilder und Serien verschiedener Reihen von abstrakten, Rotations- sowie Rost- und Rauchbildern, ergänzt um Fotoarbeiten, zu einer Ganzheit zusammengeführt.
Zeitgleich laufen hinter den Kulissen die Vorbereitungen für die neue Sonderausstellung „It’s about time…“. Ab Sonntag, 2. April, zeigt das Forum Alte Post einen Querschnitt der vielfach preisgekrönten Werke des international renommierten Künstlers Nils Burwitz. Mit dem 76-Jährigen stellt sich ein herausragender zeitgenössischer Künstler vor, dessen frühe Begegnungen mit Malerei und Kunst eng mit Pirmasens verbunden sind.
Mit dieser Werkschau schließt sich für Burwitz, der einen Teil seiner Jugendjahre in der Siebenhügelstadt verbracht hat, ein Kreis. Am Neusprachlichen Gymnasium erhielt er die ersten wichtigsten Impulse in der Bildenden Kunst. Die Kunsterzieherin Claire Gottschall, die Burwitz vier Jahre lang unterrichtete, förderte das Talent des jungen Mannes.
Zu entdecken gibt es im Forum Alte Post knapp 100 Werke, darunter Zeichnungen, Aquarelle, Ölgemälde und Glasarbeiten, die einen Querschnitt seines Schaffens darstellen. Schwerpunkte der Präsentation bilden der Fall der Berliner Mauer mit der Wiedervereinigung Deutschlands sowie die friedliche wie respektvolle Koexistenz der Weltreligionen innerhalb der Ökumene. Im dritten Teil der Ausstellung führt Nils Burwitz, Vorreiter der Kunst im Widerstand vor Ort in Südafrika, den Besuchern mit seinen Werken die Absurdität der schonungslosen Apartheidspolitik vor Augen. Dazu zählt auch das Vexierbild „Unzeitige optische Täuschung der Liebe“ mit dem berühmten Nasenkuss von Winnie und Nelson Mandela. Mit diesem Themenblock schlägt Nils Burwitz eine Brücke zu Dada-Mitbegründer Hugo Ball. Der große Pirmasenser Stadtsohn, dem im Forum Alte Post eine eigene interaktive Dauerausstellung gewidmet ist, gab vor 100 Jahren mit der Gründung des Cabaret Voltaire in Zürich den Anstoß für die revolutionären Kunst- und Literaturbewegung. Hugo Balls mutige, bahnbrechende Empörung gegen staatlichen Terror und gnadenlose Gewalt mitten im Ersten Weltkrieg war eine noch nie dagewesene Aktion der Anti-Kunst, die Kunst ab absurdum zu führen.
Auf einen Blick: Vom 2. April bis 7. Juli 2017 ist die Ausstellung „It’s about time“ im Forum Alte Post zu sehen. Nils Burwitz, der einen Teil seiner Jugend in Pirmasens verbracht hat, zeigt einen Querschnitt seines Schaffens mit Zeichnungen, Aquarellen, Ölgemälden sowie Glasarbeiten. Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen. Öffnungszeiten: dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr. Eintrittspreise: sechs Euro, ermäßigt vier Euro. Die Tickets berechtigen auch zum Besuch der Dauerausstellung „Heinrich Bürkel – Landpartie“ und dem Hugo-Ball-Kabinett. Weitere Informationen zum Begleitprogramm mit individuellen Gruppenführungen und speziellen Kreativworkshops für Kinder, Erwachsene, Schulklassen und Kindertagesstätten gibt es im Internet unter www.forumaltepost.de oder telefonisch unter der Rufnummer: 06331/2392712
Zur Person: Nils Burwitz wurde 1940 in Swinemünde geboren. 1945 floh er mit seinen Eltern in den Westen. 1958 wandert die Familie nach Stationen in Lüneburg, Hamburg, Eckernförde, Bad Wildungen, Wiesbaden, Geisenheim, Bad Münster am Stein und Pirmasens nach Südafrika aus. Mit einem Stipendium studierte er in England, der Schweiz und in Österreich. Seine Arbeiten wurden in Brasilien, England, Frankreich, Irland, Japan, Südafrika, Spanien und den USA preisgekrönt und unter anderem von der Albertina (Wien), dem Albertinum (Dresden), den Bibliotheken von Boston, Bufallo und New York, der Hamburger Kunsthalle, dem Museum Ludwig in Köln, dem Museum für Moderne Kunst in Tokio, dem Museum für Moderne Kunst in Warschau, dem British Museum und dem Victoria u. Albert Museum in London angekauft. Bleiglasfenster von Burwitz sind unter anderem in Deutschland, in England und vor allem auf Mallorca – etwa in der Kathedrale von Palma – zu besichtigen. Auf der Placa de la Concordia in Sa Pobla wurden 2006 vier Stahl-Glas-Skulpturen von ihm eingeweiht.
1975, anlässlich der XI. Grafikbiennale in Ljubljana, wurde Nils Burwitz der Kunstkritikerpreis verliehen. Zoran Krzisinik, der damals seit 42 Jahren diese Biennale leitete und Direktor der „Moderna Galeria“ in Ljubljana war, führt aus: „Nils Burwitz, Brückenbauer und Mauerspringer von Natur, versucht durch Konfrontation nicht Gegensätze, sondern gegenseitiges Verständnis zu vergrößern. …In seinem Oeuvre verschmelzen Idee, Technik und Ausführung zu einer autonomen Realität, in der sich sein Engagement kompromisslos offenbart.“ Seit 1976 lebt Nils Burwitz mit Frau, drei Kindern und sechs Enkelkindern in Valldemossa auf Mallorca.