Heidelberg – In der mit rund 300 Gästen voll besetzten Alten Aula der Universität Heidelberg hat in Heidelberg am Montag, 13. März 2017, die bundesweite Auftaktveranstaltung der „Internationalen Wochen gegen Rassismus 2017“ stattgefunden. Als Hauptredner sprach Prof. Dr. Heribert Prantl, Mitglied der Chefredaktion der Süddeutschen Zeitung. Unter dem Motto „100 % Menschenwürde – zusammen gegen Rassismus“ beteiligt sich Heidelberg mit knapp achtzig Veranstaltungen an den Aktionswochen von Montag, 13. März, bis Sonntag, 26. März 2017. Das Interkulturelle Zentrum der Stadt Heidelberg koordiniert das Gesamtprogramm der Heidelberger Aktionswochen.
Prof. Dr. Heribert Prantl zog in seiner Rede zum Thema „,Wir schaffen das!‘ – Aber wie?! Eine neue Eiszeit in der Migrationspolitik?“ Bilanz. Er hatte bereits vor knapp zwei Jahren an den ersten Heidelberger Flüchtlingsgesprächen teilgenommen. „Der Protest der Zivilgesellschaft ist leiser geworden, das Gefühl der Überforderung gestiegen. (…) Angesichts der Attentate wird der Raum für Hilfsbereitschaft und Mitgefühl kleiner“, bilanzierte er. Es bestehe die Erwartung, dass Flüchtlinge moralisch integer sind. Wenn sie es nicht sind, richtet sich die Aggression gegen die ganze Gruppe. Wer Flüchtlinge zum Monster mache, müsse sich mit ihrem Schicksal nicht mehr befassen. Er sagte weiter: „Es gibt viel Hetze und Häme, aber es gibt immer noch viel Bereitschaft zur Differenzierung. (…) Es gibt auch in schwierigen Zeiten eine Pflicht zur Zuversicht. Diese Zuversicht macht das Handeln leichter.“
Das Grußwort sprach Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner, er ist Schirmherr der Aktionswochen in Heidelberg. Jagoda Marinić, Leiterin des Interkulturellen Zentrums der Stadt Heidelberg und Initiatorin der Heidelberger Aktionswochen, eröffnete die Veranstaltung gemeinsam mit Dr. Jürgen Micksch, Vorstand der Stiftung „Internationale Wochen gegen Rassismus“, sowie der ehemaligen Fußball-Nationalspielerin Célia Šašić, die im Jahr 2017 die bundesweite Schirmherrin der Aktionswochen ist. Célia Šašić verglich die Vielfalt in der Gesellschaft mit dem Fußball: „Fußball wäre ohne Vielfalt nicht möglich. Fußball lebt vom gegenseitigen Vertrauen. Jeder findet und hat seinen Platz und trägt zum Ziel bei.“ Musikalisch wurde der Abend von der Band „Mayada“ umrahmt.
OB Dr. Würzner: „Kommunale Strukturen können die Zivilgesellschaft stärken“
Oberbürgermeister Dr. Würzner, Schirmherr der Heidelberger Aktionswochen, betonte: „Ich freue mich sehr darüber, dass wir den bundesweiten Auftakt der Internationalen Wochen gegen Rassismus in unserer Stadt ausrichten dürfen. Heidelberg ist eine internationale und weltoffene Stadt. Rassismus hat in unserer Gesellschaft keinen Platz! Die Aktionswochen bieten vielfältige Gelegenheit, über aktuelle Themen ins Gespräch zu kommen, sich gegenseitig auszutauschen, sowie gemeinsame Projekte zu realisieren. Die Beteiligung von Vereinen und Initiativen mit Veranstaltungen rund um Themen wie Diskriminierung, Vorurteile, Vielfalt und Teilhabe an den Wochen gegen Rassismus ist in Heidelberg beeindruckend hoch. Am Beispiel der Zusammenarbeit des Heidelberger Interkulturellen Zentrums mit den Akteurinnen und Akteuren vor Ort wird deutlich, wie kommunale Strukturen im Bereich Integration die Zivilgesellschaft stärken können.“
Dr. Jürgen Micksch, Vorstand der Stiftung „Internationale Wochen gegen Rassismus“, sagte: „Der Nationalismus ist auf dem Vormarsch. Rassismus existiert in der Mitte der Gesellschaft. Gegen Anschläge auf Flüchtlingsunterkünfte, Moscheen, Synagogen, muslimische Menschen oder Sinti und Roma brauchen wir breite Solidarisierungen. Das darf nicht mit Schweigen oder Vertuschen übergangen werden. Wir können etwas tun. Die vielen Veranstaltungen der Aktionswochen bilden bereits jetzt ein Bündnis gegen Rassismus und Gewalt. Auch das beeindruckende Engagement dieses Jahr in Heidelberg zeigt: Das ist ein großes Potenzial. In Deutschland gibt es europaweit die meisten Veranstaltungen zu den UN-Wochen gegen Rassismus. Das ist eine Chance. Im Sinne unseres Grundgesetzes heißt das Motto: 100 % Menschenwürde – Zusammen gegen Rassismus.“
In nur vier Jahren von acht auf knapp achtzig Veranstaltungen in Heidelberg
„Es ist eine Erfolgsgeschichte, an der Sie als Heidelbergerinnen und Heidelberger maßgeblich beteiligt sind. Aus acht kleineren Veranstaltungen im Interkulturellen Zentrum sind – nach nur vier Jahren – knapp achtzig Veranstaltungen von über achtzig Heidelberger Institutionen und Vereinen geworden. Das vielseitige Programm bietet Ihnen täglich mehrere Anlässe zur Begegnung. Ich freue mich, dass das Interkulturelle Zentrum dieses Jahr den bundesweiten Auftakt der Aktionswochen in Heidelberg ausrichten wird“, so Jagoda Marinić, Leiterin des Interkulturellen Zentrums.
Aktionswochen von Montag, 13. März, bis Sonntag, 26. März – eine Auswahl:
- Donnerstag, 16. März, 19 Uhr, Interkulturelles Zentrum, Kleiner Saal, Bergheimer Straße 147, 69115 Heidelberg: Film „Die neuen Deutschen – Über Menschen, Kulturen und Identitäten“ und Gespräch mit der Filmemacherin Gülsüm Serdaroğlu. Veranstalter: Interkulturelles Zentrum
- Samstag, 18. März, 18 und 20 Uhr, Welthaus, Willy-Brandt-Platz 5, 69115 Heidelberg: „La nuit africaine“ – Podiumsdiskussion mit anschließender afrikanischer Nacht. Veranstalter: Deutsch-Afrikanischer Verein e. V.
- Montag, 20. März, 20 Uhr, Interkulturelles Zentrum, Kleiner Saal, Bergheimer Straße 147, 69115 Heidelberg: Konzert „Ad.agio“. Projekt mit Musikern verschiedener Herkunft und Nationalität. Veranstalter: Interkulturelles Zentrum und der italienische Künstler Andrea Apostoli
- Dienstag, 21. März, Internationaler Tag gegen Rassismus der Vereinten Nationen, 19.30 Uhr, Interkulturelles Zentrum, Kleiner Saal, Bergheimer Straße 147, 69115 Heidelberg: Lesung von Binyavanga Wainaina, Schriftsteller, Journalist und Aktivist aus Kenia, aus seinem Buch „Eines Tages werde ich über diesen Ort schreiben. Erinnerungen“. Grußwort von Bürgermeister Wolfgang Erichson. Veranstalter: Interkulturelles Zentrum und der Verlag Das Wunderhorn
- Mittwoch, 22. März, 15.30-16.30 Uhr, Elisabeth-von-Thadden-Schule (Sporthalle), Klostergasse 2-4, 69123 Heidelberg: Kinder-Capoeira gegen Rassismus. Veranstalter: Brasilianisch-Deutsches Zentrum für Kultur, Sport und Tanz Heidelberg e. V.
- Mittwoch, 22. März, 19 Uhr, Bürgerhaus HeidelBERG, Forum 1, 69126 Heidelberg: Musical „Anatevka – Fiddler on the roof!“. Veranstalterin: Jüdische Kultusgemeinde
- Donnerstag, 23. März, 17 Uhr: Stadtführung „Muslimisches Leben in Heidelberg – Vergangenheit und Gegenwart“. Treffpunkt: Kurfürsten-Anlage 11 (vor Bauhaus). Veranstalter: Teilseiend e. V.
- Samstag, 25. März, 9.30-17.30 Uhr, Diakonisches Werk, Karl-Ludwig-Straße 6, 69117 Heidelberg: Argumentationstraining „Kompetent gegen rechte Sprüche“. Veranstalter: Diakonisches Werk, Asylarbeitskreis e. V.
- Sonntag, 26. März, 17-21 Uhr, Gemeindehaus Friedenskirche, An der Tiefburg 10, 69121 Heidelberg: Kochevent „Über den Tellerrand“. Kreative Begegnungen zwischen Beheimateten und Geflüchteten. Veranstalter: „Über den Tellerrand“
Das Programm der Aktionswochen gibt es unter www.iz-heidelberg.de. Es liegt zudem in Papierform in den Bürgerämtern der Stadt Heidelberg und bei vielen anderen Institutionen und Kooperationspartnerinnen und -partnern aus. Informationen zu allen Veranstaltungen der „Internationalen Wochen gegen Rassismus“ gibt es zudem im Sekretariat des Interkulturellen Zentrums unter Telefon 06221-5815600 oder per E-Mail an iz@heidelberg.de.