Landau – Groß war die Freude und Erleichterung bei den Artenschützern von Sphenisco – Schutz des Humboldt-Pinguins e.V., als am Donnerstagnachmittag (9. März 2017) die Nachricht aus Chile eintraf, dass die Regionalregierung der nord-chilenischen Region Coquimbo den Bau eines großen Industriehafens in unmittelbarer Nähe zum Nationalen Schutzgebiet des Humboldt-Pinguins abgelehnt hat.
„Bereits 2010 konnte Sphenisco unter anderem mit der Initiierung eines weltweiten Protests mit dazu beitragen, den Bau von Kohlekraftwerken in der Region zu verhindern,“ berichtet die Vorsitzende des Vereins, die Landauerin Gabriele Knauf. Und seitdem setze sich der Verein gemeinsam mit Umweltschützern vor Ort dafür ein, die betreffende Meeresregion, in der neben 80% der wildlebenden Humboldt-Pinguinpopulation noch zahlreiche weitere bedrohte Meerestierarten leben, in eine Meeresschutzzone umzuwandeln. So soll die Region vor schädlichen Eingriffen in die Natur, bei denen bislang rein wirtschaftliche Interessen eine Rolle spielen, wirksam geschützt werden können. Eine wichtige Rolle spielt hierbei auch die Unterstützung der Anwohner. Auch ihr Anliegen ist es, die Meeresregion zu erhalten und ausschließlich nachhaltig zu nutzen. Nachdem bereits ein weiteres Hafenprojekt in der Region genehmigt wurde, gegen das allerdings ein von Umweltschützern initiiertes Verfahren am Umweltgericht läuft, hatten auch die Proteste gegen das „Projekt Dominga“ in den letzten Wochen große Wellen geschlagen. Vor allem nachdem im nahenden chilenischen Präsidentschaftswahlkampf ans Licht gekommen war, dass die Familie des ehemaligen Präsident Pinera, der sich erneut zur Wahl stellen möchte, an der Bergbaufirma, die den Hafenbau betreibt, beteiligt war. Diese Enthüllung ließ die damalige präsidiale Entscheidung gegen den Bau der Kohlekraftwerke in völlig neuem Licht erscheinen und sorgte für riesige Medienpräsenz im laufenden Genehmigungsverfahren für den Hafen in Totoralillo Norte. Dies spielte Sphenisco und den vielen weiteren Gegnern des Projekts in die Hände, da der politische Druck auf die entscheidenden Gremien enorm gewachsen war. Es erscheint dennoch wie ein Sieg von David gegen Goliath, dass in einem Verfahren, in dem es für die Belange des Naturschutzes lange eher schlecht ausgesehen hatte, die Wahrung der Naturschätze über wirtschaftliche Interessen siegen konnte.
Sphenisco hatte im letzten Jahr mit einer großen Informations- und Protestkampagne über 220.000 Unterschriften gegen das geplante Projekt gesammelt, die von einer Mitarbeiterin vor Ort an die Regierung übergeben wurden. Diese politisch sehr gut vernetzte Kollegin, Frau Nancy Duman, betreibt für Sphenisco Lobby- und Aufklärungsarbeit in der Region und wirbt unermüdlich für die Einrichtung der Meeresschutzzone. Mit der aktuellen Entscheidung gegen das zweite Hafenprojekt stehen die Chancen für die Aufhebung der Genehmigung des ersten Hafens besser, doch ausruhen werden sich die Artenschützer nicht. Im April wird eine weltweite Kampagne mit dem Titel „Die Heimat von Pinguin und Co. dauerhaft schützen“ anlaufen, mit der der Protest noch verstärkt und der Druck auf die politischen Gremien aufrechterhalten werden soll. Rund um den Weltpinguintag am 25. April ruft Sphenisco seine Mitgliedszoos und weitere Institutionen und Unterstützer zu Aktionen auf. „Auch der Zoo Landau in der Pfalz, der eng mit Sphenisco verknüpft ist, wird sich am 23. April mit einem Aktionstag an der Pinguinanlage beteiligen,“ sagte die Zoologin des Zoos, Dr. Christina Schubert. Außerdem plant die Umweltgruppe der Universität Koblenz-Landau verschiedene Aktionen.